annemarie
Donnerstag, 13. April 2017
axels heim. (für subi und steven)
wieder in einem hausflur und wieder wird der schritt schwerer, auf jeder weiteren stufe hinauf.
altbau, dunkel und still. aussenklo, jeweils zwei nachbarn müssen sich das teilen.
die tür macht angst, sie ist versiegelt, darauf fällt der erste blick und kurz hast du ein
flashback von mikes tür, der zweite blick sieht die offensichtlich mehrfach gebrochenen hölzer, die reparaturen.
eine geschundene tür.
dementsprechend, denkst du, muß es dahinter furchtbar aussehen.
aber auch wenn es keinen strom mehr gibt, dunkelheit herrscht und auch die türrahmen
hin zu den räumen zersplittert sind, herrscht klarheit.
es duftet, ja es riecht wohlig gut.
diesen guten geruch möchtest du ewig atmen.
und licht gibt es doch. rotes, warmes leises licht.
du schaust auf das bett, die decke ist nur mit einem zipfel zurückgeschlagen, in dem
kopfkissen ist der abdruck seines kopfes.
als ob er mal eben kurz pinkeln gegangen ist, denkst du und fühlst dich wie ein störenfried.
stehst da, mitten im raum und um dich herum verfallen alle ihren aktivitäten.
suchen dies, suchen das und reden.
wie unter wasser hörst du sie, siehst du sie, gehst zum bett und legst deine hand in die kuhle des kopfkissens.
es ist kalt in dem negativ seines kopfes.
für sekunden weinst du, aber nach innen.
dann reihst du dich ein und suchst dies und suchst das.
redest. packst. sortierst. organisierst.
und zuhause, noch viele monate später, hängt der geruch noch immer an seinen dingen.
tröstlich und behütend.
schön.

momente

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Donnerstag, 23. März 2017
vorwärts mit fortune
sie ist unerbittlich
aber sie ändert sich stetig
und sie ändert dich
sie will gelebt werden

 
 
als mike starb fiel ich in eine trauer wie ich sie vorher nicht kannte,
als liefe ich durch meine tage mit dem kopf im nacken, augen geschlossen,
eingewickelt in schmerz.
das blinzeln durch die lider fing gerade an, da starben die weiteren freunde.
einer nach dem anderen und ich verdrängte und erstarrte.
es tat mir gut, vordergründig, zu rennen, zu organisieren, zu machen und zu tun.
wegrennen, dabei hastig unendlich viele schmalzstullen zu verschlingen und doch wußte ich,
daß mit dem erledigen aller dinge auch das trauern wiederkommen wird.
ich hatte angst.
große angst, ich dachte, das muß ja eine riesige woge sein, die mich überrollen wird.
stattdessen platzen meine illusionen wie eine blutwurst in der pfanne, leise und ohne
brandblasen.
die uraltweisheit, daß es das eine - leben - ohne dem anderen - tod - nicht gibt, ist mir so klar geworden, daß ich es nicht denke, sondern fühle.
keine woge haute mich aus den schuhen. im gegenteil, ich stehe stabil auf dem neuen boden,
laufe gerade und habe die augen weit geöffnet.
nur für momente lege ich den kopf in den nacken. dann, wenn einer von ihnen mir fehlt,
wenn einer in mein erinnern rückt mit wort, duft, tönen oder einer farbe.
das beides wechselt sich ab und ich ertrage meine existenz ohne zu schwanken.
darüber staune ich sehr.
das trauern hat sich und mich verändert, ich habe viele entscheidungen getroffen.
daß ich sie getroffen habe, merkte ich meist erst beim umsetzen; ich wunderte mich mich über das was ich da tue.
ein radikales ausräumen meiner vielen vielen dinge, das halbieren meines haushalts
(was geschirr, besteck, töpfe etc. betrifft), vergeben und verschenken von allem was mir
auf einmal nicht mehr wichtig war und ist.
frei-räume-n.
einige exotische, einige schwere krankheiten habe ich überstanden; nun werde ich alles regeln,
damit alles geregelt ist.
ich habe mir versprochen, daß ich nie nie nie mehr ins krankenshaus muß. liegend jedenfalls.
kleinkram werde ich nicht unbedingt ignorieren, weiß jedoch genau, was ich mir nicht mehr antun lassen werde.

