annemarie
Montag, 16. Juni 2014
überstanden.
freitag der 13. war bisher eher ein glückstag für mich.
ich hatte gut gelungene operationen und eine bestandene prüfung an einem solchen tag.
der letzte aber war vom morgen an bis spät voller pech.
das blogger.de off war, das wurde nur das sahnehäubchen auf dem großen haufen....
meine fotos wollte ich demnächst sowieso selber löschen, das ist kein verlust, aber ich bin traurig wie leer all die gemeinschaftsblogs nun sind.
für die blogs ansich ist dirk ja schon am zaubern....toll.

wie schön, wieder hier zu sein.
und alles andere ist irgendwie überstanden.

myself in some words

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Donnerstag, 12. Juni 2014
R.I.P.
Anna-Katharina S.
1984 bis 2004
 
 
meine einzige cousine. sie wählte den freitod.

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Samstag, 7. Juni 2014
von der straße in die erste eigene wohnung:
meine erste wohnung hatte eine ofenheizung und mein bruder zeigte mir, wie ich das anfeuern zu bewerkstellen hätte:
ein bißchen anmachholz, zeitungspapier und zwei, drei briketts die mit zeitung umwickelt sind obendrauf.
und dann alle klappen fest zu.
ich wunderte mich oft über meinen tiefen schlaf und meine nicht enden wollende müdigkeit.
zum glück wohnte unter mir ein schwerstalkoholiker, der lautstark nach kontakt mit mir verlangte und ich vermute der ofen hatte durch undichtigkeit genug durchzug.
mein einzimmer mit bettnische, bad und küche lag im ersten stock in der rostocker ecke wittstocker straße. angemietet hatten sie meine eltern, da der besitzer ein bekannter meiner omi war.
ich besaß ein bett, einen tisch plus 4 stühle und ein kleines regal. mein bruder schenkte mir geschirr, ein kühlschrank war schon vorhanden.
zu meiner freude gab es einen riesigen warmwassserspeicher im bad, da ich alle wäsche mit der hand wusch, froren mir nicht die finger ab.
ein telefon, plattenspieler oder ein radio besaß ich nicht, das regal füllte sich aus dem halben koffer kleidung und meinen kinderbüchern.
nachdem es beschwerden beim hausbesitzer gab, daß man mich nackt sehen könnte, nähte meine mutter mir lange nesselvorhänge. die klagen kamen vom haus gegenüber, die leute beobachteten mich ausgiebig.
dadurch und wegen der sperenzchen des mannes unter mir, fühlte ich mich dort nicht wohl. es gab nur einen netten menschen im haus, den herrn horn neben mir.
drei der eckhäuser der kreuzung waren bestückt mit kneipen und so wurde es, je später der abend, regelmässig laut auf der straße. die stammgäste begegneten sich beim versuch den weg nachhause zu finden und sie fanden sich gegenseitig alle herzlich unsympatisch.
es gab eine gehobene arbeiterklasse, die mit schlips und ohne frau zum trinken ging, die mittlere ging ohne schlips aber mit frau und die proleten soffen ohne alles.
ich paßte in keine der kategorien und wurde, je punkiger ich aussah, von allen gleichermaßen verachtet.
neben herrn horn hatte ich aber doch eine zeitlang einen freund in der straße; den schornsteinfegermeister.
als ich ihn das erste mal sah; besser sein dreiradauto sah; und beobachtete wie sich anstelle einer tür, die autodecke nach oben öffnete und ein schwarzes etwas herauskletterte, mußte ich laut lachen und er dann auch; schon kamen wir ins gespräch.
er war ca. 10 jahre älter als ich, junggeselle und trug sein langes haar zum pferdeschwanz gebunden. er wollte mich immer zu sich einladen oder von mir eingeladen werden, ich aber ließ ja niemanden in mein refugium und verstand auch nicht, daß er annäherungsversuche unternahm. irgendwann gab er auf und das verstand ich natürlich auch nicht.
einige häuser weiter wohnte ein kleiner kugelrunder franzose, der sich mit travestieshows durchschlug. auch ihn lernte ich auf dem gehweg kennen, zwei so bunte wesen wirken magnetisch aufeinander. meine annahme, daß er aufgrund seiner berufswahl auch schwul sein muß, erwies sich als falsch, irgendwann hing er einige nächte an meinem briefschlitz und jammerte so lange nach mir, bis die nachbar einschritten und ihn aus dem haus warfen.
während dieser vorstellungen saß ich zitternd in meiner bettnische und betete, daß er nicht mitbekam, daß ich anwesend war.
ich verstand das alles nicht. "das" waren die männer, nun hier geht es ja um die wohnung, also ergibt das eine andere geschichte.

