annemarie |
Sonntag, 6. April 2014
viele schritte, aber the cat was dancing on mein pillow
ach annemarie, 11:24h
der gestrige tag umfaßte mit hartem griff jahre, wenn nicht sogar jahrzehnte.
da hatte ich meinen akustikermeister aus lehrzeiten besucht, trank einen café mit ihm, meine hand spielte mit gefräßten paßstücken für im-ohr-höhrern und wir fachsimpelten sehr hübsch, saß ich etwas später vor einer eisentür und wartete auf daß das echo fertig gestellt wurde.... vertraut, sehr vertraut und bruderherz schwirrte durch meine gedanken. die kardiologie im urban ist freundlich und ruhig im gegensatz zur der in der charité. für mich aber, war jeder schritt auf dem weg nach hause schwer hängend von etlichen gedanken; da meine u-bahnstrecke gesperrt ist, hatte ich viel zu laufen und am ende aber nur noch ein wort pro schritt. aber ich greife vor. das urban. ich bin in ihm geboren und meine lieblingstante war dort die jüngste oberschwester, die es zu der zeit je gab. sie rettete mein leben, da sie erkannte, daß ich am verhungern war (mit 6 monaten) und man brachte mich vom urban in die baracken des säuglingskrankenhauses in der königin-elisabeth-straßße in charlottenburg. das alles geschah im "alten" urban, der neubau kam ja erst mitte der 60er jahre. im neuen bau hätten die docs mich dann fast umgebracht, an ostern 1980. über das wie und warum werde ich nichts weiter schreiben. es würde mir doch zu weh tun. es eine erpresserische medizinische mißhandlung mit nachwirkungen bis ins heute. auch wenn gestern meine gebärmutter nicht aufmuckte; (ha! sie konnte es nicht mehr, da sie mir amputiert wurde); fühlte ich mich ein wenig traurig und meine erinnerungen schwankten wie besoffen von dem einem zu jedem anderen versuch, das wieder zu reparieren. viele jahre mit vielen operationen und ich konnte nur schweigen, keine erklärung meinerseits woher die verletzungen meiner organe kamen. natürlich kann ich plappern, und wie ich das kann, aber bis 2007 verschwieg ich die wirklich wichtigen dinge. es war gut für meine gesundheit, daß ich gestern dort war. der zeitliche abstand und die sorge um m., das baulich veränderte grundstück und haus, all das war wie ein handlauf an dem ich mich entlang hangelte. ich versuchte mir m. gegenüber nichts anmerken zu lassen, doch dann erzählte ich ihr doch, was mich mit dem haus verbindet. erleichternd war das, sonst hätte ich tatsächlich viel dummes zeugs geredet. auf dem weg nachhause kamen mir die geschlossenen u-bahnstationen sehr recht, im laufen sortierte und justierte ich mein inneres und endlich angekommen tanzte herr katz einen freudentanz on my pillow. verbotenerweise, aber es war ja ein besonderer tag, denn ich empfinde diese alte geschichte als erledigt. endlich. ... link (0 Kommentare) ... comment (428) Samstag, 1. März 2014
kreuzung
ach annemarie, 09:30h
der bus steht still und das ist ungewöhnlich
normalerweise brauche ich 3 minuten zum rathaus steglitz die große kreuzung am hermann-ehlers-platz ist gesperrt dort steht der rettungshubschrauber was mein busfahrer dann durchführt (und das ausgerechnet mit mir an bord): in dem moment des abhebens des christopher gleitet er mit seinem doppeldecker auf der abbiegespur in die kreuzung quasi als geisterfahrer ohne gegenverkehr und mit polizeischutz dokumentiert von hunderten kleiner blitze aussendender gestalten - die kreuzung war ein kreuz, ein schwarzes, verdunkelt von menschen die alle, so mein empfinden, ein mobiltelephon hochhielten wir fuhren mit gedankenbetäubenden lärm direkt in das herz der kreuzung, wo sekunden vorher vielleicht ein herz zum stillstand kam der bus hielt ich stieg aus und konnte mich dennoch nicht bewegen es war seltsam still, speichern und/oder versenden, nicht wahr, das muß nach der aufnahme ja getan werden ich schaute dem helikopter nach, als einzige den blick nach oben gerichtet und dachte an den moment einer lauen sommernacht zerschunden blind von blut und splittern in den augen erstarrt von unfaßbarem schmerz wie ich lag den asphalt schmeckte und doch spürte wie sie alle schauten stumm standen auf unserer seite und langsam vorbeifuhren auf der anderen und schauten man ist ein tier und es gilt nur zu überleben man sieht eigentlich nichts mehr und besteht aus wunden aber dies anschauen, das bekommt man mit. ... link (0 Kommentare) ... comment (453) Samstag, 1. Februar 2014
langer atem, ausser atem, atemlos. nützt alles nichts.
