annemarie
Donnerstag, 18. Februar 2016
broken hand
ich bin gefallen, man könnte auch sagen geflogen.
eine steintreppe hinauf, ohne bremse.
zum glück hatte ich einen airbag; man reisst ja instiktiv die arme vor den kopf und ich trug einen vollen müllbeutel mit mir.
der hat zumindest meine zähne und die nase gerettet.
der restliche körper traf zielgenau auf.
die rechte kniescheibe knallte auf den rand, hüfte und schulter dito;
meine linke hand ließ handschuhe und schlüssel nicht los, so traf es mein hangelenk.
und das sieht nicht mehr schön aus.
der bruch ist aber nun ummantelt mit einem schrill-pinkem gips, gehalten von
schwarzem klettverschlüssen.
ich hätte ja gerne gelben gips gehabt, den gibt es aber nicht.
zwei schulunfälle waren vor mir dran, beide mädchen (ca.11 jahre) weigerten sich,
den pinken gips zu tragen.
beide wollten dunkelblau uns schauten entsetzt auf meinen arm.
die ein krückte sich verächtlich schweigend an mir vorbei, die andere meinte
"wähhh, son prinzessin-xxx-(hab ich nicht verstanden)rosa is doch voll eklig!"
ich
"wenn du in mein alter kommst, wirst du das wieder mögen."
sie
"naja nich, det sieht mit so weißen haaren zusammen nich schlecht aus wa?"
ich
"hornisse hätte mir weitaus besser gefallen."
sie verstand mich und wir haben eine runde kichern können.
sie trug noch salzränder auf ihren wangen....

nachdem ich unterrichtet wurde, daß der bruch doch nicht operiert werden muß,
bot ich meinem, mir fremden unterarm, das du an.
wir zwei müssen ja die nächsten wochen miteinander leben.
heute bekomme ich einen großen schraubstock, dann kann ich einiges selber öffnen;
vorgekochtes essen für die nächsten tage und am montag wird mich eine freundin in die badewanne begleiten, jedenfalls am rande.
man ahnt ja nicht, was alles nicht mehr machbar ist.
nun, wie immer hatte ich glück im unglück.
und habe es weiterhin.

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Montag, 19. Oktober 2015
kein geld gegen träume!
ich träume
daß ich stand und träumte
ein spritzer grün floß vorbei an den rispen
bis in mein herz
im traum des traumes
schloß ich mich in meine arme
tanzte den walzer
wie vor jahren
als das parkett noch dunkel war
so wie mein damaliges träumen das den raum füllte
mit dämonen die mir die tage verschlangen.
 

heute sonnt sich eine katz
auf dem gebleichten holz
die türen sind geöffnet
und ich träume daß ich stehe und lebe.
ein wachtraum
gefüllt mit allen möglichen farben
die die dämonen nun vertrieben haben.
 
 

nicht malen, nicht schreiben
nichts ging mehr.
doch ich weiß, was sich davor türmte; all die unternehmungen wie ausstellungen und lesungen, vergangene und die vorstellung zukünftiger sind zusammengenommen ein gebirge.
viele menschen sagten mir meine bilder wären kunst und gehörten nicht mir; sie müssten ans licht.
desgleichen wurde mir nach den lesungen mitgeteilt; es betraf meine worte.
sie haben recht.
ich verstehe ja was sie meinen.
ich male mit worten und ich male mit farben, mein innerstes heraus.
das ist und das bleibt unverkäuflich.
ich bin nicht dafür geschaffen mich auf irgendeinem markt durchzusetzen, das ist nicht der sinn meiner arbeit.
verschenken und vergeben, zeigen und vorlesen -
so werde ich das machen.

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Sonntag, 1. Februar 2015
wie es sein kann.
mit der ersten rentenzahlung kam auch das erste gehalt.
wie merkwürdig es ist, daß ich mit dem (offiziellen) rentenbeginn auch arbeit gefunden habe.
und das in meinen beiden berufen!
noch immer bin ich mißtrauisch, doch anstelle einer desillusionierung, fange ich mehr und mehr an mich zu freuen.
streß mache ich mir selber, indem mein körper auf hochspannung fährt, bevor ich zur arbeit fahre: ich habe noch intus, daß die tage lang sind, körperlich anstrengend und mein wissen nicht unbedingt gefragt ist.
in dem neuen geschäft ist das alles jedoch ganz anders und ich entspanne mich von tag zu tag.
seit januar habe ich schönes micro-löten absolviert, hörgeräte angepasst, hörtests gemacht, als abwechslung papierberge sortiert, hausbesuche mitgemacht und immer wieder fachgesimpelt - das heißt, gelernt gelernt gelernt.
dazu noch die kurzen an-und abfahrtswege!
wie gut es tut ernst genommen zu werden und überhaupt ist mein chef geduldig und sehr aufmerksam mit mir.
ich werde mehr ich, meine lötstation hat ein neues zuhause.
ein kleines glück kribbelt im bauch.
gleich daneben fuhrwerkt die aufregung vor dem kommenden; samstag die vernissage und sonntag in einer woche wieder lesen.
es wird schon....es wird schön....ich werde mir mühe geben.