im vierten eckhaus befand sich ein kleiner lebensmittelladen, in dem ich mir einmal im monat lungenhascheé, ein halbes pfund kartoffeln und frische petersilie kaufte. einmal im monat ein warmes essen, das war herrlich.
mit meinen 215.-dm hatte ich nicht nur die monatskarte für den 23er und die u-bahn zum letteverein hin zu begleichen; ich mußte davon auch die erforderlichen materialien für den unterricht bezahlen. daher fuhr ich aus des öfteren nach ost-berlin um dort so preiswert wie möglich einzukaufen. noch heute besitze ich zwei aquarellblöcke (langsam zerbröselnd und absolut vergilbt), spezielle lineale und zirkel und einen haufen pastellkreiden aus ddr-produktion. und ein plastikpuppengeschirr zum mischen der tuschen, das hält für die ewigkeit!

vor meinem fenster bretterten autos über das kopfsteinpflaster, unter mir liefen entweder volksmusik oder hasstiraden gegen meine person - ich fühlte mich bedrängt, beobachtet und ständigem lärm ausgeliefert.
daher ging ich so viel wie möglich nach draussen.
in der woche gab es den täglichen schulbesuch, am wochenende besuchte ich neue bekanntschaften, die fotographen und modedesigner aus dem letteverein.
der u-bahnhof turmstraße war gefühlte 100km weit entfernt, aber ich hatte um die ecke den s-bahnhof beusselstraße.
mitte/ende der 70erjahre war der s-bahnverkehr stark ausgedünnt, die bahnsteige waren fast immer menschenleer und es gab am späten abend - entgegen der heutigen meinung - dort kein personal für die abfertigung.
die beste s-bahnfahrt meines lebens erlebte ich in einer verschneiten winternacht 1979. ich hüpfte mit meinen pumps (ich besaß kein winterstiefel) fleissig gegen den frost am boden und wartete mutterseelenallein auf den zug. mir war es nicht geheuer, schnell noch eine für die fahrt drehen, irgendwie ablenken....
denn in den wintermonaten dieses jahres häuften sich die überfälle und vergewaltigungen in der s-bahn. in ihren zügen, nicht unbedingt auf dem bahnsteig. oft war man am abend mitten in der woche alleiniger fahrgast und leichte beute.
der zug fuhr ein, rauschte an mir vorbei und ich sah keine weiteren menschen in ihm. ich öffnete eine der türen und wollte einsteigen, als mich eine lautsprecherdurchsage innehalten ließ. ich hatte zuerst nichts verstanden und fühlte mich nicht persönlich angesprochen. wieso auch?
einen fuß im waggon einen draußen hörte ich dann, daß ich mich "jefällichst zum zugführer zu bejeben hätte, froillein"
komische sache, komische stimme - was wollte der kerl von mir?
der schob noch ein "aba dalli!" nach und ich konnte garnicht anders, als diesem befehl folge leisten.
überraschung!
im führerhaus saß eine stämmige frau, gesegnet mit einem bartwuchs, um den sie manch ein kerl beneidet hätte und ihre stimme führte zu verwirrung in sachen geschlechtszuordnung.
sie forderte mich auf mich neben sie zu setzen. "ob ick nüscht davon jehört hätte, wat so des nächstens passiern könne, so alleene inne bahn?" und "et jinge ja janich, daß sie spacket ding alleene in meenen zug sitzen und ick hab denn dit theater, wa?"
ick setzte mir.
und sie, nachdem sie zuende schwadroniert hatte, erzählte und erzählte. fragte mich aus und als sie mich für dessen gut befand holte sie aus einer aktentasche eine große schachtel "mongscherie, wolln se?" und teilte.
und erzählte.
allein der blick aus dem fenster und das durchpflügen des schneefalls waren schon gute gründe zum verlängern meiner fahrt, aber dann noch mongscherie!
ich liebe das zeug und ich versuchte so weit wie möglich mitzufahren, um so viel wie möglich davon zu naschen.
das hat auch recht prima geklappt, auch wenn ich ganz woanders als geplant gelandet bin; ich bin heute der frau noch immer dankbar, daß sie mich schützen wollte und mir eine herrliche, leckere fahrt ermöglichte.