ach annemarie, 10:29h
ein freund, ein kluge(r), sagte den entscheidenden satz der meine entscheidung verfestigte.
er meinte, daß ich ja z.b. nicht mein leben lang getrunken und so meinen körper geschädigt hätte; ich brachte die arthrose und einiges andere mit ins leben und dann kam noch das, was mir das schicksal obenauf packte. nach diesem telefonat resümierte ich in sekunden und rief meinen rehaberater an, brachte den prozeß ins rollen. seit 8 jahren wehre ich mich gegen eine verrentung, war in kliniken, in reha, im arbeitslager, saß amtspsychologen/orthopäden/neurologen gegenüber, bekam dann was ich mir erträumte. die umschulung in dem beruf, der meinen interessen entsprach und mir als ältere frau, so war es jedenfalls damals, chancen bot. nebenher stand ich jahre vor verschiedenen gerichten, meine scheidung war mehr als schmutzig, sie war giftig. zu beginn der umschulung erkrankte ich an der bauchspeicheldrüse und, hätte ich das gemeldet, wäre ich sofort verrentet worden. ich verschwieg es und habe, abgemagert und schwach nur noch die halbe ausbildungszeit wahrnehmen können. in den praktika hätte ich, ja hätte - hätte ich mal!, bemerken können, daß sich die arbeitsatmosphäre in den geschäften in richtung brutal-kapitalismus entwickelt hatte, ich habe es aber nicht richtig gedeutet. abschluß geschafft, glück im unglück erfahren, nach einer chemo regenerierte sich auch mein bauchorgan und ich wollte nichts weiter als endlich arbeiten. wieder eine erfahrung, die mich schwer ins schleudern brachte, ich verstand zu spät, daß nur meine förderung mich attraktiv machte, als sie auslief wurde ich gekündigt. ich weiß nicht exakt in wievielen geschäften ich mich beworben habe, letztendlich kenne ich alle in berlin. ich reiste ja sogar in die firmenzentralen, sofern sie sich in anderen städten befanden. meine 2 headhunter, die vor 3 jahren noch mir nachliefen, reagierten nicht mehr auf meine anfragen. letztes jahr gab ich auf, nuja, es gab kein geschäft mehr, in dem ich mich hätte bewerben können. den rest der bemühungen liest man unter diesem eintrag. ich gebe auf, ich werfe hin, ich kapituliere. ich beantrage erwerbsminderungsrente. morgen werde ich vollendete 53, für mich heißt das, ich befinde mich im 54. lebensjahr. geistig und seelisch fühle ich noch einiges an kraft, doch mein körper macht sich davon, er hält nicht mehr schritt mit meinen vorstellungen. meine ziele, mich selbst zu ernähren, der solidargemeinschaft wiederzugeben, was sie mir ermöglicht hat (2 umschulungen!) und eben nicht auf kosten der hart arbeitenden gesellschaft zu leben - die habe ich nicht erreicht. bitter, sehr bitter schmeckt das. ich bin ein ruinenkind, wuchs in ihnen auf und im abschnitt meines lebenskreises, der sich dem anfang seiner selbst nähert, sitze ich nun auf ebensolchen. jedenfalls mit einer a****backe, die andere ist gebettet auf daunenweichem. ich definiere mich nicht nur durch arbeit, ich habe in allen bereichen versucht ein würdiges, anständiges leben zu führen. ich kann es nicht lassen, mit dem lernen der buchhaltung mache ich weiter, man weiß ja nie.... ... link (15 Kommentare) ... comment (618) Sonntag, 22. Dezember 2013
ohne jede übertreibung
ach annemarie, 11:33h
im september 2001 arbeitete ich bei dr. r.g., dem anwalt der die hinterbliebenen und opfer des eschede-zugunfalles vertrat.
