annemarie
Freitag, 14. Juni 2013
bilder meiner ausstellung
bruderherz hat mir den fim auf dvd kopiert und nachdem wir ihn dann zusammen angeschaut haben, fragte ich " und? darf ich mir das selber noch oft angucken?" er, der mich gut kennt fragt nur trocken warum und ich "na, wird man dadurch nicht egozentrisch oder sowas?" - "ach was! ach quatsch!!" -
tröstliche wärme durch verstehen ohne viel erklärung ich zehre noch davon ich brauche das.
denn heute habe ich das gefühl als hätte man mir ein loch in die fontanelle gesägt einen haken hineingehangen und zöge mich nun daran über den boden wie um ihn mit meinem leib zu verwischen
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der film, der film; ich war so aufgeregt und nach all den jahren dann - dann traute ich mich nicht ihn mehr als einmal anzuschauen. gedreht im winter 1981/82 zeigt er, neben einer etwas skurillen handlung, die atmosphäre der stadt west-berlin in wunderbaren bildern, kein mensch ist auf der straße (wir drehten nicht sonntag morgen) der wannsee ver-und zugefroren, sonne, trübsinniger himmel, die mauer als selbstverständlicher anteil, etwas sex, eine puppenhafte annemarie und zwei menschen, die nicht mehr am leben sind -
die vergangenheit die ich nicht mehr erfühlen kann die besänftigend sein könnte
die vergangenheit, die meine knochen schändet und sich morgen wieder selber feiert als den tag den man jahrestag nennt
ich nenne ihn nicht so da mir die autos wieder unter die haut fahren der balkon sich neigt um zu verschwinden der gestikulierende passant mir seine faust ins gesicht hauen wird, gleich, der tag ist für mich der höhepunkt an fluchtreflex
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während ich versuche ruhig auf meinem balkon zu sitzen, erbsen an herrn katz verschenke (er liebt erbsen) denke ich über das gespräch nach. über das besitzen von baby-und kinderfotos. vor wenigen jahren habe ich einige bekommen und traue mich nicht sie anzuschauen. die ausstellung; v.g. und bruderherzens liebster haben so schöne fotos geschossen; ich habe sie sogar hier veröffentlicht, aber ich habe sie mir nicht mehr als einmal angeguckt. -
das recht zu leben das recht auf leben, immer und immer wieder als frage. -
ich erinnere mich an das weihnachten 1963 in frohnau, mein opi zeigt dias und ich erkenne mich auf einem. das erste mal nehme ich mich von ausserhalb wahr und juchze, meine mutter dreht sich um, um mir eine ohrfeige zu verpassen und opi fängt ihre hand im fluge ab. sie nahm mir beides sehr übel und ich, mit hochentwickeltem überlebensinstinkt, merkte es mir.
seit dem lege ich fotos, auf denen ich zu sehen bin, beiseite, weg, fort. -
heute, in erwartung von morgen, habe ich mir schöne begräbnismusik ausgesucht.
ich schaue auf den wetterbericht und verziehe von innen nach aussen mein gesicht ich wünsche mir so sehr daß es regnen möge ich kann keinen bordeauxblauen sommerhimmel ertragen. nicht morgen. auch nach 17 jahren noch nicht.
bitte.
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heute fühle ich mich alt und zu jung für all die abbilder zugleich.
das verknüpfen fällt mir schwer, ich denke ich habe das nie gelernt. -
ich, die die worte als ihren kosmischen raum betrachte zärtlichkeit einzelnen buchstaben gegenüber empfindet an bleistiften riecht mit feder und tusche wonnige stunden verbringt (das kratzen einer feder auf dem papier - ahhhhh) habe nur so wenige bis gar keine da mir gesagt wurde wenn man schläft und dabei frontal mit einem anderen auto zusammenstösst nur noch der mandelkern zuständig ist.
für diese langen moment und für immer.
es gibt keine verbindung.
das macht mich traurig.
mehr als alles andere.
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und wenn herr katz von all den erbsen pupsen wird, fliegt er vom bett, das ist die erste entscheidung.
die zweite, - ich werde mal gucken.
so alles mögliche; fotos, film und der himmel wird nicht in meine offene fontanelle fallen.
denke ich.
hoffe ich.
morgen.
-