mit dem abbruch der ausbildung endete auch meine zeit in der rostocker straße.
meine eltern stellten die miet-und unterhaltszahlungen ein, ich versuchte vergeblich sozialhilfe zu beantragen.
die vergeblichkeit kam mir nicht ungelegen, ich wollte da nicht unbedingt weiter wohnen und ging nun wieder dorthin, wo ich hingehörte:
auf die straße.

viele jahre später zog ich in meine gefühlt "erste" eigene wohnung, da ich sie mir selber besorgt hatte und gerne in ihr lebte. umgeben von nachbarn die unbeschreiblich offen und mehr als nett waren.

in berlin

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Samstag, 10. Mai 2014
so ist es gut.
ich träumte so schön über ein rapsfeld zu gehen gar zu schweben mein füsse berührten nur die spitzen der blüten
das gelb war hart und fing mich
dann stand ich an der ampel ein bus kippte zur seite schleuderte quer auf mich zu
das kleine mädchen vor mir riss ich zurück
ihm dadurch aber beide beine bis zu den knien ab.
sie starb in meinen armen, verblutete und ich flüsterte ihren namen fing dann an zu schreien - warum nicht ich? warum nur?
das kind war ich und ich war ich.

ja, der unfalljahrestag rückt näher.
gestern fragte mich jemand,( nachdem ich erklärte, daß ich auch nicht fliegen kann), warum man "das" nicht wegmachen kann; "das" ist die frischheit der erinnerung.
ich schlief und war so vertrauensvoll, ich fühlte mich sicher und geborgen.
durch den zusammenstoß wurde mein körper zwar geweckt, aber ich hatte keine zeit zu erwachen.
alles was passierte ging ungehindert ungefiltert ungeschützt direkt in mein stammhirn.
ich blieb danach noch viele jahre in dem schlafenden zustand.
inzwischen kann ich damit leben und bin meistens wach, doch in diese tiefe meines hirnes kann ich nicht dringen, um daran zu arbeiten.
so gerne ich das auch möchte.
daher ist es so wie-eben-passiert und deshalb kann ich weite strecken nicht mehr reisen.
angst haben viele menschen, aber sie können sie erfogreich verdrängen.
ich nicht.

ich weiß was ich alles versäume, verpasse, was ich nicht zu sehen bekomme, was ich nicht riechen, fühlen und schmecken kann.
fremde sprachen, die mich ja faszinieren, werden von mir ungehört erklingen.
es wird ohne mich an einer, an jeglicher küste geschnorchelt werden.
niemals werde ich den riesigen mond in asien bestaunen... und so weiter und so vieles .
wenn ich merke, daß es zeit wird, wenn ich weiß ich werde sterben, dann mache ich mich noch einmal auf den weg und werde reisen.
(sollte es mir vorher bewußt sein, vorausgesetzt natürlich)
ich möchte sehr gerne im okavangodelta sterben, denn dort komme ich her.
es ist alles geplant, finanziert und gut durchdacht von mir, aber das ist noch nicht aktuell.

dieses jahr ist ein neues gefühl hinzugekommen.
das wissen was mir entgeht, meine eingeschränktheit und die begrenzung meiner aktivitäten,
-
das ist alles nichts gegen das wohlgefühl.
zum ersten mal fühle ich mich nicht nur als überlebende, als davongekommene.
nein!
ich bin da ich bin wach ich bin manchmal ganz ich und ich bin alles ganz gerne.
ich lebe!
an einen ort gebunden, aber das ist mir egal.

mandelkern

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Dienstag, 29. April 2014
auch egal, aber komisch.
daß mir erst heute auffällt, daß an tage meiner hochzeit der nahverkehr streikte.
dann gab es erst wieder einen streik am tage meiner scheidung.
dazwischen war keiner.
hört sich an, wie ausgedacht.

gemurmelt

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Freitag, 25. April 2014
*
in gedanken und im gedenken an einen meiner liebsten menschen habe ich ich eben ein gedicht genossen
im sonnenschein mir einverleibt

in gelb in cremeweiß in grün und in braun

der geruch dieser komposition bleibt immer noch an der balkontür hängen

nach 10 jahren vermisse ich sie so sehr,
meine omi.