dadurch lernte ich (per telefon) auch prof.dr. gottfried fischer kennen, der diese menschen psychologisch betreute. ich kam nicht auf die idee, daß er auch für mich hätte etwas tun können, obwohl meine therapeutin zu ihm nach köln ging, um sich bei ihm traumatherapeutisch ausbilden zu lassen. das tat sie wegen mir, da ich 1998 von ihr wegging, weil ich mich nicht in einer normalen therapie aufgehoben fühlte. prof.fischer holte das wort trauma und seine bedeutung zurück in die öffentlichkeit, da er die betroffenen menschen in deutschland unversorgt sah. er behandelte schon die spätfolgen derjenigen, die das rammstein-flugshow-unglück überlebt hatten und wußte um die gesellschaftliche ignoranz dieser erkrankung. auch daß die helfer bei katastrophen; feuerwehrleute und seelsorger, polizisten und rettungskräfte nach "allem" sich selber überlassen waren und doch auch oft traumatisiert waren. im folge des eschedeunglücks gründete er eine traumaklinik auf dem gelände des alexianerkrankenhauses in krefeld. ein neugebautes haus, entworfen von architekten, die die vorgaben bekamen, so zu planen, daß sich menschen mit großen und verschiedenen ängsten, darin möglichst wohlfühlen. es wurde ein 2stöckiges gebäude, in form einer flachen schnecke, oben die patientenräume und unten die schulungsräume für polizei, feuerwehr und sannis. drumherum wurden winzige häuschen gestellt, in denen die langzeitpatienten wohnen können. das alles steht auf einem parkrähnlichen, ehemaligen klostergelände; ist licht und hell, getrennt von dem eher stressigen alltag des krankenhaus. ich finde es mehr als gelungen und habe mich dort wieder ins leben zurückbewegen können und wohlgefühlt. 2006 erlebte ich eine persönliche katastrophe, die alle meine traumata reaktivierte; was erst einmal nicht offensichtlich war und einige krankenhausaufenthalte nach sich zog, die mir mehr schadeten, als nützten. es wurde klar, daß ich eine traumaoriente behandlung brauchte, aber die plätze im berliner bundeswehr-kh waren auf monate ausgebucht; das einzige haus, das so etwas anbot. ich erinnerte mich an herrn fischer und schrieb ihm eine kurze mail, in die ich aber doch alle meine "erfahrungen" schrieb, um ihn vielleicht dazu zu bewegen, mich in sein haus aufzunehmen. ich weiß noch, wie ich weinend am schreibtisch saß und stunden an dem text arbeitete, da ich schon die dringlichkeit vermitteln wollte, aber ihm nicht auf den keks gehen. mit zu langen oder gar zu jammerigen beschreibungen. zwei stunden später; ich kann mich an die zeit erinnern, weil ich so verblüfft war, wie schnell er reagierte; um 01:35 uhr in der nacht schrieb er mir zurück, daß ich sofort kommen könnte, beschrieb das kassenprocedere und was ich mitbringen sollte. und wie ich dort ankam, knapp 40kg wiegend, total fertig nach einer zugfahrt, von der ich nicht mehr weiß, wie ich die überstanden hatte. ich saß zitternd und schweißnass vor dem personalraum, klammerte mich an meinen koffer und wollte überall sein, nur nicht hier. vor lauter angst, grad ausgestandener und neuer. irgendjemand erzählte mir irgendetwas. ich gab meine papiere her. dann, da das haus übervoll(!) war, wurde ich in einzelzimmer, zu einer 1,80 hohen und mindestens 1m breiten frau gelegt, die in ihrem bett lag und laut schnarchte. sehr sehr laut schnarchte. ich stopfte mir die ohren zu und dachte über albträume im wachzustand nach. und warum sich keiner um mich weiter kümmert. und warum ich jetzt schlafen soll. und warum dieser koloss schon schlief. und dann schlief ich ein. am nächsten morgen wurde ich rot vor scham, da der "koloss" sich als eine sehr einfühlsame frau entpuppte, die sich vielmals und ausdauernd für ihren nachtlärm entschuldigte, bis ich keine angst mehr vor ihr hatte.... (das war m., mit der ich bis heute sporadisch kontakt habe.) und ich nahm langsam wahr, wo ich gelandet war. wir waren ca 20 patienten, von 16 bis 81 jahren und ich lernte als erstes die 2 gebote kennen. wir hatten