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Mittwoch, 26. November 2014
hey-ho-lets-go.
über tiefenmangel kann ich nicht klagen, mit den höhen verhält es sich ähnlich.
die waage halten sie sich nicht, daran werde ich arbeiten müssen.
ich fühle mich schwerfällig, wenn ich versuche all die, die gestorben sind, zu erfassen.
sie weisen auf eine tiefe, die kein lot erfasst.
ich lasse es bei dem einen versuch.

wie die kugel die den flipper tilt, so sprang ich im januar aus dem versuch zu arbeiten in den rentanantrag.
ich bin tatsächlich rentnerin, mit ausweis undso.
mit dem ausweis in den händen doch gleich noch mal einen versuch arbeit zu finden unternommen.
verstehen tu ich mich selber nicht mehr, meine therapeutin meinte, ich hätte das in-tu-i-tiv unternommen.
was immer mir das sagen soll:
ich sage nur - flipperkugel.
also, ich schließe das jahr in folgender situation:
seit dem 01.03. bin ich rückwirkend verrentet -
befinde mich aber im status der hartz4-empfangenden, was beinhaltet, daß ich nicht arbeiten darf -
am vergangenen montag hätte ich eine arbeit aufnehmen können, aber s.o. -
die rentenanstalt beläßt mich im hartz4-modus bis 2015, sie möchte mir die rente erst dann auszahlen -
die nachzahlungen seit märz werden den ämtern gegeben, (was ja ok ist, aber warum sie die auszahlung an mich so lange verzögern, kann mir keiner erklären) -
meine bewerbung köchelt auf ganz kleiner flamme, das wirrwar macht einfach keinen guten eindruck.
(es handelt sich um einen minijob, ich weiß inzwischen was noch geht.)
(die arbeit wäre eine, die alle meine beruflichen träume umfassen wird - ich könnte löten ohne ende!, aber da noch nichts vertraglich vereinbart wurde, halte ich mich mit schwärmen zurück.)

immerhin habe ich mich von meinem freund dem friseur, überreden lassen, die lesung doch zu halten.
das macht mich bis jetzt stolz und glücklich.
die waage senkt sich wieder.

ich bin reich beschenkt worden;
emotional und auch mit dingen.
gestern gab es die zusage für ein puppenhaus!
ich werde es renovieren und die möbel (aus den 40er und 50er jahren) restaurieren
und das dann weihnachten 2015 in ein kinderheim bringen.
so kann ich im neuen jahr mir einen 50 jahre alten wunsch erfüllen und dann hoffentlich den von anderen....
eben ist es mir gebracht worden und ich werde beginnen.
vielleicht schaffe ich es doch noch zu diesem weihnachten.

die letzten tage habe ich viele entscheidungen getroffen.
grundsätzliche und schwerwiegende.
ich kann es kaum erwarten, daß das neue jahr beginnt.

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Freitag, 1. August 2014
mein heutiger wunsch:
könnte ich doch darüber lachen, daß ich immer leiser wurde je tiefer er mit seinen fragen in meinen traumata wühlte und er, extrem schwerhörig, immer aggressiver verlangte ich solle lauter sprechen.
da saß ich, die akustikerin, die nicht mehr arbeiten kann vor einem, der nicht mehr arbeiten sollte (jedenfalls nicht ohne hörgeräte!) und brüllte.
jedenfalls partiell.
mein begleiter saß im wartezimmer, nach 20min kam schon der nächste zu begutachtende mensch und die beiden schoben die tür zu.
nach 38 minuten war er mit mir fertig und ich war mehr als das.
38 minuten um durch mein leben zu hacken zu pflügen zu versuchen eckpunkte aufzubrechen -
immer wieder wurde ich leise und mir war als sein ich aus eis.
ich weiß nicht wie der mann aussah, ich schaute nur auf meine hände im schoß, die sich an meine tasche klammerten, bemühte mich nicht zu einer kugel zusammenzurollen, denn ich wußte, ich durfte hier nicht verstummen, durfte mich nicht schützend verstecken.

