annemarie
Freitag, 21. August 2015
gedanken an peter radszuhn
ich hörte bis in den morgen radio und dachte an den kommenden tag, den 20. dieses monats.
zwei monate zu früh, sein erster todestag ist der 20.10.; aber was soll´s dachte ich und wenn ich jetzt schon darüber schreiben will, dann tu ich das.
die erinnerungen und gefühle noch einmal einzufangen, würde mir nicht mehr gelingen.

ausgerechtet bei meinem ersten besuch des stammtischs "der damaligen" traf ich ihn wieder.
und leider zum letzten mal.
ich saß mit dem rücken zur wand, ganz am ende des tresens und sah wie sich der große mann durch die menge schob; er sah mich an, kam zu mir: ich kenne dich!
ohne jegliches fremdeln sprachen wir.
mittendrin erst, fragten wir nach unserem namen.
das mag sich komisch lesen, hat aber seinen grund in unserer vergangenheit.
wie er treffend beschrieb, beide die einzigen weißköpfe in der bar, fremdelnd eher mit der ablaufenden gruppendynamik und ganz in unser gespräch vertieft, als wäre da nichts weiter - so am rand, so trafen wir uns nämlich in früheren zeiten.
ohne formelles vorstellen....
ich erkannte ihn als den, den ich als junges ding wahrnahm, der große dünne, der meist an der wand lehnte und schaute, dabei aber nicht abweisend wirkt. neugierig und offen, bewegte er sich genau wie ich durch lokalitäten und treffpunkte;
er war nicht in einem bestimmten kreis weggeschlossen, er wollte alles anschauen und mitbekommen was sich tat.
durch meine kumpanei mit den menschen, die bei konzerten den einlaß regelten und meinem unvermögen es inmitten der konzertbesucher lange auszuhalten, stand ich bei den unterschiedlichsten meist vorne am halleneingang. (ausser bei dem berüchtigten dead kennedys konzert, da schaffte ich es nicht wieder heraus aus der gepressten masse.)
dadurch trafen wir uns immer wieder, ich glaube er nahm soviel musik mit, wie er kriegen konnte. da ich keinen eintritt zahlen brauchte, war ich 3,4 jahre immer dort wo er auch war.
oder war er dort wo auch ich war?
völlig egal.
ohne je enge freunde geworden zu sein, waren wir uns sympathisch, haben guten gesprächsstoff gehabt und ausgiebig genutzt, bis wir uns aus den augen verloren....
an diesem punkt haben wir wieder angeknüpft, die jahrzehnte die dazwischen lagen wischten wir beiseite.
in den wenigen stunden die wir hatten fassten wir einen plan. er war es, der die idee formulierte:
ein einmaliges treffen derer die zu der zeit, als wir begannen all das neue zu leben, mit uns waren.
eine art shizzo-stammtisch, mit absoluter geheimhaltung, damit es auch bei dem angedachten kreis blieb.
er wollte "tempo" dafür noch einmal zusammenführen; des weiteren hätten wir versucht soilent green, die betoncombo und/oder stromsperre und noch die eine oder andere band
dafür zu begeistern.
wir fanden heraus, daß wir uns beide intensiv mit der vergangenheit beschäftigen, daß die jahre 1977/78/79 ziemlich unterbewertet werden, aber doch so wichtig (jedenfalls für uns) waren.
erst ende ´79 zerfiel "alles" in strenger getrennte fraktionen; logisch, es gab ja auch mehr und mehr zulauf.
bis dahin gab es eine friedliche (!) koexistenz von linken skins, einigen teddys, den ur-punkern und leuten, die sich nicht so exakt einordnen lassen konnten/wollten.

man, wir hatten beide irre lust darauf, darüber "was" auf die beine zu stellen!
er wollte seine, durch seinen beruf sehr intensive, kontakte nutzen, ich wollte alte wiederauffrischen.
erstmal mailen, dann treffen und schauen, wen wir ins boot bekommen würden.
so gingen wir auseinander; ich schob das mailen vor mich hin und er starb.

jetzt hab ich ihn für immer aus den augen verloren, nicht aber aus meinem sinn.
seine neugier, sein unbekümmertheit mit der er über grenzen ging (was hatten sich "die punks" an neuen konventionen erschaffen!), seine warmherzigkeit und diese leuchten innen augen wenn er begeistert war - all das fehlt.
unsere idee wollte ich erst im alleingang - zu seinem gedenken - verwirklichen.
aber, so etwas kann ich nicht, dazu bin ich nicht in der lage.

mittwochnacht lag ich und hörte radio und fand es schade, seine schöne stimme nicht mehr hören zu können. und das, was er so aus´m nähkästchen plauderte....
irgendwann gegen morgen fühlte ich mich dann aber wohlig zuhause in meinen erinnerungen und war auf einmal nicht mehr traurig.

in berlin

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herzlichen dank. in all dem streß wegen meines...
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danke sid. ich brauche noch einige zeit....
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vielen dank.
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