(neue kartoffeln, spargel, frühlingszwiebeln in brauner gesalzener butter. bei omi gab es aber immer zunge dazu, eine ganze rinderzunge stand dann auf dem tisch. die spitze schon in scheiben geschnitten.)

momente

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Donnerstag, 24. April 2014
auf der straße IX / perpetuum mobile
durch die menschen die ich im meadow kennenlerne gelange ich in die verschiedensten bezirke, wohnungen und lokalitäten.
innerhalb kurzer zeit verbringe ich die eine nacht im wedding bei otto-mühl-anhängern (da habe ich mich rasant fortgemacht), einige andere in einer baghwankommune, aus der ich mit rosa angefärbter wäsche wieder rauspaziere, eine nacht sitze ich in der schlange und höre das erste mal ian dury und verlasse sofort die wohnung, so sehr regen mich die langen haare des inhabers auf. er kommt frisch aus london und hat den koffer voller platten, aber nach dem dury muß ich gehen.
irgendetwas in mir ändert sich, ich bin angespannt und aufgeregt. vorfreudig.
ich drohe zu platzen.
ich suche.
die stadt ist grau und bleibt so gleichgültig wie stets, aber hinter ihren wänden wird es bunt, schräg und schnell.
ich ziehe für eine kurze zeit nach moabit.
ein halbes jahr lerne ich im letteverein werbegraphik; was im nachhinein betrachtet die fortsetzung meiner künstlerischen ausbildung auf scharfenberg war. dort lernte ich einige jahre alles grundsätzliche an techniken, von lithographie, holzschnitt, radierung, kaltnadelradierung, farbenlehre, öl-kreidenmalerei etc., auf dem letteverein gab es das, was mir noch fehlte.
ich implodiere vor kreativität, bin im farbenrausch und das zeigt sich auch in meinem äusseren. nichts geht mehr ohne musik, ich hab den punk im ohr, im herz, im bauch.
zu beginn sind wir alle ziemlich offen und tolerant; eine meine erinnerungen legt den beginn meiner freundschaft mit jenny in den moment, als sie mir unabsichtlich beim rock´n roll tanzen die nase bricht. wir tanzen im shizzo und ich springe zwischen diesem und der hall die nächte hin und her.
einen abend nimmt the angel mich mit ins andere ufer (daß er das war, ist mir eben erst beim schreiben wieder eingefallen), dort fühle ich mich besonders wohl und nach einer portion spaghetti im petit europe trinke ich dort regelmässig einen café oder, wenn´s geld reicht, einen gintonic.
inzwischen gibt das mitropa und ich lerne dort alfred und dagmar kennen. die goltzstraße wird später meine heimat, aber vorerst eile ich nur vom alten dschungel zum mitropa, da mir diese straße wie ein ruiniertes gebiß vorkommt und ich habe angst, daß alles im nächsten moment zerfallen könnte. es gibt da eine drogerie, die verkauft selbstgemachte leicht psychodelische puppen, ich spare lange auf eine, aber sonst gab es dort nur grau.
ich verliere meine wohnung, ziehe für eine kurze zeit zu betti und mark in die lausitzer straße, ziehe wieder weg und trampe allein durch westeuropa die punx in allen ländern besuchen, heirate pro forma und mache meine erste flugreise.
da wir in einem schaumteppich landen, bleibt es meine letzte. wieder in deutschland wohne ich eigentlich bei dagmar in der großgörschenstraße.
eigentlich.
sie ist nicht aufzutreiben und ziehe mit meinen rucksack etwas verzweifelt über die hauptstraße.
im anderen ufer, es ist spät in der nacht, spreche ich mir sympathische jungs an, ob sie mir? obdach geben würden?
sie geben und wohnen gleich um die ecke. so lerne ich wolfgang und nikolaus und dann in ihrer küche die musik der tödlichen doris kennen. ich glaube mich zu erinnern, dass ich der mädchenkammer über der küchentüre nächtige....sicher bin ich nicht mehr.
ich trage immer eine kette aus bunten plastikperlen und genau so reihen sich die orts-und wohnungswechsel aneinander.
die kette ist zerissen und ich kann nur noch einzelne wiederfinden.
dass erwin mich eines tages in rasender eifersucht messerschwingend aus dem mitropa jagt, ist so eine;
dass ich auf einer party in der hauptsraße 155hh lande und schnell wieder abhaue, weil mir die herren i.pop und d.bowie zu bekokst und vulgär sind (der ganze rest an personen auch);
dass ich, dank jenny, die jungs von blurt kennenlerne und, soweit sie in berlin sind, mit ihnen herrlich abhänge;
dass ich im dschungel nur tanze, wenn paul sein rotordrehertanzen startet, weil die tanzfläche dadurch sofort frei wird;
dass ich in einer wohnung lebe, die keine toilette, heizung oder fliessend wasser hat;
dass nach exzessiven konzertbesuchen, mir alle einlasskontrolleure bekannt sind und ich ihnen;
dass menschen in der öffentlichkeit vor mir ausspucken, mir die vergasung empfehlen, die herthafrösche uns zu klump hauen;
dass ich das stundenlang beim tanzen vergessen kann und
dass das leben voll und intensiv und schön ist;
das und das und das -
ich glaube die kette war mehrreihig.