untereinander absolut zu schweigen, was all unsere krankheiten betrifft und das personal hatte absolut mit uns zu reden, wenn einer von uns bedarf danach hatte. alles war auf die persönlichen bedürfnisse des einzelnen zugeschnitten, jeder hatte einen eigen bezugspfleger/in. (meiner war so an die mitte 20, ich ging immer hinter ihm die treppe hoch um den anblick zu genießen. hach.) man mußte nichts, man konnte an dem teilnehmen, was einem gut tat. herr fischer kam auch ab+zu vorbei, ich lernte ihn auch persönlich kennen, da, obwohl ich nicht von ihm behandelt wurde, er sich an mich und meine mail erinnerte. ich könnte schreiben und schreiben, was die 7 wochen dort alles geschah; wieder sitze ich und weine mal kurz, bewege mich, wie schon öfter dieses jahr zwischen der freude über das leben eines menschen und der trauer über seinen tod. am stück gelingt mir das aufschreiben nicht, ich muß öfter mal in die küche, neuen café holen und in den himmel schauen, wo ich ihn jetzt vermute. die einzelheiten aber, die erinnerungen, das erlernte und erlebte würden diesen eintrag zu dem längsten den ich je schrieb machen. daher nur noch, ohne jede übertreibung: ohne ihn würde ich nicht mehr am leben sein. ruhen sie in frieden professor doktor gottfried fischer. ... link (1 Kommentar) ... comment (588) Freitag, 29. November 2013
2013 -
ach annemarie, 11:01h
insgesamt angeschaut, ein hoch und ein runter,
gewollte schmerzen kontra ungewollten, dick von depression verschmierter blick und dann doch der freie, angst schlitterte vor dem mut - endlich mal dem nicht aus verzweiflung gewachsenem; alles wie gehabt, es hat es mich ziemlich geschüttelt und bewegt, das jahr. * nach dem jahreswechsel machte ich einen großen schritt, nein zwei! einen in die vergangenheit und einen für die zukunft. ich malte wie besessen. * im februar verliebte ich mich recht stürmisch, es war mehr wunsch und traum. der blick auf die realität ließ mich erschauern. nie traf ich einen mann der so überzeugend lügen konnte; fassungslos machte mich aber, daß es männer ende 50 gibt, die keinerlei körperpflege... äh... betreiben. * im märz stellte ich das erste mal im leben meine bilder aus. ich würde es einen erfolg nennen. ich bin bis heute glücklich. ich bin bis heute dankbar. besonders darüber, einmal alle meine freunde in einem raum zur gleichen zeit zu erleben. * im mai und bis ende juni malte ich beflügelt weiter. merkte aber, daß ich in ein vakuum glitt, langsam aber unaufhaltsam. behörden und ämter drückten mich. ich sah nichts mehr, ich aß nichts mehr, ich fühlte nichts mehr. ich saß da und existierte. irgendwie. * der juli brachte viele abschiede mit sich. und ich begann, klein und vorsichtig, wieder zu malen. einmalig, wie sich herausstellte. ich sank tiefer, noch tiefer. ich hatte nicht gedacht, daß das gehen würde. * mitte oktober machte einer eine tür auf. trotz "geschlossen!"-schild. das führte dazu, daß ich morgen meinen ersten arbeitstag habe. der erlernte beruf hängt nicht mal mehr an einem nagel, ich werde in einem anderen arbeiten. * ach november. meine große operation und der schlimme unfall von bruderherz führten uns am selben tag ins selbe krankenhaus. seit 1996 weiß ich ja, daß es keinen zufall gibt. wir haben es beide überstanden. und mir; mir geht es richtig gut damit. also ohne. ich mag endgültigkeit. sie befreit mich. * seit heute, den 4. dezember, flirren wieder die pigmente durch meine bude. ich male und morgen geh ich ins büro. in mein büro. * ... link (3 Kommentare) ... comment (445) Sonntag, 20. Oktober 2013
vorweg -
ach annemarie, 12:12h
schlafe kurz aber schlechter