mandelkern

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Freitag, 5. April 2013
auch weg.
ich sollte mich von ihr trennen, sagt die ärztin.
erst war es nur geplänkel, aber nach dem ultraschall wird sie konkret und sehr viel ernster.
dieses jahr noch arbeite der professor mit seinem team, dann gehe er in pension.
er hatte vor vielen jahren meinen krebs erfolgreich behandelt und mich so hübsch operiert, daß manch einer der einen blick darauf werfen durfte, es nicht glauben mochte.
und nun, nun wird er älter wie wir alle, sagt sie noch lachend, strubbelt mir durch mein graues haar und nun, sehr ernst, müssen sie.
sie will unbedingt, daß ich bei ihm in tiefschlaf falle und die skalpelle blitzen.
durch meine vorerkrankungen wird es eine große operation, aber das ist nicht so schlimm, finde ich.
ich weiß, daß es hinter sehr schmerzen wird, aber das ist nicht das problem, finde ich.
muttermundlos bin ich seit jahrzehnten, dann, im herbst, bin ich gebärmutterlos.
so ganz ohne irgend etwas mit mutter.
hm.
ich frage nach der leere, die das hinausschneiden hinterläßt.
sie antwortet, natürlich zur rein körperlichen ebene.
damit ist man allein, denke ich traurig, mit dem nicht-aus-gefülltem, mit dem phantomschmerz und traue mich nicht zu fragen, ob es den wirklich gibt.
aber, ich habe sie falsch eingeschätzt.
wir kennen uns 30 jahre und sie strubbelt mir noch einmal durchs haar (wie ich das hasse!! aber ok, SIE darf das.) lacht wieder und sagt, das nächste mal möchte sie eingeladen werden und ...." auch alle ihre babys angucken. das sind doch ihre babys, oder?" ....

ja.
irgendwie schon.

mandelkern

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Montag, 25. März 2013
eigenlob muß nicht immer stinken.
mein lieblingbild.
die fotographien, die ich auf diesem bild verwendet habe, findet man in der galerie "neo-renaissance".
ich hatte mir mit den kreiden des bildes vorher ( C ) mein gesicht bemalt und das dann auf einem blatt papier abgerollt.
das sind die abdrücke in der mitte des bildes, das "blumeninnere".
details findet man in der galerie "ausstellung", die ich noch um ein paar fotos erweitert habe.

 

mandelkern

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Mittwoch, 20. Februar 2013
passion-früchte
erhobenen hauptes mit weit geöffneten augen damit die schneeflocken in ihnen schmelzen können erhasche ich so einen nu der kristallisation und ich trage ihn wie schmuck.

ist das liebe? ist das wahnwitz? ist das besessenheit?

niemals wird mir der schnee langeweile bringen und ich werde immer freier nach dieser vermaleideten kapitulation.

ich fange an zu zählen.

wie bunte schlieren tanzen sich kreidefarben durch mein hirn entgegen landläufiger meinungen komme ich nicht dazu sie auf papier zu spucken und ich möchte doch so gern aber man kann mich vergessen ab beginn der malerei esse trinke ich nicht mehr stöpsel aus alle telefone und lege mich nur mal eben für ein zwei stunden schlafen.
mittendrin.

wie oft habe ich hier die verkehrswege beschrieben auf der straße unterwegs kurve um kurve nichtsahnend weitermarschiert ausgebremst angehalten zusammengefahren den asphalt küssend.

nun.
ist das liebe?
nein, es ist mein ohne kann ich nicht mehr ich habe alles geöffnet mich dazu blatt um blatt werde ich mich zeigen -
es ist meine passion!

nun?
ist es liebe?
ja.
er war da, wie selbstverständlich einfach da und wird sein.