in berlin

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Samstag, 12. April 2014
mein
wie an vielen tagen
wieder kreischend
auf asphalt geriebene haut
kälte für das knochenmark
das ticken
bis mein hirn zerstaubt
angst vor dem zuckerguß
allein marschieren
immer
in die gleiche richtung
mit vielen unbekannten
ein starkes leuchten
macht mir mut
im dunklen
dann in sonnenhelligkeit
zum sterben legen
aber doch das leben küssen
über mir
drehen sich die engel
nach dem weckerklingeln
nochmal rum
zu müde
und schon leicht sauer
ich mache ihnen viel arbeit
sie lassen mich sein
damit ich entscheide
denn
keine gnade ist unendlich
fleischfarbene eventualitäten
treiben nicht voran
nicht zurück
langweilen uns
mich und meine narben
suche nach kunstlicht
dort schmeicheln alle kontakte
und die noten
garnieren und verzieren
gesalzene lider

das ist mein
das bin ich
egal wo der lippenstift sitzt
la clowneska mein rufname nummero xxx
alle haben
schon lange vor mir
gegen das grau gekämpft

ich zittere so sehr in der sonne
kann nicht flüchten
wer kann das besser verstehen
als die
die mit mir am wolkenfreien tag
die fahrt unwiderruflich begann
ich fahre jetzt
achtzehn lange jahre
jedes jahr blutroter
macht achtzehn lippenstifte
am ende.

mandelkern

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Sonntag, 6. April 2014
auf der straße VIII / look!! an angel.
meine erinnerung an ihn ist dicht, kompakt und prägnant.
auch wenn mein mein blick auf das leben noch kindlich war, auch wenn ich ihn vielleicht zu sehr verkläre, ich möchte im nachhinein nichts daran ändern.
ein blick auf jemanden ist immer subjektiv, doch ich genieße ihn noch heute, wie eine saftige frucht im hochsommer.

hatte ich schulfrei oder ferien wurde ich von den menschen mitgeschwemmt, die mir obdach gaben.
war es meine freundin a., wohnte ich in kladow und wir gingen ins ballhaus spandau; die nächte vertanzen.
war es die n., wohnte ich auch im norden, in der pichelsdorfer straße, aber wir fuhren meist nach charlottenburg zum ausgehen.
einige male landete ich in zehlendorf, dort blieb einem aber nichts übrig als entweder durchzumachen oder daheim zu bleiben, der bezirk war nur gut für autofahrer.
wohnte ich bei n. konnte ich auch alleine losziehen und irgendwann müde an die tür klopfen. das war mir am allerliebsten von allen möglichkeiten. ihre mutter war eine sehr bewegte 68erin und das haus stand allen offen. nur achtete ich sehr darauf, die gastfreundschaft nicht zu sehr zu strapazieren und wechselte regelmässig meine schlafstätten.
stapfte ich allein und herrlich ungebunden durch die nächte zog es mich meist nach charlottenburg. ins ku-dorf warf ich nur ein einziges mal einen blick, im sound fand ich die musik scheußlich.
1974/75 traf mich wenig ins herz, musikalisch.
so wurde der ku-damm mein ausgangspunkt (wie in "roundabout zillemarkt“ beschrieben), nach der episode mit bob war dann aber die gegend um den savignyplatz nicht mehr reizvoll für mich,
ich fing an mich den ku-damm "hoch" zu bewegen. inzwischen ist es 1975/76, ich gehe ins tolstefanz und den athenergrill - bitte in einem wort gesprochen - erblicke ende 1976 die ersten 2 punker, die allerdings am kurt-schuhmacher-platz.
egal, irgendwann landete ich dann im meadow.
kurz bevor der punk mich ergriff und hatte ich den rock´n roll entdeckt und mein ausgehkleid samt zugehörigen schuhen, ist original aus den 50ern und ich falle durchaus auf damit. meine pumps haben bleistiftabsätze aus eisen und damit laufe ich laut klackend durch die gegend. mir eilt ein ruf voraus, ich weiß bis heute nicht genau welcher. schön daran war, daß ich mich dazugesellen konnte, wo auch immer ich das wollte.
und nun sitze ich am großen tisch und staune einen jungen an.
er sitzt links neben mir, da fällt mein blick nicht so auf.
mein erstaunen ist ganz ohne alles - ohne begehr ohne logik ohne bewußtsein.
ich sitze neben einer schönheit, die ich nicht trennen kann, zwischen innen und aussen.