seit ende 2015 war ich mit dem malen und schreiben im ausnahmezustand.
nichts ging mehr.
ich war, frisch verheiratet seit september, bis in den februar 2016 auf dem wege der trennung.
ich selber vermute einen zusammenhang mit meinem blöden sturz im februar, der mich ja gezwungen hatte, zur ruhe zu kommen.
und dann kam der 3. märz und mein bester freund starb.
wie ich dieses jahr, mit allem was folgte, überstanden habe, das weiß ich nicht mehr so genau.
nach all diesen todesfällen, einige sehr brutal und unglaublich schrecklich, finde ich mich hungrig
tatendurstig und voller intensivster gefühle im hier und im jetzt wieder.
einen starken durst auf wörter habe ich, seit eingen nächten weckt er mich auf und meine farben äussern ein heftiges verlangen nach begutachtung, verreibung, vernichtung.
der geruch schweren papiers, jetzt ist er zurück.
lockt mich.
so ganz trau ich mich noch nicht....
aber bald, demnächst. ich spüre es.
und, ein alter freund - besser eine neu arrangierte freundschaft - schrieb mir folgenden wunderbaren satz:
Das mit dem aneinander Denken ist wohl eine der positiven Folgen eines negativen Ereignisses.

myself in many words

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Donnerstag, 2. März 2017
fast ein jahr.
du bist fort, nun weiß ich das ein wenig mehr.
du bist so weit fort, doch ich sehne mich nicht dorthin.
nicht mehr.
was du mir, uns allen an geschenken hinterlassen hast wird sichtbar.
noch sehne ich mich täglich nach dir, trage dich aber als gewesen in mir.
ich lerne.
und, ich bin wahrlich nicht mehr die person, die ich heute vor einem jahr
gewesen bin.
du hast mich noch in deinem tod verändert.
zwei drittel meines lebens haben wir uns hören, sehen, fühlen, streiten und vertragen, amüsieren, beklagen, austauschen, animieren können.
(als hätte wir uns je ordentlich gezofft...never ever.)
 
mein herz du meine zwillingsseele.
 
 

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Samstag, 4. Februar 2017
sechs´nfuffzich.
deine ma trank am abend vorher noch ein glas wein, so war das anfang der 60er jahre im letzten jahrhundert.
du hattest dich schon auf den weg gemacht, aber der doc schickte sie wieder fort und ma und pa gingen nochmal eben was trinken.
während du die vorbereitungen für den kommenden tag triffst, fällt dir ihre geschichte aus botswana ein, als sich dein bruder bereit machte in die welt zu steigen; im buschkrankenhaus stand der doc rauchend neben ihr, um die geburt zu begleiten. ein vernarbter, alter fliegerarzt. der dann aber erfolgreich half, obwohl ma ihn zunächst aus dem kreißsaal schmiss, weil ihr vom qualm schlecht wurde.


kein grund zum feiern, denkst du, füllst die rotgepunktete thermoskanne mit kochendem wasser, stellst den rotgepunkteten topf auf den herd, eine blaugepunktete tasse neben den wasserkocher und wischt die krümel in den - natürlich - rotgepunkteten mülleimer, wirklich kein grund zum feiern.
ausgerechnet an deinem geburtstag stehst du noch einmal für einen ganzen tag im geschäft.
unsicher, ob du dort zum letzten mal arbeitest.
ausgerechnet an diesem tag vor einem jahr, holte dich mike von dort ab; schwer am schleppen mit all dem rotgepunkteten neuem zeug, was er für dich ergattert hatte.
unsicher bist du, ob du zuschließen mußt, um in ruhe zu heulen.
du verschwendest deine nacht mit gedanken und an gedanken.

