annemarie
Montag, 15. Juli 2019
ich bin gespannt
mein haus fängt an sich aufzulösen.
also nicht mein eigenes körperliches, obwohl sich das hemmungslos weiter
dem altern hingibt.
nein, ein oberlicht (ich wohne unter dem dach) hat beim öffnen das
mauerwerk mit nach unten gezogen.
die ziegelsteine sind zerborsten, risse laufen von 7m deckenhöhe bis zum boden.
wir sind von aussen gedämmt und der flur kann auch nicht atmen.
seit einger zeit riecht es im hausflur mehr nach keller, als im keller.
feucht und moderig.
komisch ist, daß ich es gelassen nehme;
fällt es zusammen, falle ich eben mit.
der traue ich sehr, der gelassenheit.
seit vielen tagen sitze ich in freien minuten am bildschirm und lösche.
nachdem ich analoges bildmaterial schon entsorgt hatte und kaum noch fotos besitze,
sind nun 1000e digitale bilder an der reihe.
das meiste aus den nachlässen meiner jungs.
bruderherz war sehr fotogen und von ihm gibt es enorm viele bilder, o. war geizig
und aus den letzten jahren habe ich nur ein paar beinfotos von uns.
ja, beine und füße.
warum weiß ich nicht.
o. hatte gestern geburtstag, den ersten nach seinem tod.
und ich weinte und ich löschte und bin danach ganz ruhig ins bett gegangen.
was soll ich auch mit seinen schönen beinen, wenn seine stimme mich so oft
besucht.
das ist viel inniger.
von hagen, von axl, von holger und von zzup suche ich genauestens aus, die
nächsten tage werde ich das alles ausdrucken.
bei mike, also bruderherz, ist das schwieriger.
er hat in bestimmten lebensabschnitten ganze serien machen lassen, zum beispiel
eine als panzerknacker verkleidet.
allein das sind an die 100 fotos.
beim anschauen muß ich öfter aufstehen und weggehen, irgendwo anders
die gelassenheit suchen.
finde ich sie, mache ich weiter; aussuchen und den rest löschen.
diese auswahl werde ich auch ausdrucken und seiner ma und seinen schwestern schicken.
neulich hatte ich ja schon nippes, briefe, andenken und all solchen kram weggeschmissen.
säckeweise, kistenweise.
vielleicht ist meine wohnung nun leicht und wird schweben, sollte mehr mauerwerk
nachgeben.

momente

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Sonntag, 23. Juni 2019
was 'ne woche....
wie nahe sich leben und sterben doch sind.

einige tage lang hatten wir freunde für ein kleines neues leben mitgezittert,
es wollte viel viel früher raus aus dem mutterleib.
es hat es geschafft und ich hab mich auf den ersten blick verliebt.

an dem tag, als es die blase sprengte, kam pa in die klinik.
an dem tag, als er sich wieder entließ,
verließ auch das kleine seine brutstätte.

beide leben.

in diesen tagen kam lady h. die ich betreut hatte, in eine demenz-wg und
wird dort bleiben.
hört sich einfach an, war aber anstrengend.
auch hatte ein freund am freitag uniprüfung und ich gab per telefon "geburtshilfe", da er völlig
überfordert nicht mehr geradeaus schauen konnte.
pa kann auch fast nichts mehr sehen.
das heißt, ich werde mir nun vieles überlegen und für ihn und ma organisieren müssen.

gestern schlief ich 4 stunden am stück.
mal.

momente

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Freitag, 16. März 2018
noch niemals war ich so zufrieden,
denn ich habe etwas bestimmtes verloren.

müde bin ich, fast schon wieder ausgebrannt;
nach dem begleiten von ladyr r. während ihres kalten entzugs, verschlechterte sich
dann leider doch ihr zustand.
pflege, organisation und viel rennerei zu all den docs und ämtern.
sorge um sie, die sorge um ma, die sorge um herrn katz, beinah hätte ich
mich und meinen körper vergessen.
spätfolgen des unfalls plagen mich, besonders in den
endgliedern der finger und füße.
aufgrund der gabe von cbd-öl an lady r., um ihre parkinsonsymptome zu entkräften, wurde ich neugierig und testete es an mir.
mit einem wunderbaren ergebnis.
schmerzminderung, durchschlafen und mehr entspanntheit.
trotz dem saß ich da und wußte oft nicht, wie ich alles hinbekommen könnte.
ich knirschte tagsüber mit den zähnen, so stark WOLLTE ICH UNBEDINGT
ALLES UND ZWAR SOFORT SCHAFFEN.

da platzte vorgestern mit einem kleinen >plopp< ein verhedderter gedankenstrang
und ich lehnte mich als neue annemarie zufrieden in meinem stuhl zurück.
mein wille.
was für ein ausgeprägtes gebilde an härte und kraft.
durch mein bisheriges leben war er enorm und dirigierte mich stets.
gut, es ging zu oft um mein überleben; so oft, daß ich erwartete, es ginge
immer um mein überleben.
er führte ein eigenleben, er füllte mich aus und er war die nummer eins.
das ist vorbei.
ich mag nichts mehr erzwingen, mit aller kraft anstreben und alles andere
ausser acht lassen.
es ist genug.
gekämpft.