die absolutheit, bisher eng befreundet mit mir, sieht bedrohlich aus und wühlt im bodensatz, wirbelt ihn auf bisher dachte ich ihn ordentlich festgetreten zu haben ich beschenke mich, ich verabschiede mich all das hat keine eigene zeit äußerlich ein wenig am zittern strecke ich intern die hände gen schoß fühle gelassenheit inmitten meiner person ahne, nein weiß, daß das leben macht was es will mit mir schon immer wie auch weiterhin ich bin alt und mein kern doch noch eine knospe ich frage mich, ob die chirurgen sie sehen können wenn sie mich schneiden und weit öffnen ob sie platzt, dann erblühen wird auch wenn das licht, das auf sie scheint künstliches ist ich werde es wissen werde ich wieder erwachen. ... link (6 Kommentare) ... comment (458) Montag, 23. September 2013
herbstputz:
ach annemarie, 14:48h
ich sortiere kleidung aus und während ich sie hinter mich schleudere
fällt mir ein, daß ich dringend wieder mein testament aktualisieren muß. ich gehe, nach dem jeweiligen auffrischen des alten, irgendwie beruhigter durch den alltag. nachdem sich meine besitztümer verändert haben, möchte ich, daß auch wirklich alles dort hin gelangt, wo ich es gern hinhaben will. 1000e bücher und vor allem mein ganzes arbeitsmaterial sind sorgsam zu verteilen. die kreiden, farben und pigmente, das schwere papier, all die spezialstifte; das sind schon werte, vor allem ideelle. der rest bleibt "beim alten". ich mache das wirklich gerne, ich finde es nicht morbide oder so; nein - mein leben hat mir das so beigebracht. das erste testament was ich je schrieb, stammt aus dem jahr 1996. ich weiß nicht warum ich es schrieb und habe das, auch nach endlosem denken, nie herausgefunden. ich legte es offen sichtbar auf meinen schreibtisch, sagte meinem pa (als wohnungs-und katzenhüter) wo es sich befindet und wurde in eine blöde diskussion darüber verwickelt. lustig war auch, daß ich zu diesem zeitpunkt unsere wohnungstür mit blechen und einem querschloß verrammeln ließ. auch das gegen den widerstand aller männlichen familienmitglieder. was mußte ich mir anhören.... beides hatte seinen sinn. einen ziemlich tiefen und ernsten. das mit der tür war noch "lustig"; als wir wiederkamen, war in den umliegenden wohnungen eingebrochen worden. es gab banden, die die kassetten aus den altbautüren brachen, da durch kinder hinein in die wohnung schickten, die alles wertvolle mitnahmen. ich hab wissend gelächelt, allerdings alleine vor mich hin, denn keiner wollte mehr an die debattierei erinnert werden. das testament aber, hat meinen pa ganz irre gemacht. schließlich hätten wir eigentlich sterben müssen; das war uns allen klar; es war der urlaub, der mit der "begegnung" mit der geisterfahrerin endete. pa besuchte uns im krankenhaus und fragte gleich nach der wiedersehenszeremonie wie ich denn bloß dazu gekommen wäre. was den ausschlag gab. er fragte - warum? warum hast du das geschrieben? er war ganz aufgeregt und er hat sich dann auch für seine anmache von vorher entschuldigt. seine fragen konnte ich nicht beantworten. so, die feder wird dann gleich ins tintenglas gesteckt und los kann es gehen - ´s leben weiter putzen. ... link (0 Kommentare) ... comment (483) Montag, 5. August 2013
abschied III
ach annemarie, 13:42h
05.08.2003
10 jahre ohne meine kleine omi. kurz vor ihrem 99en geburtstag starb sie, friedlich und nach einem abschiednehmen, was uns alle verblüffte (und erfreute), da sie mit multiplem organversagen schon im koma lag. a. kam von der arbeit und wir fuhren halsbrecherisch schnell ins krankenhaus. als wir in ihr zimmer traten, ich sie ansprach, öffnete sie die augen und lächelte, krächzte leise unsere namen und streckte ihre hände nach uns. so saßen wir einige zeit und hielten sie, auf jeder seite einer. sie schloß die augen und wir drei waren still. ihr atem wurde ruhig und langsam. vorsichtig lösten wir die hände und wollten uns hinausschleichen - da schlug sie wieder die augen auf, ich sagte "tschüß omi" sie lächelte und sie winkte, schwach aber als winken erkennbar mit einer hand, bis ich um den türrahmen herum gegangen war. eine stunde später hörte sie auf zu atmen. ... link (0 Kommentare) ... comment (364) Montag, 15. Juli 2013
abschied II
ach annemarie, 12:42h
zwischen zwei happen grünen curry sagte mir pa, daß der onkel heute morgen gestorben sei.