am morgen liest du die analoge karte von ma und eine mail von der küste.
rätselst lange über den satz mit den 20 jahren; wie immer verstehst du erst einmal nicht und dann - und dann stand da der satz mit der hose.
eine rote hose, mit weissen punkten. und du lachst. und du fühlst dich getröstet.
so geht es weiter, den ganzen tag.
andauernd kommen keine kunden, es kommen die freunde.
schon der chef legte eine spur aus krokustöpfchen, kleinen karten und einem kilo topazäpfeln, er schrieb glückwünsche, er besprach deine mailbox mit welchen und er ruft an, um sie nochmals persönlich zu sagen.
eine brownietorte und blumen treffen auf deinen hungrigen magen, das kind und seine mutter sind bei dir. familie....
kaum sind beide gegangen ist mittagspause und deine älteste freundin entführt dich.
ihr nehmt einen italienischen snack und sie hinterlässt frische mandelkekse.
zwei anrufe ohne daß du viel sprechen kannst, du musst zuhören. schwerin singt im duett ein ständchen.
du hast die sorge, man könnte dich für unhöflich halten, weil du all die digitalen glückwünsche nicht kommentieren kannst, dir fehlt einfach die zeit dazu.
du hast gerade die buchhaltung in ordnung gebracht, das geschäft geputzt und schliesst die tür, da der müll ensorgt werden will, da siehst du rotkäppchen heranwanken.
einen korb im arm, die zudecke leuchtet von weitem herrlich in rot mit weissen punkten.
der korb gefüllt mit allem was dir auf den rippen fehlt. und blumen!
auch dein freund macht einen in tulpen; du fragst dich, wie du das alles zu dir bringen sollst.
überflüssige sorge.
nach einem (oder zwei?) glas spanischen roten, oliven und einem stück torte, stehst du abends eine stunde und beschneidest blumen, suchst alles was du an vasen finden kannst.
herr katz meckert erst, lockt dich kurz später satt und zufrieden zu sich ins bett.
ihr kuschelt und du gestattest dir zu weinen.
nur kurz und vor freude.

funkel

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Samstag, 21. Januar 2017
dreieinhalb sätze. (klammer zählt nur halb.)
zusammengefaltet (wie ein blatt papier, was so oft gefältelt wird,
daß am ende jeweils beide daumen und zeigefinger in eine öffnung
gesteckt, diese konstrukt auf und zu klappen können, um verschiedene
wörter die am beginn auf das blatt geschrieben wurden, zu einem
satz vervollständigen; wie heisst dies faltwerk nur? hat es überhaupt
einen namen?) jedenfalls wirft dein körper starre falten, schwimmt
aber trotzdem auf dem bett, sobald du an dem damm rührst, ja noch
nicht einmal daran kratzt, du berührst nur das mauerwerk und sofort ist
nichts mehr sicher, unter dir, über und neben dir und sowieso in dir.

du redest mit ihnen, am morgen begrüßt du sie mit "hallo jungs.", mal
erzählst du dem einen mehr als allen anderen, mal fragst du den anderen,
ob es ihm recht sei, was du tust und das lauschen auf antwort erhöht den
damm, erniedrigt dein gewicht, auch wenn du ißt und ißt und ißt verschwindest
du hinter dem letzten loch im gürtel, denn nach dem liegt niete an niete,
es gibt keine möglichkeit zwischen ihnen halt zu machen, diese verdammten
nieten, angelaufen, verbogen und voller geschichten möchtest du zwischen
sie kriechen, das läßt dich mehr verzweifeln, als die erkenntnis, daß die
"jungs" alle erwachsene und ausgewachsene kerle waren und eben - waren.

es ist dir unmöglich zu trauern.

myself in many words

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Samstag, 10. Dezember 2016
2016
 