zum einen denke ich, daß der gutachter kein böser mensch ist, er ist ein alter mann, schwerhörig und noch als nervenarzt vor vielen jahrzehnten ausgebildet worden. vor sehr vielen.
er hatte wenig ahnung/wissen was trauma und autismus betreffen und er konnte keinen zusammenhang mit den daraus folgenden auswirkungen für mein leben herstellen.
wir kamen oft an seine grenzen; "warum haben sie denn bitte seit 1997 bis jetzt eine therapie? wer zahlt denn das? das zahlt doch keiner!" (das betraf den unfall....)
zum anderen aber stellte er behauptungen auf, die zu klären viel der kostbaren zeit raubte; wie zum beispiel "wie kommen sie darauf, daß sie autistin sind? das steht hier nirgends, nicht im gutachten von dr.xx - "
ich: "haben sie das gutachten nicht -" ich zeige darauf - "hier vorliegen? bitte schauen sie, im 1. absatz, 2er satz..."
er schaut und murmelt "ach da steht ja sowas..."
seine nächste frage war, ob ich denn als kind symptome davon gehabt hätte; als ich begann welche aufzuzählen, lachte er und meinte, das wären keine. (ich fing an mit dem lesen- + und schreiben können mit 3 oder 4 lebensjahren) und schloß gleich mit der frage nach meiner sexualität an.
ich versuchte vorsichtig auszudrücken, welches meine ersten, äusserst unschönen erfahrungen waren und er fragte darauf hin nur, ob ich mich in meiner familie wohlgefühlt hätte.
ich brach in tränen aus.
er fragte nach stimmen in meinem kopf.
ich riß mich zusammen.
nächste frage.
nach der zeit meiner ehe und warum ich derweil so wenig gearbeitet hätte.
meine antwort, daß wir, per künstlicher befruchtung, versucht hatten schwanger zu werden sei der eine und die pflege meiner omi der andere grund.
ob es eine glückliche ehe gewesen sei und ob mein mann bei dem unfall gestorben wäre.
ich riß mich und riß mich und riß mich.
nächste frage, ob der mann auch gestorben wäre.
ich: "nein", setzte aber nach "welcher mann?"
er: "na der geisterfahrer -
ich: "das war eine sie"
er: "ist er auch gestorben?"
ich: "das war eine frau!!"
etc. -
ganz zum schluß kam seine frage: "und, haben sie kinder?"
ich zerriss.

nach einer zerknirschten nacht voll mit denken und grübeln, ist mir klar: er hat wohl vieles (akustisch) nicht verstanden.
er hatte sich überhaupt nicht vorbereitet, nicht ein verdammtes wort vorher gelesen.
aus den geplanten 20 minuten pro begutachtung wurden 38, die mir wie 38 stunden vorkamen.
zur verabschiedung bestand er darauf meine hand zu drücken, ein sehr aussagekräftige handlung der intoleranz.

ich bin so froh darüber, daß ich im gegensatz zu meinem üblichen "da muß ich allein durch!" einen freund als begleiter bei mir hatte. bei einem café, vielen zigaretten und weiteren tränen, half er mir, wieder den boden unter meinen füßen spüren zu können.

ich werde einige zeit benötigen, mich wieder zusammenzufügen und das zu verkraften.
ich bin ziemlich verwirrt, sehr verletzt und vielleicht merkt man das auch diesem text an.
aber ich habe morgen auch einen grund für ein kleines, bescheidenes jubilieren.
morgen wird dieses blog 2000 tage alt.
und ich habe bisher keines meiner blogs so lange am leben gelassen.....

