annemarie |
Dienstag, 12. Juni 2018
doch, es ist wahr.
ach annemarie, 13:41h
die letzten wochen waren nicht gut zu mir.
laufen, sitzen, essen, schreiben, schlafen - nichts ging mehr. einige finger sahen aus wie würstchen (diese roten dänischen), die füße waren klumpen, der rücken bog sich und ich knirschte und knackte im ganzen. luft einatmen war mühevoll, der unterleib wirkte, als wolle er im nächsten moment implodieren. abends stand ich vor dem kühlschrank und griff nach dem cb döl und wollte es nicht schlucken. ich rief mir meine anfängliche begeisterung in den sinn und schluckte es weiter. im nachhinein frage ich mich, warum ich nicht auf mein bauchgefühl gehört habe. als ich das öl zum ersten mal einnahm, legte ich mich auf mein bett, las ein wenig und wurde müde. ich lag auf dem rücken, die beine ausgestreckt, beide arme entspannt an den seiten. so schlief ich ein. mitten in der nacht wachte ich davon auf, daß ich immernoch so lag. ich war verblüfft und konnte nicht weiterschlafen; mir war klar, daß ich das erste mal seit fast 22 jahren absolut entspannt liegen und schlafen konnte. ich freute mich. was für ein fortschritt! das letzte mal auf diese art bin ich in der nacht vor dem unfall eingeschlafen. und kurz vor diesem, im auto - auch zum ersten mal. mein exmann hatte mich überredet durch frankreich durchzufahren, nicht wie sonst immer ein hotel zu suchen. während ich tatsächlich zu den klängen der gipsy kings einschlief, fuhren wir ungebremst in den peugot der geisterfahrerin. ich wachte auf vom zusammenstoß, eine urgewalt weckte mich. nein nicht mich, nur meinen körper. mein geist erwachte für viele jahre nicht mehr. sieben-einhalb jahre blieb ich in dem zustand. ich kämpfte mich wieder heraus, nachts aber blieb ich auf einen meter gekürzt; so sehr verkrampfte ich mich, rollte mich in mich selber. entspannen ging nur noch durch anspannen. in der zeit der umschulung in hamm, legte ich mich in der prüfungszeit schon mal mittags für ein stunde hin und da ging es einigermaßen. ich konnte auf der seite liegen, nur leicht am zusammenkauern. aber in der dunkelheit mußte ich "aufpassen" und ich dachte nicht, daß sich das je ändern wird. begeistert blieb ich wach und genoß diese art zu liegen. ich war kurz sehr glücklich, besonders darüber, daß mein restless-legs-syndrom verschwunden war, denn damit wurde mein operierter fuß ziemlich malträtiert. hauptsächlich aus diesem grund nahm ich das öl; ich hatte lange und ausführlich recherchiert. einige tage vor einem termin bei meiner schwimmlehrerin ließ ich das öl weg. mir ging es so schlecht, daß es mir egal war ob ich es nahm oder nicht. ich konnte mich kaum noch bewegen, ich schlurfte wie ein sack knochen durch den tag, war so schreckhaft wie jahre nicht mehr und begann depressiv zu werden. um die situation in den griff zu bekommen, überlegte ich mir ernsthaft, auch für mich einen pflegegrad zu beantragen. mit diesen händen, füßen, mit diesem körper war ich unfähig mich selber zu versorgen. ich merkte auch daß ich nicht mehr genug aß, das stehen und kochen, essen und abwaschen überforderte meine kraft. einkaufen? pah. alles war leer, am meisten ich selbst und herr katz war auch noch krank. sein spezialfutter und seine medikamente besorgte ich, mehr aber ging nicht. ich fuhr zum termin, sortierte die knochen im sessel und erzählte ihr, wie es mir ging. rekonstruieren kann ich diese stunde nicht mehr; sie ist wie ein traum. erwartet hatte ich neue schwimmflügel und mindestens einen rettungsring. gegangen bin ich mit einem "das darf doch nicht wahr sein?!" und zwei buchempfehlungen. mit einem mal, im sinne des