 
# ich bin gestürzt und gebrochen
 
 
# mike ist mehr als gestürzt und gestorben
 
 
# so viele herzen fingen an zu splittern
 
 
# atmen lernen und abschiednehmen
 
 
# ich verunfalle und lerne zu unterscheiden
 
 
# offizielle erlaubnis den namen in dem ich mich heimisch fühle zu tragen wird erteilt
 
 
# endgültiger abschied von hagen
 
 
# die schönen frauen schließen den bund fürs leben
 
 
# axel fliegt fort für immer
 
 
# in mir ist es sehr dunkelgrau
 
 
# herr pappnase verläßt unsere welt
 
 
# der kreis wird geschlossen durch holger der nicht mehr erwacht
 
 
# ein versteinertes verabschieden
 
 
 
 
es bleiben mir fragen es bleibt ein enormer schmerz
 
ich schaue oft in den sternenhimmel
ich vermisse euch so sehr
denke ich dann und doch funkeln die sterne und erinnere ich mich an die
die da sind
meine freunde
sie lieben mich und ich sie
alles beides bringt tränen
tiefe kerben am mund meine augen knittern
ich bin doch so gerne allein und nun
und nun fühle ich endlichkeit einsamkeit
wie einen wegweiser
einen pfeil der mich warnt nicht zu vergessen
das leben zu leben.



dies jahr hat mich um ein jahrzehnt altern lassen.

myself in many words

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Sonntag, 27. November 2016
mittendrin. (farewell für axel atta)
das aftershave von mindestens 15 männern reibt sich schwer ab
und ich bin innen ganz hell
heiser von und mit rum-cola rede halten und fragen
fragen über fragen die auch bleiben
wie als junges ding schaue ich auf zirkel die sich automatisch formen
mit dem unterschied daß axel sie alle verbunden hat.
 
 
er hatte sie alle
verzaubert
geärgert
verwöhnt
beglückt
gefilmt
bequatscht
zum lachen gebracht.
 
 
gestern hat er das alles auf einmal geschafft.
mit allen gleichzeitig.
 
 
und ich ausnahmsweise mittendrin.

funkel

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Samstag, 19. November 2016
kleine kostbarkeiten.
ein zwei überraschend formulierte sätze
eine geste
oder eine verwaltung die emphatisch agiert
sogar eine elektronische umarmung
ein liebevoll zerkochtes essen
und karierte taschentücher werden angereicht
einer findet ein glitzern und formt es zum witz
die seifenblasen steigen unter der küchenlampe auf
 
 
ich habe keinen schmerz in mir
ich bin einer
fühle wenig,
aber was ich fühle webt sich zu einem verband
der tröstet und mich hält.
 
 
ausserdem esse ich schmalzstullen,
damit mein körper nicht weiter verschwindet.
 
 
danke
euch allen.

funkel

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Mittwoch, 9. November 2016
-
heute habe ich mich entschieden:
kein weiteres r.i.p.

mein blog füllt sich mich meldungen des todes;
eine fünfte möchte ich nicht schreiben,
auch wenn ein weiteres mitglied meiner "familie" gestorben ist.

dem horror der aussenwelt
kann ich keine gesunde private entgegenstellen.

ich leide unter grippe und nicht-mehr-verstehen-können.

mandelkern

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Freitag, 28. Oktober 2016
R.I.P.
herr pappnase
 
 
 
das macht mich sehr sehr traurig....für ihn, seine frau, seine kinder.
 
für mich ein mitblogger, der meine ersten versuche hier freundlich und liebevoll gestützt hat.
später konstruktive kritik rüberwachsen ließ. und feines lob.
ich freue mich, daß ich ihn dann auch persönlich kennenlernen durfte.
ich werde ihn vermissen.

mandelkern

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Letzte Aktualisierung: 2024.07.27, 13:34
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herzlichen dank. in all dem streß wegen meines...
by ach annemarie (2024.06.16, 09:48)
danke sid. ich brauche...
danke sid. ich brauche noch einige zeit....
by ach annemarie (2024.06.16, 09:43)
vielen dank.
vielen dank.
by ach annemarie (2024.06.16, 09:42)

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