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Samstag, 23. November 2013
eine meiner ersten erinnerungen.
noch zu klein um aus den fenster zu schauen, stand ich wackelig auf zehenspitzen und bewunderte das schöne licht über mir.
meine eltern hatten ihre zahnputzgläser umgestülpt und kerzen auf deren boden befestigt; zwei stück brannten im doppelfenter unseres kinderzimmers. es war der einzige raum, der zur straße hin lag.
ich klammerte mich an den heizkörper und konnte erkennen, daß auch in den häusern gegenüber brennende kerzen in den fenstern standen.
am 23. november 1963, mit beginn der dämmerung flackerte ein leuchten in den straßen der geteilten stadt.
die menschen hatten erfahren und begriffen, daß der amerikanische präsident ermordet worden war.
er war beliebt, geliebt, bewundert, sogar von denen, die - wie meine großmutter - durch die nazizeit antiamerikanisch geprägt waren.
aber der noch sehr frische bau der mauer um westberlin war so bedrohlich;
sein besuch und seine ansprache dazu hatte ihnen neue hoffnung gegeben.
sie wurden nicht aufgegeben, nicht den "russen" überlassen.
und nichts war wichtiger als das.
die kerzen in den fenstern wurden ein ausdruck der trauer und sie brannten auch beim tod von kurt schuhmacher und anderen, für die westberliner wichtigen persönlichkeiten;
doch am 23. november gaben alle fenster ihr licht nach aussen, mittels kerzen, das elektrische war ausgeschaltet.
mein bruder ging mit mir raus, nahm mich an die hand und wir spazierten durch lichterfelde und kamen uns vor als spazierten wir in einem weihnachtsbaum herum.
doch das gefühl was die großen leute ausstrahlten, war trauer.
kein lächeln, gesenkte köpfe, geducktes laufen.
ich denke, nur die kinder fanden es schön, blieben aber still, da sie merkten, daß dies kein vorweihnachtliches feiern war.
manchmal sah man ein gesicht, kurz erhellt und gleich wieder fort; es brannten die kerzen, mal eine, mal viele und es war ruhig.
daher prägte sich dieser abend mir ein; erst später begriff ich den anlaß dafür.
diese spezielle stimmung in meiner stadt; ich brauche nur die augen schließen und ich schmecke sie wieder....

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Donnerstag, 14. November 2013
vergiftet (frei nach j.delay, unfrei von mir)
so, meine weibliche dreieinigkeit ist nicht mehr in mir, sondern wird von eifrigen studenten hauchdünn geschnitten untersucht und befundet.
sollense damit lernen können, ich habe das genug getan.
und zum abschied tut es noch einmal verdammt weh.
interessant war die information, daß eierstöcke und eileiter zum teil mit darm und beckenboden verwachsen waren, was mir all die jahre reichlich schmerzen brachte.
solche, wozu die ärzte meinten, ich solle mich nicht so haben, da wäre nichts.
es blieb bei minimalinvasiven schnitten, bis auf den zerfaserten nabel, der nach nach etlichen eingriffen ein paar stiche mehr brauchte.
so weit, so gut.
alles andere war und ist nicht gut.
am gleichen tag kam bruderherz ins gleiche krankenhaus.
so verbrachte ich den abend vor der op in der notaufnahme und versuchte ihn zu beruhigen, hielt blutige kompressen, seine hand als die betäubung nicht wirkte. mit der aussicht auf ein gemeinsames krankenzimmer gelang es mir ihn zu überreden da zu bleiben, aber als ich am nächsten morgen operiert wurde, entließ er sich wieder.
meine vorbereitungen für die narkose hatten nichts genützt, der narkosearzt hatte schlechte laune, sprach nicht direkt mit mir, sondern über meinen kopf hinweg über mich und rammte mir den zugang in den handrücken. ich wollte natürlich sofort vor ihm flüchten und mein letzter blick war in genervte gesichter und abrupt wurde ich schlafen gelegt.
juchei, willkommen zurück du frankreichtrauma.
postoperativ bekam ich ausser morphium wohl auch irgendwelche ruhigstellenden mittel per infusion; was haben die bloß gedacht?? daß ich als asperger meine maschinenpistole unterm kissen hervorhole und amok laufen werde?
es ging mir sehr schlecht damit und ich fing an mich dagegen zu wehren. eine der schwestern nahm mich ernst und stoppte das; ich bin ihr sehr dankbar, denn die schwestern hatten hatten eine station mit über 100 patienten zu versorgen, von denen ein drittel gynäkologisch und der rest orthopädisch operierte waren. was sage ich, manches mal war nur eine schwester "vorhanden", mit einer zeitarbeitshilfskraft aus der altenpflege an ihrer seite.
die einzelzimmer waren mit patientinnen belegt, die im sterben lagen, das wochenende brachte etliche neuzugänge von unfallopfern, die orth. frisch operiert waren - ich frage mich, wie das zu schaffen sein soll!
kein wunder, daß sie mich ruhigstellen wollten, aus unwissenheit wie ich reagieren würde.
soviel zum vorher ansagen, daß ich autistin sei und schwierigkeiten mit der narkose haben werde.....
daß ich zu wenig, zum teil garnichts zu essen bekam, lag an der überlastung der schwestern, war für mich aber katastrophal, da ich mich ziemlich schwach fühlte und den drang hatte mich zu bewegen; schon nach zwei tagen versuchte im treppenhaus hoch und runter zu laufen - das war mein instinkt, der mir befahl das gift aus meinem körper rauszuschwitzen.
ich konnte nicht richtig denken, mich nicht gut bewegen, hatte solche sorgen um bruderherz und beging den fehler mal per mobiltelefon nach neuigkeiten zu gucken.
ich sah nur traurige meldungen.
irgendwann standen ma+pa an meinem fußende, blieben angezogen und schauten hilflos.
sie fragten mich nach bruderherz und ich weinte so laut los, daß die beiden flüchteten.
ich heulte bei jeder sich bietenden gelegenheit dermaßen exaltiert, daß ich allen respekt vor mir selber verlor und beschloß dann mich zu entlassen.
jetzt laufe ich beckenbodentrainierend durch meine wohnung und halte die wellen der entzugserscheinungen immer besser aus.
ich kann mich wieder äussern ohne zu weinen und bemühe mich mich, mich in meinem körper und geist wieder häuslich zu fühlen.
der pathologische befund steht noch aus, ist mir aber egal, denn es ist ja alles draussen. selbst wenn es doch wieder böse zellveränderungen geben sollte, sind sie nicht mehr in mir.
und ich brauche hoffentlich nie mehr auf einer gynäkologischen station liegen.