aß weiter. ma guckte, aß weiter. mir hingen die glasnudeln aus dem mund. ich konnte nicht weiteressen. die beiden waren fertig und lehnten sich zurück - in erwartung meiner fragen? ja, obwohl unwillig, weil eigentlich ginge mich das nichts an, hielten sie es für nötig, mir das mitzuteilen und waren bereit ein wenig darüber zu reden. abgesehen davon, daß pa von "den hinterbliebenen" sprach und ich ihn daran erinnerte, daß das sein bruder sei, nein war, möchte ich nichts über die umstände seines todes schreiben. meine fragen wurde beantwortet und ich würde mir die fingerkuppen flach tippen, wenn ich nur anfinge darüber zu schreiben.... ich lief nach dem essen langsam zu mir nach hause und versuchte beides zu verarbeiten, nu - eigentlich erst einmal zu begreifen. die art und weise, wie meine (leiblichen!) eltern uns zwei kinder als nicht zugehörig zur familie behandeln, immer und immer wieder. und das onkel w. nun nicht mehr lebt. onkel w. war das älteste von 4 kindern, wurde studienrat wie sein vater, heiratete eine sehr viel ältere frau und führte dann mit ihr eine kosmetikerschule. sie hatten keine kinder. das alles trug wohl nicht zum familienfrieden bei, aber mein opa war dann tot und es wurde nicht mehr darüber gesprochen. ich denke, weil auch seine geschwister nicht unbedingt zeitkonforme lebenstile pflegten. als kind erinnere ich mich, ihn als eine art eule gesehen zu haben; einen kleiner mann mit schwarzem wenigen haar, wenigen worten und einer enormen brille, auch schwarz. seine frau überragte ihn kühl und blond, immer perfekt überschminkt und so behangen mit gold, daß man denken könnte, sie kippt gleich vorne über. ein kinderhassender dackel lief stets an ihrer seite. für mich gab es teure steife puppen, die ich sofort auseinandernahm. einmal, zweimal; jeweils zu weihnachten und dann tauchten die beiden auch dabei nicht mehr auf. nach langem überlegen komme ich auf 10 bis 12 begegnungen in unserem leben. das letzte mal verweigerte er mir hartnäckig das du und siezte mich durchgehend, machte einen diener zum abschied - das tat weh. dazu muß ich erkären, ich bin seine einzige nichte, der einzige neffe ist mein bruder. es gibt die 3 geschwister, es gab noch eine cousine, 25 jahre jünger als ich, aber vor einigen jahren, mit 20, brachte sie sich um. da ist noch eine großcousine plus mann und kind. das war es. (hätte es die nazizeit nicht gegeben, dann würde ich erstens diese zeilen nicht schreiben und zweitens in einem riesentrumm an familie verschwinden.... aber vielleicht wäre es dann auch nicht nötig gewesen, für mich, auf die welt zu kommen. hätte, wäre, würde, könnte. es gab sie aber und so stirbt nun dieser familienbaum ab.) eine handvoll personen, in alle winde zerstreut lebend. es ist nicht so, daß nur ma und pa keinen zusammenhalt wünschen, sie alle leben am liebsten in distanz zu allen und allem. ich trauere. ich trauere um die verlorenen chancen sich kennzulernen. um nie mehr stattfindene versuche so etwas wie ein familiengefühl zu entwickeln. ich trauere; weil mein pa sein eigene trauer so tief in sich verbirgt, daß er sie nicht wiederfindet. sein lächeln ist schief, seine augen die eines erstaunten kindes - das anzusehen macht mich sehr traurig. ich trauere, weil der tod meines onkels mich einen schritt weiter an meinen tod führt. der, sollte ich lange genug leben, der des letzten mitgliedes dieser familie sein wird. familie? irgendwie schon. die sehnsucht läßt mich doch trauern! ich hätte onkel w. so gerne onkelchen genannt. gelacht und gestritten, gelangweilt zugehört, mir geschenke für ihn ausgedacht. ihn geärgert und mich von ihm trösten lassen. seinen geruch beim hallo!-sagen eingespeichert. ach, so vieles noch... nie mehr. die unnahbarkeit und unerreichbarkeit meiner familienangehörigen läßt mich zweifeln. sogar mir als ein asperger ist diese kälte und distanz zuviel. man hat familie und hat sie überhaupt nicht; eine papierne familie, geschrieben, lesbar, aber nicht lebendig. ach, onkelchen. ich hätte dich gerne einmal im leben in den arm genommen und wünschte, du mich auch. wir hätten beide etwas sehr schönes davon gehabt. ruhe in frieden. ... link (1 Kommentar) ... comment (478) Freitag, 12. Juli 2013
abschied I
ach annemarie, 11:04h
gestern legte er mir das letzte mal seine riesigen hände an meine wangen.
