annemarie
Freitag, 14. Februar 2014
und -
wieso kam ich auf die straße?
abgesehen, daß ich als kleine schon weglief, flüchtete, am liebsten draussen unterwegs war;
mit knapp 14 jahren kam ich nach scharfenberg, dem internat für kinder, die nicht mehr zu hause leben konnten.
(ich erfuhr ja erst vor einiger zeit, daß das internat die letzte schule war, die mich noch nehmen wollte, konnte, durfte)
samstags ging es nach hause, am montag morgen zurück auf die insel.
das sollte den familienfrieden wahren....
ich aber saß etliche samstage im treppenhaus und wartete vergeblich auf meine eltern, einen wohnungsschlüssel besaß ich nicht.
sie hatten mich wohl vergessen und waren unterwegs.
daher fuhr ich irgendwann nicht mehr zu ihnen.
(sie meinen bis heute, sie hatten gewartet, ich aber wäre einfach nicht mehr gekommen)
die wochenenden verbrachte ich bei mitschülern oder, jedenfalls im sommer, heimlich im internat.
da mir niemand grenzen setzte, es keinen in der schule weiter kümmerte, erschien ich immer weniger dort und fing an auf der straße zu leben.
am meinem 18. geburtstag fuhr ich ein letztes mal nach tegelort, um mein zeugnis abzuholen.
mein vater war auch anwesend und holte meine habseligkeiten.
er führte ein gespräch mit mir, und sagte, daß sie mir einen platz auf dem letteverein besorgt hätten und eine kleine wohnung in moabit.
als letzte chance, als das letzte was sie für mich täten.
ich war baff und nahm das angebot an.
eifrig und freudig begann ich die ausbildung zur graphikerin.
als punk war ich seit geraumer zeit in ost-berlin unterwegs und wußte wohin, um mich mit den materialien einzudecken, die ich dazu brauchte.
die direktorin des lettevereins gab unserer klasse unterricht (schriftkunde) und hasste mich.
ich war der erste punk ever dort und ich erinnere mich, wie ich einmal ihren unterricht verlassen mußte, weil sie den anblick von mir nicht ertrug. sie verband das immer mit ungepflegheit und meinte ich wäre zu dreckig. ausgelöst hatten das meine fingernägel, die ich, wenn ein lack abblätterte, sorgfältig mit einem einer anderen farbe ausbesserte.
das sah sehr hübsch aus, aber die dame schäumte vor wut.
die modeleute und die fotographen fanden mich (besser mein aussehen und meine verschminkung) gut und ich hatte keinerlei anschlußprobleme.
ich scheiterte, grandios zwar, mit dem lob einiger lehrer; denen aber nichts übrig blieb, als mich schlecht zu bewerten.
ich war gut und phantasievoll, doch immer am thema vorbei.
immer.
und in dem zweig, der physik und mathematik betraf, nunja, ich konnte damals nicht das 1x1 und weiteres rechnen. das kam erst viel später....
das erste halbjahr ging dem ende entgegen und ich wußte, ich werde so schlecht abschneiden, daß ich nicht weiter lernen dürfte.
meine eltern stoppten sofort jegliche zahlungen und mir blieb nichts als der weg zum sozialamt.
dort wurde ich abgewiesen, ma und pa hatten es geschafft, denen klarzumachen, daß ich "böswilligerweise" die ausbildung abgebrochen hätte.
so ging ich wieder auf die straße und hangelte mich durch die nächsten jahre....

in berlin

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Letzte Aktualisierung: 2024.07.27, 13:34
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by sid (2024.07.27, 13:34)
trauer
das finale bild und gefühl zu meinem vater ist...
by ach annemarie (2024.07.24, 19:03)
herzlichen dank. in all...
herzlichen dank. in all dem streß wegen meines...
by ach annemarie (2024.06.16, 09:48)
danke sid. ich brauche...
danke sid. ich brauche noch einige zeit....
by ach annemarie (2024.06.16, 09:43)
vielen dank.
vielen dank.
by ach annemarie (2024.06.16, 09:42)

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