er ist ein mensch der die helligkeit seiner haut, die glätte und ebenmässigkeit braucht um sein herz zu schützen; seine dunklen, fast schwarzen haare, augenbrauen saugen viel licht, wirken unecht, so stark ist der kontrast.
eine symmetrie im antlitz, die mir perfekt vorkommt; vor jahren sah ich ein foto von ihm, er war älter darauf, aber auch dort ist das zu erkennen.
der körper - ein mann ohne muskuläre männlichkeit, aber auch mit wenig knabenhaftem.
sein lachen.
absolut ehrlich bis in die zehenspitzen, was heute eines meiner größten komplimente ist, da ich als autistin in jedem zähnefletschen ein lächeln sah.
ihn anzublicken hieß, daß ich in vatermutterbesterfreundundbeste freundin-augen sah.
er war immer gut zu mir und er meinte es immer gut mit mir.

ich sitze also mit am runden tisch, immer links neben ihm, mit halbberühmtheiten und manches mal mit berühmtheiten. die waren mir ziemlich schnuppe und genau das verband uns.
er ist enorm begehrt von mann und frau und dadurch entfernt vom normalen durcheinander der menschen und ich... naja, ich komme sowieso vom anderen stern.
ich genieße seine nähe, seine stimme und was er zu sagen hat. mehr will ich nicht.
ich glaube, daß er das an mir mochte.
um uns herum werden geschäfte und geschäftchen abgewickelt, das meadow ist ja auch ein drogenkaufladen. ich trinke zwar inzwischen alkohol, aber andere drogen verweigere ich. dadurch bin ich wohlgelitten, niemand hat sorge, daß ich etwas abhaben wolle oder mich in die dealerei einmischen werde.
wir zwei amüsieren uns; was ich noch an fetzen von erinnerung hervorholen kann ist voll mit innigkeit und voller lachen.
ich weiß nicht wo er wohnt und wie oder mit wem, von was er lebt, ob er gerne lebt und wohin er so denkt, ich gehe immer mit anderen vom runden tisch fort und lerne viele wohnungen kennen, lebensweisen, neue musik und lande auch in der berüchtigten hauptstraße bei mr.d.b.; aber das ist eine ganz andere geschichte....
man könnte es eine flüchtig hingehauchte oberflächliche bekanntschaft nennen, aber das war es nicht.
in all dem gewimmel und dem selbstpräsentieren war das ein kurze begegnung zweier leute die sich für diesen moment befreunden; wie ein innehalten zum schnappen nach luft, ruhe zum ausstrecken und aus der rolle dehnen.

er lebt nicht lang, er stirbt als einer der ersten an den folgen seiner HIV-infektion.
ein kurzer aufenthalt unter uns und ich weiß nicht, ob er gemerkt hat, wie schön wir zwei miteinander waren.
ich weiß es.