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Mittwoch, 9. Oktober 2013
und - (der lauf irgendwelcher dinge). ich denke, es wird gut werden.
ich war so nah am boden, daß mein körper seine konturen nicht mehr hergab.
müde war ich immer mehr und ich merkte daß alle sich sorgen machten, verhindern konnte ich das nicht.
ich konnte fast garnichts mehr, ausser so zu tun als ob ich noch was kann.
eine kleine erkältung brachte mich an den rand von erholung, jaja so kann verkehrtes richtig gut tun und dann kam ein besuch aus hamburg und wir gingen durch die straßen und wir wurden immer stiller und ich sprach es dann aus.
und das war auch so gut.
es war samstag, spätnachmittag und wir schlenderten richtung verabschiedung und dann nahm ich meine hand.
fast hätte ich die ladentür damit eingeschlagen, klopfen war das nicht mehr, das war mehr.
doch es war ja samstag und das geschäft nicht mehr geöffnet und trotzdem war licht.
und die tür öffnete sich und wir drei sahen uns nach 24 jahren in die augen und wir erkannten uns.
auch wenn sie zuerst dachte wir wären zwei geister.
sonntag nahm ich dann die beine vom boden und wieder war licht.
vier stunden helligkeit und als es draussen dunkel wurde war mein leben verknüpft mit einem der losen fäden.
sie hatte, kurz bevor sie die ladentür hinter mir abschloß, eine idee und die dinge nahmen ihren lauf.
ich lag abends im bett und der boden gewann abstand von mir und ich hatte dieses kribbeln im bauch.
und konnte nicht schlafen.
gestern flog ich aufgeregt schon wieder in diese richtung und stieß eine offenene tür auf und schritt 5 stufen ins souterrain und sagte auf der letzten "hi! ich bin annemarie!"
und dachte "den kenn ich?".
nein, wir kennen uns nicht, aber wir werden uns kennenlernen.
er sagte, es wäre kurz vor dem perfekt-sein und ich dachte das im stillen.
mein mißtrauen verbietet mir zu frohlocken, zu jubeln.
ich bin ja sehr überschwänglich und meine naivität hat mich oft blind gemacht.
und doch habe ich beim ersten anschauen vertrauen gespürt.
und nach dem gespräch noch viel mehr davon.