vorher fuhrwerkten sie in meinem mund und - es ist, wie immer, alles in ordnung. mit unfaßbaren 70 jahren hört er nun damit auf. absehbar war es und ich dachte oft nach, wann es soweit sei.... verließ aber die praxis unter schock, daß es nun wirklich soweit ist. ich verließ sie, ohne meine jacke, brille und tasche, so verwirrt war ich. als ich zu ihm kam, war ich ein haufen elend. ein traumatisiertes, zitterndes etwas, was nur aus angst bestand. beim ersten termin hatte er eine alte dame auf seinem stuhl, die keine narkose vertrug, wegen herzproblemen, und deren wimmern und stöhnen den warteraum füllte. flucht, das war mein einzig streben. aber dann kam er in den raum, setzte sich neben mich und erklärte mir die situation, nahm das erste mal mit seinen enormen händen meine und sagte, wie leid es ihm tue, daß ich das mitanhören musste. ob ich denn jetzt trotzdem beginnen möchte? ich wollte. er wußte über den frisch passierten "unfall" und wollte das abenteur wagen, mich zu behandeln. da lag ich mit zerstörtem kiefergelenk, angst vor lauten geräuschen, vor ärzten, vor situationen aus denen ich nicht herauslaufen kann und mein damaliger mann durfte meine füße halten, die beiden assistentinnen, r. und c., hielten jeweils eine hand. andere patienten waren in der anfangsphase meiner behandlung nicht anwesend; diese zeit hatte er so eingerichtet, daß er in aller ruhe, mit all dem pausen, die ich brauchte, arbeiten konnte, ohne daß es stressig werden würde. es mußte viel gemacht werden; an zähne dachte ich vorher wenig, ich hatte genug mit überleben zu tun. ich weiß nicht mehr, wieviele monate ich brauchte um vertrauen zu fassen; immer wieder bot er an, die behandlung zu unterbrechen, falls ich nicht mehr könne; das gab mir das gefühl, daß ich doch weglaufen könnte, wenn ich es denn garnicht mehr durchhielte. und so brauchte ich nicht davonlaufen. es normalisierten sich die termine, aber immer blieb die vorsicht und diese fast zärtlich zu nennende einfühlsamkeit dabei. die beiden ladys schafften es mich zum lachen zu bewegen; es herrschte eine angenehme stimmung in dieser praxis, da es seine philosophie war, freude am und beim arbeiten zu haben. so fuhr er einmal im jahr mit seinem team zusammen in einen urlaub, es gab keine hightechapparate aber immer echte gute laune, warten war nie angesagt, es sei denn ein notfall kam herein, die sprechzeiten waren kurz und nie überfüllt. man lernte sich kennen, im laufe der jahre.... dann kam die trennung und wieder war ich nur noch ein haufen. wieder hatte ich angst, eine andere, aber auch die alten ängste waren wieder hervorgekrochen. ich traute mich kaum einen termin auszumachen, auch weil ich nun alleine kommen würde. ach. ich kam dort an und es war wie ganz zu beginn, kein anderer patient mehr dort und sie sagten, es käme auch keiner mehr nach mir. dann redeten wir. dann nahmen sie mich in die arme. ich, steif und knurrig, in dem versuch meine gefühle zu verbergen, konnte garnicht anders als zu weinen. die drei erzählten auch von sich (im nachhinein erst erkannte ich das große vertrauen, das mitgefühl) und schafften es, daß ich mich wohl, aufgehoben und getröstet fühlte. behandelt wurde ich, glaube ich zumindest, auch. und wieder vergingen die jahre, in denen diese drei menschen mich herzlich und liebevoll begleiteten, bis ich aus dem schlimmsten heraus war - was sage ich! - bis heute habe ich freude zu meinem zahnarzt zu gehen. ich werde sie vermissen. ich schwanke zwischen weinen und der freude, daß ich dort gelandet bin. ... link (6 Kommentare) ... comment (468) ... nächste Seite
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herzlichen dank.
in all...
herzlichen dank. in all dem streß wegen meines... by ach annemarie (2024.06.16, 09:48) danke sid.
ich brauche...
danke sid. ich brauche noch einige zeit.... by ach annemarie (2024.06.16, 09:43) |