annemarie
Sonntag, 1. Februar 2015
wie es sein kann.
mit der ersten rentenzahlung kam auch das erste gehalt.
wie merkwürdig es ist, daß ich mit dem (offiziellen) rentenbeginn auch arbeit gefunden habe.
und das in meinen beiden berufen!
noch immer bin ich mißtrauisch, doch anstelle einer desillusionierung, fange ich mehr und mehr an mich zu freuen.
streß mache ich mir selber, indem mein körper auf hochspannung fährt, bevor ich zur arbeit fahre: ich habe noch intus, daß die tage lang sind, körperlich anstrengend und mein wissen nicht unbedingt gefragt ist.
in dem neuen geschäft ist das alles jedoch ganz anders und ich entspanne mich von tag zu tag.
seit januar habe ich schönes micro-löten absolviert, hörgeräte angepasst, hörtests gemacht, als abwechslung papierberge sortiert, hausbesuche mitgemacht und immer wieder fachgesimpelt - das heißt, gelernt gelernt gelernt.
dazu noch die kurzen an-und abfahrtswege!
wie gut es tut ernst genommen zu werden und überhaupt ist mein chef geduldig und sehr aufmerksam mit mir.
ich werde mehr ich, meine lötstation hat ein neues zuhause.
ein kleines glück kribbelt im bauch.
gleich daneben fuhrwerkt die aufregung vor dem kommenden; samstag die vernissage und sonntag in einer woche wieder lesen.
es wird schon....es wird schön....ich werde mir mühe geben.

myself in many words

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Sonntag, 25. Januar 2015
eine einladung
für berliner:
am samstag den 14.02. ist die vernissage meiner kleinen ausstellung
und am sonntag den 22.02. schließt sie mit einer lesung.
letztere beginnt um 16:30 uhr,
das ganze findet im naumann3 statt.
(naumannstr.3, berlin schöneberg)
ich würde mich freuen, den einen und anderen mitblogger vielleicht willkommen zu heissen!

funkel

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Donnerstag, 8. Januar 2015
ich bin frei.
begonnen hat es (jedenfalls für mich) in den 90er jahren, als in algerien erst nonnen und mönche, dann viele der raii-sänger-und sängerinnen, dann feiernde, die es wagten zu tanzen und musik zu hören, von den "übenden" alkaidaterroristen ermordet wurden.
nicht weil ich nun raii-musik sehr liebe, sondern, weil zwar berichtet wurde wurde, aber sich sonst kein mensch dafür interessierte, war ich und bin ich entsetzt.
wie es die jahre weiter ging wissen wir, der blutfluß strömt, frißt sich durch alle erdteile, wird reissend und gestern erreichte er mal wieder paris.
das blut aller ist es, aller lebewesen, egal durch welche hand sie nun starben....
das töten gibt macht und um nichts anderes geht es dabei, auch hier ist mir persönlich egal, wer sich nun das recht dazu nimmt.

ohne einen generalverdacht auszuprechen, sollte es an der zeit sein, sich nicht wie ein nasenbär an der kette von solchen mördern repräsentieren zu lassen.
durch meine erste heirat 1980 bin ich mit muslimen verbändelt, weiß seit 2001 um die auch existierende schadenfreude ("jetzt spüren sie mal wie das ist.", "wird zeit, daß sich der spieß mal umdreht", etc.) und weiß um die sehnsucht nach wurzeln, zugehörigkeit und und dem hang zu ein bißchen scharia. der kommt daher, daß die (fehlende) identität unter anderem durch die religion gefestigt und gelebt werden kann.
etliche andere sind stabiler oder gebildeter oder einfach mit einem warmen herz gesegnet, wie es bei allen menschen aller religionen ist.

es gibt kein bißchen scharia, sie ist ein schweres und blutiges fallbeil.
man hat die freiheit, dorthin zu gehen, wo sie verankert ist und den alltag regiert.
es gibt auch kein bißchen freiheit, sie ist ein instabiles ding, was stetig gefestigt und gesichert werden muß.
die scharia will alles und die freiheit ist alles.
ich, als künstlerin, finde daß die menschen gestern auch für mich und meine freiheit eine sein zu können, gestorben sind.
ich muß nicht alles mögen, was ein karrikaturist so zeichnet, aber ich habe die freiheit wegzuschauen. ich muß es nicht ansehen, muß es nicht kaufen oder weiterverbreiten.
(die) freiheit ist absolut und unverhandelbar.

ich danke euch.