(zum glück auch habe ich noch zu tragen an dem alten körper der mich anjault bockt und zickt um mich zu erinnern daß ich sehr sehr vergänglich bin.)

p+s: und in meiner stadt gibt es nirgendwo zwischenfixativ.
verdammt ich brauche das, ich male in schichten.

mandelkern

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Montag, 11. Februar 2013
warum nur?
nur ma + pa + ich haben gestern meinen geburtstag nachgefeiert, was sich als sehr vorteilhaft herausgestellt hat.
abgesehen davon, daß mir die ersten fragen überhaupt nach der malerei stellten, erfuhr ich nach fast 40 jahren, warum ich mit 13 von zuhause fortkam. und niemals wieder dort wohnen konnte.
wiederum auch zum ersten mal fragten sie nach meinem befinden in dem internat. (ähem, ich war dort von 1974 bis 1979)
zu meinem "weggang" führte eine konferenz aller meiner lehrer, des direktors und einem menschen von der schulbehörde, die mein damaliger klassenlehrer initiierte.
das ergebnis war die entfernung meiner person von diesem gymnasium.
untragbar, unfähig zur eingliederung und anpassung, verhaltensauffällig, schwer gestört - so wurde das meinen eltern gesagt und sie, sie sagten mir damals nichts darüber.
(sondern brachten mich per vitamin-b-kontakt zum schulsenator, in dem internat unter, da mit diesem "stempel" in der akte mich keine andere schule mehr übernommen hätte.)
meine erinnerung an die jahre im gymnasium: ich hatte erstmalig kontakt zu mitschülern, der über ein "guten morgen" hinausging (zu einigen habe ich bis heute kontakt), ich fehlte nie, hatte gute bis mittelmässige leistungen und - große probleme mit dem klassenlehrer, der nach 1 jahr, von einer anderen schule kommend, meine klasse übernommen hatte. nach schulschluß saß ich oft stunden weinend in meinem zimmer, voll mit angst vor ihm und mit der frage, was ich tun könnte, damit er mich nicht hasst.
als ich ende der 90er jahre zu einem ehemaligentreffen ging, gab es fast nur die eine frage: "warum bist du damals verschwunden?".
beantwortet hat sie mir dann ein ehemaliger mitschüler, der inzwischen direktor des gymnnasiums war.
er erzählte mir von dem ärger mit dem klassenlehrer, die zur entfernung dieses mannes aus dem schuldienst und einem gerichtsverfahren führte. nein, nicht wegen mir, dieser mann hatte immer einen seiner schüler im auge, den er gerne aus der schule entfernen wollte. so hat er das schon auf seinen vorherigen schulen gehandhabt, bis sich dann endlich jemand wehrte.
davon wußten wir schüler natürlich nichts und meine eltern bis heute auch nicht. sie hörten mir sehr mißtrauisch zu - man ist ja immer das kind und wer glaubt dem kind? - und ich merkte, daß sie das nicht recht glauben wollen.
kein wunder, ich hatte eine steile klassenwechselkarriere in der grundschule absolviert, siehe asperger.
nur, grade auf diesem gymnasium war ich das erste mal in einen klassenverband integriert und fühlte mich wohl, konnte ohne panik morgends aus dem hause gehen.
bis herr xxxx kam.
er sah mich, sah schwäche, andersartigkeit und griff in mein leben ein, stellte weichen, deren richtung mich heute noch beeinflusst.
die eltern des letzten schülers, den er fertig machen wollte wehrten sich. bis vor gericht. herr xxxx verlor alles und mußte sogar schmerzensgeld zahlen.
ich weiß noch genau, wie herr xxxx aussah, roch, redete, welch brillengestell er hatte und was er für kleidung trug; ich observierte ihn damals genauestens, um einen weg zu finden aus seinem fokus heraus zu gelangen.
ich wußte ja nicht WAS er den erwachsenen über mich erzählte; das wußte ich bis gestern nicht.
ich bin kein freund von "was hätte können" "was wäre gewesen, wenn..."
aber ich fühle das zusammenknäulen einer sehr alten wut, die sicher bald auf die welt kommen möchte.

meine unbeantwortbare frage: warum nur fiel ich, nach 6 jahren schulstreß endlich zur ruhe kommend, diesem mann in die hände?

mandelkern

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Freitag, 8. Februar 2013
gerade noch rechtzeitig.
der versuch sich mit georgia 0´keeffe auseinanderzusetzen war und ist schwierig.
sie wurde von der feministischen bewegung der 70er jahre stark vereinnahmt und dementsprechend gibt es kaum literatur. poster plakate und kampfansagen....eine biographie gibt es und diese ist furchtbar.
alles andere wird in deutschland nicht oder nicht mehr verlegt.
gestern schenkte ich mir neue kreiden, 150 stück - das ist orgiastisch zu nennen - und in meinen lieblingskünstlerbedarfgeschäft wurde ich doch fündig.
(meineherrn, die verkäufer dort sind unschlagbar, sie erkennen mich wieder und wir fachsimpeln uns durch die zeit....)
nun, einen satz von frau o´keeffe verinnerliche ich, schlucke ihn, trage ihn bei mir.
sie sagte ihn sich als sie ihre erste ausstellung vorbereitete; zuerst allerdings bezogen auf ihren blick auf die leere fläche, die sie bemalen wollte, dann auf das zeigen der gefüllten flächen:
"bin ich das wirklich?"
zu ersterem kann ich nur sagen - ja.
zum zweiten - nein.