in berlin

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viele schritte, aber the cat was dancing on mein pillow
der gestrige tag umfaßte mit hartem griff jahre, wenn nicht sogar jahrzehnte.
da hatte ich meinen akustikermeister aus lehrzeiten besucht, trank einen café mit ihm, meine hand spielte mit gefräßten paßstücken für im-ohr-höhrern und wir fachsimpelten sehr hübsch, saß ich etwas später vor einer eisentür und wartete auf daß das echo fertig gestellt wurde.... vertraut, sehr vertraut und bruderherz schwirrte durch meine gedanken.
die kardiologie im urban ist freundlich und ruhig im gegensatz zur der in der charité.
für mich aber, war jeder schritt auf dem weg nach hause schwer hängend von etlichen gedanken; da meine u-bahnstrecke gesperrt ist, hatte ich viel zu laufen und am ende aber nur noch ein wort pro schritt.
aber ich greife vor.
das urban.
ich bin in ihm geboren und meine lieblingstante war dort die jüngste oberschwester, die es zu der zeit je gab.
sie rettete mein leben, da sie erkannte, daß ich am verhungern war (mit 6 monaten) und man brachte mich vom urban in die baracken des säuglingskrankenhauses in der königin-elisabeth-straßße in charlottenburg. das alles geschah im "alten" urban, der neubau kam ja erst mitte der 60er jahre.
im neuen bau hätten die docs mich dann fast umgebracht, an ostern 1980.
über das wie und warum werde ich nichts weiter schreiben.
es würde mir doch zu weh tun.
es eine erpresserische medizinische mißhandlung mit nachwirkungen bis ins heute.
auch wenn gestern meine gebärmutter nicht aufmuckte; (ha! sie konnte es nicht mehr, da sie mir amputiert wurde); fühlte ich mich ein wenig traurig und meine erinnerungen schwankten wie besoffen von dem einem zu jedem anderen versuch, das wieder zu reparieren.
viele jahre mit vielen operationen und ich konnte nur schweigen, keine erklärung meinerseits woher die verletzungen meiner organe kamen.
natürlich kann ich plappern, und wie ich das kann, aber bis 2007 verschwieg ich die wirklich wichtigen dinge.
es war gut für meine gesundheit, daß ich gestern dort war.
der zeitliche abstand und die sorge um m., das baulich veränderte grundstück und haus, all das war wie ein handlauf an dem ich mich entlang hangelte.
ich versuchte mir m. gegenüber nichts anmerken zu lassen, doch dann erzählte ich ihr doch, was mich mit dem haus verbindet. erleichternd war das, sonst hätte ich tatsächlich viel dummes zeugs geredet.
auf dem weg nachhause kamen mir die geschlossenen u-bahnstationen sehr recht, im laufen sortierte und justierte ich mein inneres und endlich angekommen tanzte herr katz einen freudentanz on my pillow.
verbotenerweise, aber es war ja ein besonderer tag, denn ich empfinde diese alte geschichte als erledigt.
endlich.