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Mittwoch, 21. Februar 2018
wir fliegen nicht wir schweben nicht
es ist eher ein gleiten
und meine wimpern knischen
meine zehen spreizen sich wie junge dinger
und so werde ich getragen
ganz ohne angst mit einem glücksgefühl
und doch brechen mir die wimpern

eine jede für einen von euch

laßt ihr mich los falle ich
langsam weich in buntes
und meine zehen sind ganz die alten

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Freitag, 15. Dezember 2017
ruhe friedvoll
auch wenn wissen vorher im denken stand
hat das gefühl keinerlei hemmung sich vorzudrängeln.
du hast wochen, elend lange wochen gebraucht,
es war eine qual.
deine stimme mit ihrem besonderen dunklem timbre höre ich nun nur noch
in mir.
 
 
 
tantchen
losgelöst am 13.12.2017

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Mittwoch, 22. November 2017
I found my freedom
in roy orbinsons songs....

beim ausräumen meines kleiderschranks fand ich ein unberührtes fach,
ganz oben, ganz hinten.
handtaschen.
ich und handtaschen?
weg damit, auch wenn einige wunderschöne exemplare dabei sind.

natürlich schaue ich, daß sich nichts mehr darin befindet und fand in einer zwei
kleine zettel.
den einen bemalte ich im spätsommer 1986,
der andere ist ein bon aus einem café in frankreich, von 1996.
zum ersten fiel mir meine gute laune ein, die kurze zeit später nie mehr so dahergetappt kommen sollte; als ich erfuhr, daß meine beste freundin ermordet worden war.

der bon aber tillte mich kurz aus, wie beim flippern.
den bekamen wir auf der hinreise nach asturien;
auf der rückreise überlebten wir die "begegnung" mit der geisterfahrerin.

innehalten beim rausverkauf meiner sachen, ein zittern.
später, schwer bepackt auf dem weg ins kommissionsgeschäft aber habe ich gesungen.
laut, schräg und schrullig.

 

momente

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Sonntag, 1. Oktober 2017
hurra!
sonntäglich still in meiner wohnanalage....
doch ich weinte und klatschte laut und gab einige hurra!!
die liveübertragung der ersten gleichgeschlechtlichen eheschließung im rathaus schöneberg hat mich sehr bewegt.
dabei schaute ich immer wieder vom bildschirm auf dich,
mike, mein herzbruder -
auch das brachte mich zum weinen.

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Sonntag, 11. Juni 2017
trennen
mit einem herrlich klingenden tinitus von 1Khz und zwei versprechen begann ich den tag.
ich werde nichts mehr aus plastik kaufen, z.b. sind alle meine vorratsdosen inzwischen aus glas.
keine tüten mehr, keine dekorationen oder sonst etwas aus plastik
und das zweite versprechen....bleibt in mir.
aber sicher.
da mir der mensch auf dem sperrmüllhof es so hübsch erklärt hat, saß ich gestern in einem haufen von kisten, säcken, ordnern und tüten.
trennte sorgfältig: papier, ordner mit metall, ordner mit/aus plastik, dokumentenhüllen, fotos,
dias, kleinkram -
die allerletzten reste der nachlässe und für alles eine eigene tonne.
mir fiel ein schnellhefter in die hände, nochmal ein tagebuch von axel. begonnen 1999, beendet 2011. nur ca. 50 seiten, ausgedruckt und nachträglich von ihm kommentiert.
ich las und las, staunte, fühlte mich aber wieder wie ein störenfried, als täte ich etwas unrechtes. es ist intim, es ist seine privatsphäre.
aber nachdem er schnell und anonym verscharrt wurde, möchte ich folgendes seinen freunden nicht vorenthalten.
er schrieb über den tod und die beerdigung von turner:
mittwoch 12.08.1999
sonnenfinsternis und urnengang:
....gestern nun trafen wir uns mit mehr als 20 anderen freunden aus der alten szene zum "letzten gang". der friedhof ist im wesentlichen eine kriegsgräberstätte.
kein pfarrer, keine andacht noch sonst eine rede. ein städtischer bediensteter mit blauer uniform und berliner wappen auf dem arm, schritt langsam mit der
urne in den händen vor uns her. wir erreichten eine kleine wiese, die sich hinter einer hecke
verbarg.
am ende einer reihe, die sich quer über die wiese zog, war ein kleines loch gebuddelt, worin die urne sogleich verschwand.
es war wie der zufall es wohl wollte genau der zeitpunkt der höchstmöglichen verfinsterung der sonne in diesen breiten.
es wurde erheblich dunkler und ein kühler wind ließ die blätter in den baumkronen rascheln. herzzerreissend war es nicht, aber etwas bedrückend schon.
jeder der anwesenden warf eine handvoll sand hinterher.
h. erfüllte turners letzten wunsch. sie gab ein bund radieschen hinzu, nachdem sie bereits 2 mohnkapseln beigegeben hatte.
das war´s dann.
eine anonymes armengrab ohne blumen, ohne grabstein oder irgendeinen hinweis, ist alles was von ihm bleibt. immerhin hat er den letzten platz in der reihe, am fuß eines alten maulbeerbaumes erwischt. weder seine mutter noch seine schwester waren zur beerdigung erschienen.
 