jetzt, nach einer weiteren schlaflosen nacht, versuche ich zu begreifen, daß ich arbeit gefunden habe.
daß ich lernen darf, was mir schon länger als idee im denken herumschwirrt.
daß ich selbständig arbeiten werde, verantwortlich sein kann und mich dabei nicht verbergen muß.
wenn ich dann das büro im griff habe, wird die buchhalterin mich unterweisen und mir stück für stück ihre arbeit übergeben; sie geht in einiger zeit in rente.
ich kann einen teil der arbeit auch von zuhause aus erledigen und meine bürozeiten selber bestimmen und es werden kein 50,60 stunden oder mehr sein.
ich hatte klare bedingungen, die ich nicht zu stellen brauchte, da sie genau das sind, was gesucht ist.
ich fange zeitmässig mit wenig an, habe aber noch ein finanzielles zusatznetz unter mir und ich kann so in ruhe meine große operation angehen.
die habe ich viel zu lange verschoben, das beruhigt mich sehr.
das büro liegt nur eine 3/4h entfernt von mir und meine engsten freunde liegen drumherum.
bruderherz nur 5 minuten!
das ist eine arbeit, als wäre sie an mir maßgeschneidert und das schöne ist, daß der chef sagte ich wäre ja wie maßgeschneidert für die arbeit.
und, das aspergerische ist kein hemmnis, es ist förderlich.
man-man-man.

schwester freude und bruder glückseligkeit tragen noch geschirr und maulkorb.
mißtrauen schützt ja....

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Montag, 16. September 2013
die andere seite:
während ich die ersten getrockneten feigen esse, habe ich den blödesten gedanken des heutigen tages zwar aus meinem kopf verscheucht, dafür aber versetzt mich der geschmack in die küche meiner großeltern mütterlicherseits.

ich war auf einmal in der altbauwohnung am flughafen tempelhof, 2 1/2 zimmer, hinterhof, lande-startanflüge direkt überm dach inklusive.
in dieser küche lernte ich schleifen binden, an dem knauf der am küchentisch befestigt war. mit ihm konnte man die emaillewaschschüssel herausziehen.
kleinigkeiten, die man nie vergißt....
ich kann zusehen, wie meine großmutter mohrrübenrohkost mit zitrone abschmeckt, derweil großvater mit mir geduldig übt.
er ist noch im polizeidienst, kommt er aus der nachtschicht spiele ich mein liebstes spiel mit ihm.
ich streue ihm den zucker, der eigentlich in meine morgenmilch gehört, über sein laken, ziehe die decke drüber und freue mich wie bolle, wenn er neben mir ins bett klettert.
jedesmal streckt er sich, rekelt sich genüßlich, sagt "ach wie herrlich weich ist doch mein bett! wie glatt und schön ist mein laken!" und ich neben ihm am kichern und lachen.
ich glaube, der mann war mit einer enormen langmütigkeit gesegnet.
eigentlich hatte ich immer eine kleine hintergründige angst vor ihm, denn ich konnte oft sein verhalten, besonders welches witzig gemeint war, nicht richtig deuten.
ausserdem wurde er mir als cholerisches ungeheuer dargestellt, als dominater ehemann und vater.
erst auf ihrem sterbebett gab meine großmutter zu, daß eigentlich nur sie alle erziehungsmaßnahmen und restriktionen wollte, die er aufgrund ihres drängens durchzusetzen hatte.
sie gab zu, daß sie log und ihre kinder (und enkel) um den weichen kern ihres mannes betrog.
und, meine großmutter blieb nazisse bis zum letzten atemzug.
ich erfuhr erst sehr spät, daß sie mich nie leiden mochte, mich abartig, unfraulich und undeutsch fand.
(als kind habe ich das nicht bemerkt, zähne zeigen war ja für mich immer freundlichkeit. ihre distanz kam mir gelegen, da ich berührungen nicht leiden konnte.)
sie mochte eigentlich keine kinder, versuchte aber dem "führer" so viele wie möglich zu gebären. und sie schaffte es bis zu diesem mutterkreuz, auch wenn etliche kinder starben.
die, die überlebten hatten es nicht einfach; meine ma, als erstgeborenes mädchen, mußte ihre geschwister großziehen. ihre mutter hatte damit zu tun, neue kinder zu gebären und den kriegsalltag zu organisieren. nach ende des krieges wurde das für meine ma noch intensiver, da großmutter als nazisse angezeigt, vor gericht gestellt und zur trümmerarbeit verurteilt wurde. ma sagt, alles zu recht. mehr möchte sie dazu nicht sagen, leider.
großvater war kein normaler soldat gewesen, er mußte in einem spezialkommando der polizei furchtbare dinge tun, die ich mich noch nicht getraut habe, zu recherchieren. zuhause hat er niemals ein wort darüber gesprochen.
nach der gefangenschaft kam er zurück und begann zu trinken. oder besser, setzte es fort, denn in seiner einheit bekamen sie immer klaren und cognac in kisten, wie er sagte.
heute weiß man, daß das so gewollt war, damit die männer besoffen sind und ihre hemmungen verlieren furchtbares zu tun.
sie war die treibende kraft hinter allem, sie fand bis zu ihrem ende alles richtig, was in der nazizeit geschah.
so konnte er wahrscheinlich nicht über seine erfahrungen, seine erlebnisse und seine taten (untaten) reden.
auch ihn, so wie onkelchen neulich, hätte ich gerne besser kennengelernt; denn er brachte sich mit über 40 jahren das geige spielen bei und er malte.
schade, ich habe ihn nie spielen gehört; es ist doch bewundernswert so etwas sich selber beizubringen. ma sagt, er spielte ganz gut.
ich weiß von ihm nur, daß er einziges kind extrem strenger eltern war, die ihn dann schwer mißhandelten, als er als kleiner junge musische und künstlerische wünsche äusserte.
(seinen eltern war er zu unmännlich, man bedenke, es war so um 1900)
den einzigen kompromiß, den er erreichte: er durfte vor dem eintritt in die polizei eine malerlehre absovieren.
nicht als kunstmaler, als anstreicher - und dann ab in die kaserne, mann werden.
der polizeidienst war in preußen fast wie militärdienst; er tut mir nachträglich leid....
jedenfalls malte er nach dem krieg täglich und auch das hatte er sich selber beigebracht.
malte er bei anderen ab, wurde es ein wenig verquer, malte er eigene motive, wurde es wunderschön.
ich habe die wohnung von beiden alleine aufgelöst, da fand ich in und hinter allen schränken, in allen ecken und nischen seine bilder und staunte.
ich saß inmitten des chaos und hielt immer wieder überraschende ölgemälde in den händen. leider verlor ich sie alle, da mein exmann sie mal eben als "trennungsmüll" entsorgte.
(idiot!) (mistkerl!)
ich dachte immer, daß er der nazi gewesen sei und meine arme großmutter.....
tja, so ist das, wenn man nicht tiefer schaut.
ein teil der familie meiner großmutter waren sozialisten und ich weiß nicht wie und ob sie die nazizeit überstanden.
es gab wohl den krieg auch innerhalb der familie, mit allen konsequenzen.
meine urgroßmutter lernte ich noch kennen - man darf jetzt lachen - ich verknüpfe sie mit der erinnerung an meine erste bewußt wahrgenommene banane, die ich aß.
womit ich nun äusserst elegant den bogen zu meinem blöden gedanken von heute spannen kann:
wenn mir kalt ist, kann ich keine gurken essen.