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Mittwoch, 26. November 2014
hey-ho-lets-go.
über tiefenmangel kann ich nicht klagen, mit den höhen verhält es sich ähnlich.
die waage halten sie sich nicht, daran werde ich arbeiten müssen.
ich fühle mich schwerfällig, wenn ich versuche all die, die gestorben sind, zu erfassen.
sie weisen auf eine tiefe, die kein lot erfasst.
ich lasse es bei dem einen versuch.

wie die kugel die den flipper tilt, so sprang ich im januar aus dem versuch zu arbeiten in den rentanantrag.
ich bin tatsächlich rentnerin, mit ausweis undso.
mit dem ausweis in den händen doch gleich noch mal einen versuch arbeit zu finden unternommen.
verstehen tu ich mich selber nicht mehr, meine therapeutin meinte, ich hätte das in-tu-i-tiv unternommen.
was immer mir das sagen soll:
ich sage nur - flipperkugel.
also, ich schließe das jahr in folgender situation:
seit dem 01.03. bin ich rückwirkend verrentet -
befinde mich aber im status der hartz4-empfangenden, was beinhaltet, daß ich nicht arbeiten darf -
am vergangenen montag hätte ich eine arbeit aufnehmen können, aber s.o. -
die rentenanstalt beläßt mich im hartz4-modus bis 2015, sie möchte mir die rente erst dann auszahlen -
die nachzahlungen seit märz werden den ämtern gegeben, (was ja ok ist, aber warum sie die auszahlung an mich so lange verzögern, kann mir keiner erklären) -
meine bewerbung köchelt auf ganz kleiner flamme, das wirrwar macht einfach keinen guten eindruck.
(es handelt sich um einen minijob, ich weiß inzwischen was noch geht.)
(die arbeit wäre eine, die alle meine beruflichen träume umfassen wird - ich könnte löten ohne ende!, aber da noch nichts vertraglich vereinbart wurde, halte ich mich mit schwärmen zurück.)

immerhin habe ich mich von meinem freund dem friseur, überreden lassen, die lesung doch zu halten.
das macht mich bis jetzt stolz und glücklich.
die waage senkt sich wieder.

ich bin reich beschenkt worden;
emotional und auch mit dingen.
gestern gab es die zusage für ein puppenhaus!
ich werde es renovieren und die möbel (aus den 40er und 50er jahren) restaurieren
und das dann weihnachten 2015 in ein kinderheim bringen.
so kann ich im neuen jahr mir einen 50 jahre alten wunsch erfüllen und dann hoffentlich den von anderen....
eben ist es mir gebracht worden und ich werde beginnen.
vielleicht schaffe ich es doch noch zu diesem weihnachten.

die letzten tage habe ich viele entscheidungen getroffen.
grundsätzliche und schwerwiegende.
ich kann es kaum erwarten, daß das neue jahr beginnt.

myself in many words

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Samstag, 15. November 2014
herbst. (für c.)
das wildtaubenpaar läßt sich schaukeln sitzt auf dem obersten zweig und schnäbelt schnell denke ich schnell raus und dann schiebe ich blätter vor mir her und sauge den geruch diesen herrlichen herbstlaubmodergeruch tief hinein fülle mich mich bis unter die stirn nehme ihn mit in das u-bahnabteil in dem kleine kinder toben wie blitze üben sie das halten und schleudern sich um die stangen und ich bekomme karamellbonbonduft vermischt mit penaten dazu und denke an die flachen karamellbonbons für einen pfennig das stück die höheren kosteten zwei pfennige und bin glücklich bis sich der waggon parfüminiert.

hinaus hinaus und an kreisrunde röte auf wangen denken an die zähe kleberei in den furchen der backenzähne an braunen kandis den kinderzähne furchtlos knacken konnten und an den alkoholischen geruch von fallobst in gelben wiesen um die aussenwelt mit ihren nagelstudios und spielcasinos zu übersehen und nur ganz selten noch riecht man einen kohleofen so wie neulich in der gotzkowskystraße als ich aus dem café ging mitten in die frühzeit.

in berlin

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Montag, 20. Oktober 2014
R.I.P.
Peter Radszuhn
 
 
ist samstag nacht überraschend im alter von nur 60 jahren gestorben.
er ist, nein war - mitbegründer von radio1 und dort musikchef.
ein freund aus alten tagen.
vor einem jahr trafen wir uns wieder und hatten pläne; schöne pläne.....
ich denke an seine frau und seine kleine tochter.