ich werde mich mit einem monitor in verbindung zu einer überwachungskamera in einem bequemen sarg unter die erde bringen lassen, um mal zu sehen, wer so zu meinem begräbnis erscheint.

 
 
am abend wechselte mein empfinden zwischen dem lächeln über eine erfolgreiche
approbation des einen kindes und dem sehnen nach axel.
dem sehen nach einem abschied, der einen schnitt macht, nach ritualen und gesten.
dann roch sein schnellhefter auch noch so sehr. er lag neben dem bett und - roch gut.
kein wundern dachte ich, als der tinitus mich wachklingelte. kirschen zum frühstück und
ein dokumentation über cary grant halfen auch nicht.
ich las alles noch einmal und entschloß mich dies hier zu schreiben.
teilen....hilft.

momente

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Donnerstag, 13. April 2017
axels heim. (für subi und steven)
wieder in einem hausflur und wieder wird der schritt schwerer, auf jeder weiteren stufe hinauf.
altbau, dunkel und still. aussenklo, jeweils zwei nachbarn müssen sich das teilen.
die tür macht angst, sie ist versiegelt, darauf fällt der erste blick und kurz hast du ein
flashback von mikes tür, der zweite blick sieht die offensichtlich mehrfach gebrochenen hölzer, die reparaturen.
eine geschundene tür.
dementsprechend, denkst du, muß es dahinter furchtbar aussehen.
aber auch wenn es keinen strom mehr gibt, dunkelheit herrscht und auch die türrahmen
hin zu den räumen zersplittert sind, herrscht klarheit.
es duftet, ja es riecht wohlig gut.
diesen guten geruch möchtest du ewig atmen.
und licht gibt es doch. rotes, warmes leises licht.
du schaust auf das bett, die decke ist nur mit einem zipfel zurückgeschlagen, in dem
kopfkissen ist der abdruck seines kopfes.
als ob er mal eben kurz pinkeln gegangen ist, denkst du und fühlst dich wie ein störenfried.
stehst da, mitten im raum und um dich herum verfallen alle ihren aktivitäten.
suchen dies, suchen das und reden.
wie unter wasser hörst du sie, siehst du sie, gehst zum bett und legst deine hand in die kuhle des kopfkissens.
es ist kalt in dem negativ seines kopfes.
für sekunden weinst du, aber nach innen.
dann reihst du dich ein und suchst dies und suchst das.
redest. packst. sortierst. organisierst.
und zuhause, noch viele monate später, hängt der geruch noch immer an seinen dingen.
tröstlich und behütend.
schön.

momente

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Montag, 3. Oktober 2016
ca. 1978, berlin-friedenau, (für anja)
wir sehen wenig horizont,
man könnte meinen alles ist grau.
aber nein, wir leuchten von innen nach aussen.
unter einem braunen jackett oder schwarzem leder blitzt es
bei einigen neonfarbig;
wichtiger ist die energie die uns antreibt.

sammelt sich die truppe zur rückfahrt nach spandau, gehe ich mit an die haltestelle, sitze mit dir auf dem geländer.
wir hören nicht auf zu reden.
bis dann der bus kommt.
ihr habt ja immer einen so langen weg, man sieht sich fast nur am wochenende.
so um 01:00 oder 02;00 nachts sind unsere haare schwärzer als das pflaster.
bedrohlich sehen wir nur aus, wenn unser kichern nicht hörbar ist.

das shizzo - die kleine insel auf unserer insel, fast dreieckig und doch haben wir ein allumfassendes gefühl.
lebenslust, volle kanne, immer mit musik.
ohne die geht garnichts.
phantasie und kreativität sind ungezügelt und frei.
und erst die neugier, auf alles auf jeden mit augen ohren und ganzkörperpogo!

viel vertrauen und die lebensdefinition musik, das blieb bis heute.
pogo gab´s auch noch, im herz und im gefühl.
mit deinem tod ist mir zwar etwas gutes weggebrochen, der boden aber auf dem ich stehe und mit dem ich lebe, ist auch aus unserer freundschaft gebaut.

momente

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herzlichen dank. in all dem streß wegen meines...
by ach annemarie (2024.06.16, 09:48)
danke sid. ich brauche...
danke sid. ich brauche noch einige zeit....
by ach annemarie (2024.06.16, 09:43)
vielen dank.
vielen dank.
by ach annemarie (2024.06.16, 09:42)

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