ich mache jetzt die packung datteln auf -

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Montag, 2. September 2013
ich bin kein kind dieser stadt. (und mein leben ist so kurz wie ein spinnenfurz.)
gestern fuhr ich übers wuhletal bis j.w.d. nach mahlsdorf,
saß lang allein und wurde kurz nach ostkreuz von 3 großen kerlen mit müll beworfen, die diesen auf den sitzen blöd, aber auf mir ganz wunderbar befanden,
saß kleingefaltet, bemüllt, saß und schaute, dachte und suchte und fand es nicht.
mein heimatgefühl.
besuchend und fremd, so fühle ich mich in dieser stadt.
damit nun, passe ich zu der beschreibung des typischen (west-)berliners, der seinen eigen kiez gut kennt, sich nur dort bewegt und nicht über den tellerand des selben schauen mag. und wieder auch nicht, denn ich habe keinen eigenen kiez.

1990/91 befand ich mich in den hackeschen höfen,
eine art fortbildung durchstehen, (eine von der eu finanzierte; für handwerkerinnen und pädagoginnen, das unsinnigste was ich je absolviert habe, aber das ist eine geschichte für sich.),
ich fuhr also jeden tag auf abenteuerlichstem weg in den osten.
kennengelernt habe ich dabei ostgebürtige hardcorelesben, die dann ´92 als es in mölln gebrannt hatte, lautstark beklagten, daß nicht noch weitere ausländer dabei starben. die damen saßen lange im knast, hatten zu ddr-zeiten ein schwieriges leben; ich war entsetzt. leider einer meiner ersten eindrücke, die fortbildung brach ich daher ab....
mit freunden besuchte ich berlinchen, potsdam, namenlose dörfer rundherum und konnte nichts "in besitz" nehmen. wollte ich auch garnicht, denn - wieso sollte ich? entdecken war angesagt, vorsichtig annähern, augen satt gucken und lernen über die grenze zu gehen, ohne angst.
ich hatte ja hausverbot in der ddr und mir hat die eine festnahme samt verhör für den rest meiner tage gereicht.
die stadt berlin wirbelte undurchsichtig in die höhe, voll mit großen bauprojekten, grundstücksver-und käufern, "mega-events", vielen abrupten veränderungen, wie zum beispiel den abriß der mauer.
die mauer als schneise durch zwei sich unterschiedlich entwickelnde kulturkreise, wurde brachial entfernt, was für die, die nach 1961 in diese kulturen hineingeboren wurden, bedeutete sich plötzlich in einer neuen stadt zu befinden.

