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Mittwoch, 15. Juni 2016
staunen, immernoch
ach annemarie, 08:13h
20 jahre bist du tot, ruhe in frieden madame roque. meinen dank an den erfinder der airbags. ... link (6 Kommentare) ... comment (660) Sonntag, 5. Juni 2016
ein ganzer tag (nach einer idee von richard gleim)
ach annemarie, 09:27h
um 6 uhr morgens hatte ich schon so große langeweile, daß ich anfange alles was
hängt abzunehmen, um es zu reinigen. ich mahle die kaffeebohnen, stehe lange und atme den duft ein. ein moment auf den ich mich schon beim einschlafen freue. erste dehnübungen während ich die katzentoilette säubere, pflanzen wässere und endlich die 1. maschine fertig gewaschen hat. ich liebe es wäsche sorgfältig arrangiert aufzuhängen. danach sitze ich vor dem bildschirm, herr katz putzt sich neben mir im sonnenfleck, wir lesen die tagespresse. ich beginne eine mail, schaffe aber nur wenige worte. zu schwer, das verabschieden. bevor ich mich bei fb einlogge, muß ich mein morgendliches ritual absolvieren - 3 verschiedene patiencen zu legen und jeweils meinen täglichen rekord zu unterbieten. das macht mich äusserst wach. die 2. maschine piept, einige vorhänge kann ich naß vor die offenen fenster hängen; eine gute übung für meinen, durch den hangelenksbruch geschwächten, linken arm. frühstück vergesse ich, bis mir die bücher über das trauern in den blick kommen. ich zwinge mich etwas zu essen, nur kaffee und kippen geht heute nicht. ich muß mein training machen und würde ohne feste nahrung glatt dabei umkippen. es wird warm, ich lege mich nach draussen unter den schirm, zwischen kühlender wäsche. der kater freut sich wieder den balkon zu erobern, die eichhörnchen sind fort. mein blick bleibt an den pflanztöpfen hängen, sie sehen aus, als hätte ich kleine wiesen angelegt. babyhörnchen hat alle kleeblüten vernichtet. ich schaue nach unten und sehe gewölle. überall und sehr dicht. ich mag spinnen, aber züchten will ich sie nicht. ich fege den balkon, das erste mal seit dem märz und schnaube hinterher in schwarz. schnell lese ich ein buch zuende; weine langsam, danach. sonne! wie sehr hat er die sonne geliebt....lag meine hand neben seiner, leuchtete sie weiß. immer. ein weiterer satz tropft in die mail und auf fb befreunde ich mich endlich wieder mit der fabulösen rudy simone. ich schreibe an ma, ma antwortet sofort. ich schreibe zurück, wir unterhalten uns per mail so viel wie nie zuvor. sie ist fast taub, daher ist es eine erleichterung für sie, mir ist es eine freude. liege dann wieder und denke nach. herr katz meckert, da ich seinen nachmittagssnack verzögere. ein weiterdenken ist nicht mehr möglich. das training möchte gemacht werden, heute schaffe ich nur 130 sit-ups, der rest turnt sich wie gewohnt. mein magen meldet sich; ich halbiere lauchzwiebeln, schreddere jungen knoblauch, mahle chili, erhitze olivenöl und koche spagettini - peccorino darüber und mein magen ist friedlich. im radio spielen sie gewinnspiele. das wird mehr und mehr, ich schalte ab. ich verabscheue jegliches spielen; und nein - patiencen spielt man nicht. man legt sie. inzwischen landet die letzte maschine. ich trinke tee, nehme 4 kekse und schreibe noch einen satz. den ich sofort wieder lösche. im ununterbrochenen denken fällt ein wort um. "anstummen", anstelle von "anschweigen". ein toller versprecher von david. ich mag es, aber leider fällt mein blick auf 2 fotos mit einem weissen autowrack, ich muß sie umdrehen und die vermaledeite mail beenden. ich traue mich nicht sie abzusenden, mache es dann doch. während des abwaschs esse ich ein viertelpfund erdbeeren, lasse wie immer die stiele auf dem teller liegen, bis der saft davon getrocknet ist. das ist ein gutes wohnraumparfüm. den teller wasche ich erst morgen, es duftet lange. ma antwortet, ich schreibe zurück und im radio läuft endlich die "dance-hall", dabei läßt sich gut das katzen-wc reinigen. (man, wo das alles herkommt?) mit einem glas wein, einer kippe, einem blick in den rostigen himmel wird es 9. und ich bin fertig mit diesem tag. ... link (0 Kommentare) ... comment (479) Freitag, 3. Juni 2016
loslassen, du mußt
ach annemarie, 11:47h
habe ich am häufigsten gesagt bekommen.
