annemarie |
Montag, 15. Juli 2013
abschied II
ach annemarie, 12:42h
zwischen zwei happen grünen curry sagte mir pa, daß der onkel heute morgen gestorben sei.
aß weiter. ma guckte, aß weiter. mir hingen die glasnudeln aus dem mund. ich konnte nicht weiteressen. die beiden waren fertig und lehnten sich zurück - in erwartung meiner fragen? ja, obwohl unwillig, weil eigentlich ginge mich das nichts an, hielten sie es für nötig, mir das mitzuteilen und waren bereit ein wenig darüber zu reden. abgesehen davon, daß pa von "den hinterbliebenen" sprach und ich ihn daran erinnerte, daß das sein bruder sei, nein war, möchte ich nichts über die umstände seines todes schreiben. meine fragen wurde beantwortet und ich würde mir die fingerkuppen flach tippen, wenn ich nur anfinge darüber zu schreiben.... ich lief nach dem essen langsam zu mir nach hause und versuchte beides zu verarbeiten, nu - eigentlich erst einmal zu begreifen. die art und weise, wie meine (leiblichen!) eltern uns zwei kinder als nicht zugehörig zur familie behandeln, immer und immer wieder. und das onkel w. nun nicht mehr lebt. onkel w. war das älteste von 4 kindern, wurde studienrat wie sein vater, heiratete eine sehr viel ältere frau und führte dann mit ihr eine kosmetikerschule. sie hatten keine kinder. das alles trug wohl nicht zum familienfrieden bei, aber mein opa war dann tot und es wurde nicht mehr darüber gesprochen. ich denke, weil auch seine geschwister nicht unbedingt zeitkonforme lebenstile pflegten. als kind erinnere ich mich, ihn als eine art eule gesehen zu haben; einen kleiner mann mit schwarzem wenigen haar, wenigen worten und einer enormen brille, auch schwarz. seine frau überragte ihn kühl und blond, immer perfekt überschminkt und so behangen mit gold, daß man denken könnte, sie kippt gleich vorne über. ein kinderhassender dackel lief stets an ihrer seite. für mich gab es teure steife puppen, die ich sofort auseinandernahm. einmal, zweimal; jeweils zu weihnachten und dann tauchten die beiden auch dabei nicht mehr auf. nach langem überlegen komme ich auf 10 bis 12 begegnungen in unserem leben. das letzte mal verweigerte er mir hartnäckig das du und siezte mich durchgehend, machte einen diener zum abschied - das tat weh. dazu muß ich erkären, ich bin seine einzige nichte, der einzige neffe ist mein bruder. es gibt die 3 geschwister, es gab noch eine cousine, 25 jahre jünger als ich, aber vor einigen jahren, mit 20, brachte sie sich um. da ist noch eine großcousine plus mann und kind. das war es. (hätte es die nazizeit nicht gegeben, dann würde ich erstens diese zeilen nicht schreiben und zweitens in einem riesentrumm an familie verschwinden.... aber vielleicht wäre es dann auch nicht nötig gewesen, für mich, auf die welt zu kommen. hätte, wäre, würde, könnte. es gab sie aber und so stirbt nun dieser familienbaum ab.) eine handvoll personen, in alle winde zerstreut lebend. es ist nicht so, daß nur ma und pa keinen zusammenhalt wünschen, sie alle leben am liebsten in distanz zu allen und allem. ich trauere. ich trauere um die verlorenen chancen sich kennzulernen. um nie mehr stattfindene versuche so etwas wie ein familiengefühl zu entwickeln. ich trauere; weil mein pa sein eigene trauer so tief in sich verbirgt, daß er sie nicht wiederfindet. sein lächeln ist schief, seine augen die eines erstaunten kindes - das anzusehen macht mich sehr traurig. ich trauere, weil der tod meines onkels mich einen schritt weiter an meinen tod führt. der, sollte ich lange genug leben, der des letzten mitgliedes dieser familie sein wird. familie? irgendwie schon. die sehnsucht läßt mich doch trauern! ich hätte onkel w. so gerne onkelchen genannt. gelacht und gestritten, gelangweilt zugehört, mir geschenke für ihn ausgedacht. ihn geärgert und mich von ihm trösten lassen. seinen geruch beim hallo!-sagen eingespeichert. ach, so vieles noch... nie mehr. die unnahbarkeit und unerreichbarkeit meiner familienangehörigen läßt mich zweifeln. sogar mir als ein asperger ist diese kälte und distanz zuviel. man hat familie und hat sie überhaupt nicht; eine papierne familie, geschrieben, lesbar, aber nicht lebendig. ach, onkelchen. ich hätte dich gerne einmal im leben in den arm genommen und wünschte, du mich auch. wir hätten beide etwas sehr schönes davon gehabt. ruhe in frieden. ... comment
wajakla,
Mittwoch, 17. Juli 2013, 12:46
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herzlichen dank.
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herzlichen dank. in all dem streß wegen meines... by ach annemarie (2024.06.16, 09:48) danke sid.
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danke sid. ich brauche noch einige zeit.... by ach annemarie (2024.06.16, 09:43) |