natürlich lächelte ich die erste zeit jeden trabbi freundlich an, ich hatte keine ahnung, was ihnen für eine lawine folgen würde.
die lawine ist immer noch am rollen.
der lärm hat nie aufgehört, die baulichen maßnahmen ziehen weiter häßlichest hoch, zerstören gewachsenes und vor allem viel von dem grün. da hilft auch kein tempelhofer feld, das auszugleichen.

ich lernte im laufe der zeit etliche menschen kennen, geborene ost-berliner, durch private begegnungen. besuchte sie, besuchte fortbildungen in hellersdorf, veranstaltungen in mitte/f-hain/prenzelberg, ging in dortige geschäfte, zu konnopke; lernte auf einer party in weißensee den rainer p. kennen; der als einziger seiner 3 freunde, den vergeblichen fluchtversuch über die ostsee überlebte; ( das ist auch eine geschichte für sich, seine folter durch die stasi....), aß giechisch, türkisch, indisch, alles mögliche in allen möglichen bezirken, stellte meine bilder in weißensee aus;
kurz gesagt, ich bewegte mich, wie man sich in einer großen stadt so vor sich hin bewegt.
aber gestern in der s-bahn, da sah ich auf einem bahnsteig einen älteren herrn sitzen, den kopf gesenkt, sonntäglich gekleidet.
kurz vor abfahrt meines zuges schaute er auf und schaute mich an.
und ich sah in seinem gesicht meine empfindung.
es ruckte, die türenwarnung blökte und im anrollen wurde mir klar, daß mir etwas klar geworden war.
der schatten der über sein gesicht flog, nur ein moment der skepsis, der fremdheit, der immer-noch-nicht-absolut-begreifens, was sich da rasant, laut entwickelt hat. er hat mich angeschaut, wie man einen touristen anschaut.
ich saß im zug und dachte "ich reise in den osten, ich besuche mahlsdorf. ich könnte auch nach bingen, oberschleißheim, jüterborg oder sonstwohin fahren." daß ich mich innerhalb der stadt befinde, das war mir unmöglich zu begreifen.
naja, rein theoretisch schon, aber das als alltäglich, als selbstverständlich zu mir gehörig zu empfinden - nein.
ich akzeptiere was geschehen ist, bin aber ein wenig traurig; subjektiv und auf mein leben bezogen.

ich beneide die um den mauerfall geborenen berliner, denn sie konnten mit der, sich seitdem im umfang verdoppelten stadt, mitwachsen.
großgeworden, aufgewachsen bin ich in einer stadt, die es nicht mehr gibt.

ps: der besuch in mahlsdorf war bezaubernd. die reise dorthin - allein die tram zu nehmen - ist ein kleines abenteuer. wie ein kind sitze ich darin und staune. tram - das unterscheidet bis heute den west-und ostteil der stadt. im westen gibt es keine.

pps: ich weiß, wieviel zeit vergangen ist, seit dem fall der mauer.
daß ich asperger bin, macht die verarbeitung, inmitten einer epochalen veränderung zu leben, auch nicht einfacher.
und, zeit ist ein spinnenfurz (frei nach albert e.)

myself in many words

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Letzte Aktualisierung: 2024.07.27, 13:34
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by sid (2024.07.27, 13:34)
trauer
das finale bild und gefühl zu meinem vater ist...
by ach annemarie (2024.07.24, 19:03)
herzlichen dank. in all...
herzlichen dank. in all dem streß wegen meines...
by ach annemarie (2024.06.16, 09:48)
danke sid. ich brauche...
danke sid. ich brauche noch einige zeit....
by ach annemarie (2024.06.16, 09:43)
vielen dank.
vielen dank.
by ach annemarie (2024.06.16, 09:42)

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