abgesehen von dem "muß", welches man niemandem ausser sich selbst befehlen sollte, ist das gequirlte kacke. die aussagen nahm ich zunächst ernst und mühte mich daran, bis ich das gefühl hatte, zu versteinern. es ging mir immer schlechter und ich verbarg das, da mir die folgenden bemerkungen einleuchtend vorkamen und ich dachte - so muß das sein: "tot ist tot und er ist nicht gestorben, damit du dich grämst." "seine seele ist frei, es geht ihm gut und du hinderst die ihn engültig befreit zu sein, wenn du festhälst." "jetzt ist aber mal genug." .... ich kam mir vor, als trüge ich die verantwortung für den zustand seiner seele; was immer sie ist und wo immer sie auch sein mag - ich bin mir da nicht sicher. je länger (wer bestimmt was lange ist?) ich also trauere, desto übler für ihn. aha. nur meiner ärztin gegenüber brach mir die fassade einen spalt auseinander und sie gab mir rat, fürsorge und literatur über das trauern. darin erkannte ich mich wieder, nicht mehr essen zu können, nicht mehr zu trinken; das verdrängen/leugnen bis die realität dich erneut mit wucht zurückschleudert; das gefühl irre zu sein und weiter zu werden; nicht mehr zu funktionieren, alles zu vergessen, was vorher automatisch ablief; sich dem gestorbenen nähern zu wollen, vielleicht auch zu vereinigen, indem man am besten auch stirbt. ich zitiere: (augustinus, nach dem tod seines besten freundes, ein 1. halbsatz wird von ihm zitiert, nach ovid) ) "durch diesen schmerz kam tiefe finsternis über mein herz.... ich war mir selbst zu einer einzigen großen frage, und ich forschte in meiner seele, warum sie traurig sei, warum sie mich so sehr verwirre, so wußte sie mir nichts zu antworten. .... denn ich habe seine und meine seele als einzige in meinem körper empfunden (ovid, trist.IV,4,72) und deshalb schauderte es mich vor dem leben, weil ich nicht als halber leben wollte, und deshalb fürchtete ich vielleicht zu sterben, weil er, den ich so sehr geliebt, dann ganz gestorben wäre." und ich zitiere: (verena kast, trauern) "stirbt ein geliebter mensch, so nehmen wir in seinem sterben nicht nur antizipatorisch unser eigenes sterben vorweg; wir sterben in gewisser weise auch mit ihm. es wird uns kaum je so radikal bewußt wie beim tod eines geliebten menschen, in welchem maß wir uns aus unseren beziehungen zu anderen menschen und dingen verstehen und erfahren, in welchem maß der tod einer solchen beziehung uns aufbricht und neuorientierung verlangt. .... die welt tritt dem trauernden anders gegenüber als dem menschen, der nicht trauert. und je stärker die trauer und der tod in einer gesellschaft verdrängt werden, um so weniger spontan wird diese gesellschaft mit den trauernden umgehen, desto schneller wird sie fordern, daß man endlich wieder einmal mit der trauer aufhören sollte." wann wurde eigentlich das trauerjahr abgeschafft? wie jede andere, hatte auch unsere gesellschaft riten und formen, um "ordentlich" trauern zu können. die treffen seiner freunde, um seine wohnung wieder herzurichten, die trauerfeier, seine bestattung, all das gab mir kraft und hielt mich; im moment aber, alleine und wie unter wasser lebend, hält mich nichts mehr fest. okay sage ich mir, ich werde aushalten, denn ich will nicht ertrinken. und die anderen sollten mich (los-)lassen. ... link (2 Kommentare) ... comment (654) Montag, 16. Mai 2016
die nächte sind am schlimmsten.