mandelkern

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Donnerstag, 13. März 2014
auf der straße VII / roundabout zillemarkt
zuerst immer einen tee bestellen, einen mit milch bitte,
es gab schmalzstullen, soleier und unregelmäßig auch bouletten,
hatte ich lust auf etwas warmes, ging es knappe 50m weiter die bleibtreustrasse hoch und es gab eine pizza auf die hand.
manches mal schon freitagabend, normalerweise aber jeden samstag und sonntag, war der zillemarkt mein anlaufpunkt,bis ich montags früh wieder richtung tegelort fuhr
man könnte sagen, daß ich mit knappen 16 jahren zu jung war, um durch die nächte zu streunen, aber ich war frei - frei jeglicher regeln und frei aller fürsorge.
heute, im blick darauf nach 30 jahren, weiß ich, das war eine phase, in der ich mich sicher wie nie wieder, alleine durch westberlin bewegen konnte.
zu beginn war da ein trödelstand am ku-damm; ein ganz bestimmter der vielen die dort in reihen standen und den touristen hübsch verformtes silberbesteck, lederschnüre und plo-tücher anboten.
der inhaber war ein mann, den man heute als auf koks/speed oder als reichlich durchgeknallt bezeichnen würde; ich vermute, er war naturstoned. leider weiß ich seinen namen nicht mehr.
er war sehr schmal und hatte dünne, dunkle locken, immer einen bartschatten, einen vw-bus und ein aberwitziges verkaufstalent.
jeder schlenderer wurde von ihm angesprochen, in ein gespräch verwickelt, zum kaufen überredet und so brachte er seine ziemlich reichhaltige familie durch. mich sprach er auch an und ich wurde nach kurzer zeit von ihm "adoptiert". er war ein mensch zu dem man urvertrauen haben konnte, auch solch ein mißtrauisches wesen wie ich.
er gestikulierte wie italiener, sprach rasant, aber verständlich und hatte gewiß sooft über den tellerand geschaut, daß er seinen eigenen nicht mehr erkennen würde.
ich erinnere mich an meine traurigkeit, wenn er mal nicht aufgebaut hatte, dann lief ich den ku-damm hoch und runter, weil ich es nicht glauben wollte.
eines tages nahm er mich mit in den zillemarkt, stellte mich den stammgästen vor und ich treulose tomate blieb dort kleben.
da ich meine tee mit milch nahm, wurde ich der britischen fraktion zugeordnet, was im grunde aber egal war, da sich alle mit fast allen verstanden. ich lernte die übrig gebliebenen perser (bleistreustraße!) kennen, einige, für mich uralt wirkende künstler, viele taxifahrer, eine gruppe von welt-umseglern und den britischen haufen.
ich weiß auch nicht mehr genau wie ich es schaffte, mich so zu amüsieren und meist 2 nächte durchzumachen, nur mit tee!
ich trank keinen alkohol, nahm keinerlei drogen, einzig der schwarze krauser war mein begleiter. es durfte auch ab und zu eine schachtel juno oder rothändle mit, aber das konnte ich mir meist nicht leisten.
die zillemarktgäste waren sehr viel älter als ich und doch fühlten wir uns miteinander wohl.
ich verliebte mich in robert m. und er sich in mich, meine erste liebesbeziehung begann.
wir bewegten uns rund um den savignyplatz, in der grohlmannstraße wohnten die segler, bei denen gab es ein bier (für mich - einen tee); zogen in den zillemarkt und von dort aus weiter über die kantstraße zum nächsten besuch.
es kommt mir so vor, als wären wir unentwegt gelaufen, von einer wohnung in eine bar, dann zu jemanden anderen zu besuch, woanders kurz mal was essen, weiter, weiter und zum schlafen in die leibnitzstraße.
dort wohnte bob, auf einer etage mit einem ägypter, der die exotischste wohnungseinrichtung hatte, die je sah. er lebte zusammen mit einer sanften, runden frau, die als stripteasetänzerin arbeitete und mir geduldig meine fragen dazu beantwortete. auch sie kam mir enorm exotisch vor, ich fragte mich insgeheim wie sie das "überstand" und bedauerte sie. ja, ich war noch sehr, sehr unschuldig und trug die arroganz der jugend vor mir her.
nach dem üblichen knäckebrot/krabben + earl grey tea frühstück zogen bob und ich wieder los.
durch die grauen strassen hin zu einem ort an dem wir musik hören konnten und erfahren, was dies wochenende so los war.
grau war besonders die damals sehr ruhige kantstraße, man bedenke, es war am anfang der 70er jahre und berlin war noch nicht durchsaniert. ins grüne ging man nur zu besonderen anlässen, wenn man kinder hatte, zum flohmarkt am klausener platz und seltener zum boulespiel am schloß charlottenburg.
bob besaß nicht mal einen kassettenrekorder, geschweige eine anlage, so mussten wir in die bars, kneipen oder zu einem freund, der platten und spieler sein eigen nannte.
ein grund zum trinken und einen zum diskutieren fand man immer, die themen wanderten einfach mit uns mit. je später der tag, desto verqualmter und hitziger wurde die stimmung, aber es war immer sehr interessant und hat mir viele neue ansichten/einsichten gezeigt.
ich staunte über die weltgewandtheit des freundeskreis, sie waren alle tolerant und offen auf eine art, die mir so danach nicht mehr begegnete. ein jeder hatte schon mal auf der nase gelegen, jeder hatte neu anfangen müssen und alle mühten sich finanziell zu überleben. bob arbeitete, wie fast alle briten, auf dem bau. das ist erwähnenswert, da er klein und zart war und mir ein rätsel, wie sein körper da mithielt. er erzählte mir von den sprüchen und gesprächen der deutschen kollegen, die nicht wussten, daß er gut deutsch verstand.
es war durchweg faschistisches gedankengut und das wurde heftigst in unserem kreis besprochen.
ich habe eine menge gelernt....


die meisten aus dem zillemarkt müßten heute weit in den 80ern sein; vermutlich sind nicht mehr viele unter uns.
ich hoffe, sie hatten ein gutes leben.
bob traf ich vor ca. 15 jahren in der u-bahn.
ich sah einen alten obdachlosen mann, sah hin und weg, ihn dann doch nochmal genauer an.
er war es.
ich suchte augenkontakt, aber er vermied das und ich bemerkte aus den augenwinkeln, daß er mich ausgiebig musterte. dann sprang er auf und verließ den waggon.

in berlin

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