annemarie
Freitag, 5. April 2013
auch weg.
ich sollte mich von ihr trennen, sagt die ärztin.
erst war es nur geplänkel, aber nach dem ultraschall wird sie konkret und sehr viel ernster.
dieses jahr noch arbeite der professor mit seinem team, dann gehe er in pension.
er hatte vor vielen jahren meinen krebs erfolgreich behandelt und mich so hübsch operiert, daß manch einer der einen blick darauf werfen durfte, es nicht glauben mochte.
und nun, nun wird er älter wie wir alle, sagt sie noch lachend, strubbelt mir durch mein graues haar und nun, sehr ernst, müssen sie.
sie will unbedingt, daß ich bei ihm in tiefschlaf falle und die skalpelle blitzen.
durch meine vorerkrankungen wird es eine große operation, aber das ist nicht so schlimm, finde ich.
ich weiß, daß es hinter sehr schmerzen wird, aber das ist nicht das problem, finde ich.
muttermundlos bin ich seit jahrzehnten, dann, im herbst, bin ich gebärmutterlos.
so ganz ohne irgend etwas mit mutter.
hm.
ich frage nach der leere, die das hinausschneiden hinterläßt.
sie antwortet, natürlich zur rein körperlichen ebene.
damit ist man allein, denke ich traurig, mit dem nicht-aus-gefülltem, mit dem phantomschmerz und traue mich nicht zu fragen, ob es den wirklich gibt.
aber, ich habe sie falsch eingeschätzt.
wir kennen uns 30 jahre und sie strubbelt mir noch einmal durchs haar (wie ich das hasse!! aber ok, SIE darf das.) lacht wieder und sagt, das nächste mal möchte sie eingeladen werden und ...." auch alle ihre babys angucken. das sind doch ihre babys, oder?" ....

ja.
irgendwie schon.

mandelkern

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das hinausschneiden hinterlässt keine leere, es sei denn, der leere wird raum gegeben. das darf nicht sein, so wie man leere nie raum geben darf.

der kopf trägt die entscheidende rolle. ab einem gewissen alter ist dieses organ nicht mehr zu wirklich was nütze, ausser - wie in vielen fällen - eine mehr oder weniger gefährliche zeitbombe darzustellen. das kann man sich sparen.

ich hier so mit 34: ach, da schneiden wir drumherum und so und so weiter, und dann können sie vielleicht noch einmal ein kind bekommen (das ich gar nicht wollte). nach zwei jahren angst und bangen, und (damals bei dieser diagnose einer überlebenschance von 50% für die nächsten 5 jahre, alleinerziehend) chemie und schmerzen und kontrollen und weiss der teufel: dann doch raus damit. seither ist alles prächtig, seit einem vierteljahrhundert.

nur mut.

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liebe frau kelef,

zu absatz eins bleibt mir nur ein ja zu sagen.

zu absatz zwei auch.

(ich denke, seit ich das gestern las, viel darüber nach)

absatz drei ist mir, bis auf einiges, vertraut. meine ärztin appeliert seit langem an meinen verstand.

danke.

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danke sid. ich brauche noch einige zeit....
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vielen dank.
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