ach annemarie, 16:47h
halbneun sagt das radio
halbelf halbzwölf und zu den vieruhrnachrichten fahre ich heraus aus dem trost mit einem lauten NEIN! in mir ist es düster alle gewesenen farben sind überzogen mit dem stumpfen grau der asche. ich fühle ihn den morast der mir die haut zieht an mir zerrt mir die knochen bewegt und meine fingerkuppen versuchen zu halten was nicht mehr zu halten ist. aus dem morast steigen stinkende blasen darum schweige ich. um ihn legen sich die tage. stählern schimmernd. sie halten. mich? vielleicht. ... link (0 Kommentare) ... comment (290) Sonntag, 1. Mai 2016
man sieht sich immer ein zweites mal.
ach annemarie, 14:17h
eben las ich die texte von februar 2011, in der kategorie "im praktikum", noch einmal nach....
und fühle mich so was von hervorragend. mein chef verlegte eine schulung, damit ich sicher daran teilnehmen konnte, extra auf letzten montag. ich hatte gute laune und der mann der firma h. klingelte, ich riss die tür auf und trat einige schritte zurück. in nanosekunden hatte ich das gesicht eingeordnet und stemmte beide hände in die seiten, fing an zu lachen und ließ meinen ersten gedanken heraus: "ahhhh wie du siehst, hat die oma die umschulung geschafft!" er wurde rot und bat mich, ihn aufzuklären.... bezeichnenderweise wirkt er nicht durch meine spontane äusserung beleidigt. ich klärte auf. und das tat gut. ich bekam etliche entschuldigungen und wir gingen über zum schulen. dabei machte er große augen, als mein chef erklärte, daß ich ja auch mit den kopfhörern beschäftigt sei, da ich elektronikerin bin. ich denke, er hat mich nie richtig wahrgenommen; nur mein alter erfahren und dann geurteilt.... nachdem er fort war, sagte ich, wer das gewesen ist und da ich die geschichte früher erzählt hatte, kriegte sich el chefe nicht mehr ein. schlaflos, traurig und reichlich zerissen wie ich zur zeit bin, ging ich doch wieder mal herzlich lachend in den feierabend. und, da ich recht nett zu ihm war, ehrlicherweise keinen groll mehr spüre; habe ich vielleicht mal wieder einen punkt auf der plusseite der karmarechnung gesammelt. ... link (0 Kommentare) ... comment (304) Samstag, 9. April 2016
gestern nun verließ er die stadt
ach annemarie, 16:38h
die er liebte und fuhr im schoß seiner mutter zu dem ort,
wo er unter eine birke gelegt werden wird. als seine familie die urne nahm und damit das obergeschoß im café verließ, fühlte ich großen schmerz. auch körperlichen, ich konnte mich für minuten nicht mehr bewegen. blind stieg ich die treppe herunter, zu den anderen und wir tranken, wir redeten, wir lachten und wir weinten. zuvor hielten wir die trauerfeier ab. zum hineinkommen hörten wir rufus mit "tiergarten"; h., eine franziskanerin aus dem pankower hospiz, führte uns durch diese stunde. die rosa cavaliere (ein phantastischer männerchor, dem mike lange angehörte) füllten den raum mit "hallejula" und dann sprach a., sein mann. anrührend schön beschrieb er ihr gemeinsames leben. h. erzählte von woher er kam, über sein wirken und von seinen träumen, ehrlich und klar. witzigerweise passten zumeist die fotos, die auf eine leinwand gebeamt wurden, zum gesprochenen. danach sprach ich einen kurzen text, der mir in der nacht nach seinem tod aus den fingern kam und ich sang einige zeilen für ihn. und auch die cavaliere hoben noch einmal die stimmen, mit einem lied von der liebe. als letzter sprecher kam o. nach vorn, sein bester freund, seine beste freundin. noch immer habe ich die brüchigkeit seiner stimme im ohr; er erinnerte neben tränentreibendem doch auch so an mike wie er nun mal war, so