es schneit und ich tippe ausladungen.
mir geht es gut.

edit:
ich bin doch einfach zu höflich.
und verteile hiermit die verantwortung gerechter:
meine befürchtungen und schwankungen bezüglich eines ausstellens waren recht normal;
doch, ich hatte von anfang an ein bauchgefühl, daß es nicht klappen wird, da ich sehr mißtrauisch geworden bin.
was die herren der schöpfung angeht.
es ist nicht meine alleinige entscheidung, nein es ist das verhalten des menschen der die ausstellung umsetzen sollte, was es unmöglich macht.
bitter, sehr bitter.
bitterlich am weinen.
letztendlich hatte ich mich so sehr gefreut.

mandelkern

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Dienstag, 23. Oktober 2012
7 jahre
- ist es her und ich vermisse ihn sehr.
politisch immer unkorrekt, bellendes lachen, ätzendes after-shave, journalist, menschenliebhaber,
freund mit dem größten herz des universums, das in meinen armen verstummte.
gestern vor 7 jahren starb michel roger lang.

mandelkern

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Montag, 16. Juli 2012
bruderherz IV
gestern dann flatterten seine lider und sie holten ihn doch aus dem koma; nach einigen stunden versuchte er sich den tubus rauszuzerren, also versuchten sie ob er schon von alleine atmen kann.
er kann und tut es.
seine sauerstoffsättigung liegt bei 100% (das hatte bestimmt schon jahre nicht mehr) und er ist rosa wie ein baby.
abends dann sprach er: "wasser" und zu uns "hallo".
was für eine kraft, welcher wille zu leben!
das intensivpersonal ist auch ganz toll und menschlich, er ist in guten händen.
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was für eine woche.
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jetzt kann ich wieder atmen, essen und schlafen.
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wir sind nichts ohne die liebe unserer freunde/nächsten.
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mandelkern

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Samstag, 14. Juli 2012
bruderherz III
im moment übernimmt die herz-lungen-maschine sein leben, die chirurgen sägen seinen brustkorb auf und nehmen sein stilles herz in ihre hände. in den nächsten stunden basteln sie daran, nehmen einen teil weg, nähen darin herum und ich küsse in gedanken dies stück fleisch.
aus der ferne, aber intensiv.
ich habe sie alle kennengelernt und vertraue ihnen.
wir waren seit dienstag rund um die uhr bei ihm und jetzt sitzen wir alle und warten.
extrem kritisch ist dann heute der moment, wenn sein herz wieder von alleine schlagen muß.
er bleibt einige tage narkotisiert; auch das ist noch ein mal eine moment den bangens; wird er daraus erwachen?
es ist nicht sicher.
die ärzte waren so ehrlich uns, auch ihm, zu sagen, daß es sein kann, daß er nicht mehr aufwacht.
ach.

#

nach stunden: es ist so wunderbar; sein herz schlägt wieder!

mandelkern

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Dienstag, 10. Juli 2012
bruderherz II
heute, jetzt in diesem moment, geht es in die tiefe seines brustkorbes.
ich schlafe unruhig, fühle mich hilflos.
aber - es passiert etwas; das sage ich mir ständig.
nach dem blick in die tiefe wird sein herz in ein paar tagen dann ans tageslicht geholt. naja, an neonlicht.
ich wäre froh, einen schnellvorlauf zu haben.

mandelkern

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herzlichen dank. in all dem streß wegen meines...
by ach annemarie (2024.06.16, 09:48)
danke sid. ich brauche...
danke sid. ich brauche noch einige zeit....
by ach annemarie (2024.06.16, 09:43)
vielen dank.
vielen dank.
by ach annemarie (2024.06.16, 09:42)

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