wortes, wurde es klar, daß die wirkung, abgesehen vom r-l-syndrom (was bis heute verschwunden ist), mich in eine retraumatisierung gebracht hat. alle beschwerden sind ja verschwunden, seit ich das öl nicht mehr einnehme. alle beschwerden zusammen sind genau der zustand, in dem ich mich stunden nach dem unfall befand. nicht ganz so extrem, aber exakt an den stellen die verletzt waren, hatte ich wieder schmerzen gehabt. das heißt: die entspannung hat meinen körper und meinen mandelkern in den hab-acht-modus versetzt, ohne das wissen, daß dies nicht mehr nötig ist. zeit spielt keine rolle, für unerledigte traumata ist es immer "jetzt passiert es". so lange ich nur entspannung durch anspannung finde, mich jede nacht verknote und einrolle, ist es mir herzlich egal, daß ich das öl nicht mehr einnehmen kann. ich staune darüber, wie der körper und ein teil vom gehirn reagieren können; daß aus einer "erinnerung" handfeste entzündungen und schmerzen werden. am besten ausgedrückt wird das im titel des buches von bessel van der kolk - verkörperter schrecken neurowissenschaften und traumatherapie" die polyvagaltheorie. (die polyvagaltheorie und die suche nach sicherheit: traumabehandlung, soziales engagement und bindung) beides gibt es im g.b. probst verlag als taschenbuch. herr katz ist genesen und ich bin schmerzfrei und ziemlich munter. ... comment
sid,
Sonntag, 17. Juni 2018, 21:49
Wie schön, daß es Ihnen und dem Herrn Katz besser geht! Ich freue mich für Sie!
Nachdem ich nun paar Tage & Nächte über das Gelesene nachgedacht habe, komme ich zu dem Schluß, daß der Abstand trotzdem nichts der Brutalität nimmt. Ich habe einen Freund, der war auch jahrelang traumatisiert von einem Verkehrsunfall, der passierte, als er gerade als Beifahrer geschlafen war. Allerdings weiß ich nicht mehr, ob ein Geisterfahrer Schuld war. Danke für den Leseanstoß zu Porges und van der Kolk. Schlaf ist für mich heilungsessetiell, insbesondere der am Morgen. Das merke ich vor allem, wenn ich diese unleidlichen 6h30 (oder frühere) Wecker habe. Nachdem ich jetzt wieder 2 Tage ganz anarchisch meinem eigenen Rhythmus Raum gegeben habe, fühlt sich der Rücken gleich viel besser. ... link
ach annemarie,
Sonntag, 17. Juni 2018, 22:27
da haben sie recht;
die nacht vor einem tag war im erleben brutal, (am 15.06. um 23:04 passierte der unfall) eben auch durch dieses mißgeschick mit dem öl. das hirn erlebt ein trauma im jetzt, wäre das geschehen für mich vergangenheit, hätte ich es erfolgreich verarbeitet. wie ihr freund habe ich ja auch geschlafen, das macht es soviel schwerer. mein streben ist es, damit irgendwie gut und friedlich zu leben. auch deshalb nahm ich die madame, die das verursacht hatte, in gedanken in meine arme - sie war als sie starb exakt so alt wie ich dieses jahr.... ich habe mich mit ihr versöhnt. weit aus wichtiger finde ich von bessel van der kolk "trauma und gehirn / verkörpter schrecken", das erstgenannte. das buch ist ein knaller! der porges ist eine ergänzung dazu und mehr wissenschaftlich. und danke, herr katz ist ja immer mit-aufgeregt und spürt es wenn es mir nicht gut geht. der arme kerl muß einiges mit mir durchmachen. wünsche erholsamen schlaf, besonders viel von dem rückenfreundlichen! ... link ... comment |
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Letzte Aktualisierung: 2024.07.27, 13:34 status
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herzlichen dank.
in all...
herzlichen dank. in all dem streß wegen meines... by ach annemarie (2024.06.16, 09:48) danke sid.
ich brauche...
danke sid. ich brauche noch einige zeit.... by ach annemarie (2024.06.16, 09:43) |