daß wir lachen konnten. als prince zum endgültigen abschied "sometimes it snows in april" sang, saßen wir still; ich hoffe daß viele, wie ich, dabei an der hand gehalten wurden. prince-symbol anwesend waren viele und wir waren sehr verschiedene menschen. die familie, die freunde, der chor, nachbarn, auch ehemalige - denn er war der weltbeste hauswart - oder zum beispiel die sachbearbeiterin seiner bank. einige nahmen einen weiten weg auf sich, um ihm lebewohl sagen und sein leben feiern zu können. mike bildete die schnittstelle für all diese kreise. (dank an o. für diese treffende beschreibung) und in allen diesen kreisen wird an ihn erinnert werden und sein wesen, sein charme und seine gutherzigkeit werden lebendig bleiben. durch die reden auf der feier, durch erzählungen vorher und nachher habe ich mike noch mehr und noch besser kennengelernt. die tränen in den augen meines gegenüber, das lachen über sein lache (wirklich legendär!), all das ging mir tief ins herz. die liebe für ihn, die ich spürte als mich s.+ s. und auch k-v. umarmten, half die verlorenheit zu verscheuchen. die schönheit von h.s floralen arbeiten boten einen anker, als gefühle den blick verrutschen ließen. ich danke euch allen. ich danke seiner ma, daß sie ihn geboren hat. ich danke für die jahrzehnte, für jede sekunde die er bei uns war. ... link (0 Kommentare) ... comment (1305) Dienstag, 5. April 2016
es ist kalt geworden.
ach annemarie, 20:00h
ich stehe im dunklen
fühle das ende eines meiner schönsten bänder sich bewegen so gerne ich all die anderen losließe nur dies eine will ich halten nun ist mir erklärt was es meint mit dem zerreissen nun weiß ich das noch nie hab ich solcherart schmerz und dunkelheit gelebt kein boxhieb hilft kein zerren hält an die zeit morgen laß ich es los morgen. ... link (0 Kommentare) ... comment (318) Samstag, 2. April 2016
-
ach annemarie, 13:29h
heute ist es einen monat her.
schon? erst? mit dem versuch wieder in meinen alltag zu gelangen, bin ich gescheitert. nichts ist oder fühlt sich an wie vorher, ich bin eine andere geworden. dieser automatische griff zum telefon - everything hurts. especially everything. ... link (0 Kommentare) ... comment (295) Sonntag, 27. März 2016
was einem bleibt,
ach annemarie, 14:58h
ist geschrieben, sorgfältig in den blick gestellt, zu hören und zu riechen.
sogar zu schmecken. nur das fühlen ist noch immer nicht begreifbar.... ... link (0 Kommentare) ... comment (262) Mittwoch, 16. März 2016
...natürlich hat die sonne gestrahlt,
ach annemarie, 11:16h
auch wenn der raum nur leicht von kerzenschein erhellt wurde.
da lagst du, ein teil von dir. lang, schmal und bunt. meine augen folgten erst den umrissen deines sarges, mein blick fiel dann auf deine zähne. wir fanden sie vor einer woche inmitten der trümmer; ich habe sie gewaschen. unter fliessendem wasser hielt ich dein lachen in meinen fingern. und wusch und wusch, mochte nicht aufhören. dein körper war bedeckt mit einem weissen tuch, darunter gekleidet in den türkisfarbenen anzug. deinem selbstgenähtem lieblingsstück. einem tiefroten hemd, einer fliege und dem maatkäppi. rosen deines mannes, rosen vom chor, tulpen von deiner ma und gummibärchen. meine hände fanden von allein den mut, legten sich kurz um deinen kopf, ich sprach dir das versprochene kaddish. ein wenig leichter legte ich dir mein herz in den sarg, umschloß mit der linken hand deinen fuß, fühlte die kühle, begriff endgültiges und trat zurück in die sonne. ... link (4 Kommentare) ... comment (482) ... older stories
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