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Sonntag, 19. Oktober 2014
zum 25.jahrestag des falls der berliner mauer
wird vom 01.11. bis 09.11. eine ausstellung und filmreihe im deutschen historischen museum / zeughauskino / unter den linden 2
stattfinden:

"borderland
audiovisuelle quellen zur berliner mauer"
(vollständiges programm unter: dhm.de/zeughauskino/filmreihe/borderland-berlin.html)

einige filme/dokus sind noch nie öffentlich gezeigt worden
und im foyer werden bisher unbekannte fotos und filmsequenzen gezeigt.
darunter befindet sich ein ausschnitt des films "leerstelle", der von axel atta maikath und mir 1981/82 gedreht worden ist.

vielleicht hat der eine oder andere berliner blogger zeit und lust sich das anzuschauen.

in berlin

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Samstag, 4. Oktober 2014
berlinische leben / auf dem weg zur straße / internat 1974-1979 / lesung 2014
unser alltag zuhause war quälend geworden; laut mit streit oder in wochenlangem eisigen schweigen.
im gymnasium hatte ich jeden tag ärger mit meinem klassenlehrer, bis er es schaffte, daß ich der schule verwiesen wurde.
eines abends fragten mich die eltern, ob ich einverstanden wäre, auf ein internat zu gehen. die schulzeit würde von montag früh bis samstag mittag dauern und das wochenende lebte man zuhause.
ich sagte sofort zu.


die ersten monate auf scharfenberg waren erholsam und aufregend.
nie zuvor hatte ich in solch einem umfeld gelebt:
auf einer insel im tegeler see, auf der es einen bauern samt tierischen zubehör, eine tischler- und eine metallwerkstätte, ein haus nur für musik und kunst, ruder-segel und paddelboote, einen wald mit seltenen bäumen und pflanzen, felder und äcker, einen eigenen fährmann und viele kleine wohnhäuser für uns schüler, gab.
jedes haus hatte einen sozialarbeiter für tagsüber und einen, der die nächte dort verbrachte. einige lehrer wohnten mit ihren familien auch auf der insel, sie hatten kleine einfamilienhäuser, etwas abseits gelegen. der direktor lebte, auch mit familie, zentral inmitten der schülerhäuser.
es gab einen großen speisesaal, ich genoss morgens die frischgemolkene milch, aß die mittägliche hausmannskost, nahm kaffee+kuchen und fehlte nie beim abendbrot, endlich keine kargen zuteilungen mehr! ich wurde immer satt und ziemlich rundlich. ab diesem moment hörte ich auf nahrungsmittel zu stehlen.
allerdings musste mein bio-leistungskurs der tötung eines schweines unseres bauern beiwohnen; diese ging quälend von statten und ich wurde für die nächsten 20 jahre vegetarierin.
ich lernte kleine kommödchen und regale selber herzustellen, lief stunden durch die felder und den wald, lag am handtuchgroßen inseleigenen strand, verschwand aber immer öfter im kunsthaus. meist erklang dort plätschernde klavierspielerei oder trompete in übung und das begleitete mich bei meinen erkundungen der druckwerkstätten oder beim stöbern in den materialien in den anderen räumen.
es war alles vorhanden für linolschnitte, zum freien malen, kupfer für die kaltnadelradierung, lithographiesteine zum drucken, werkzeuge zum bildhauern.
im normalen kunstunterricht lernte ich holzkohle selber herzustellen, nahm eine ölfarbenpalette in besitz, entdeckte das tuschen mit feder und meine bald heißgeliebten pastellkreiden.
das nahm ich, ja saugte ich gierig auf und all das wissen darum hat mich bis heute nicht verlassen.
leider lernte ich nicht das metallverarbeiten, dafür aber noch rudern, segeln und schlittschulaufen. es ging nur nach dem lustprizip, da ich hier nur mir selber überlassen war und so dann auch - unreif wie man mit 15, 16 ist - meine entscheidungen traf.
zu beginn meiner inselzeit war rudi müller noch direktor; er nahm mich sofort in die schauspielgruppe auf und erlaubte mir so viele bücher wie ich wollte, aus seinem haus zu entnehmen. und er hatte viele bücher! sie fanden sich überall, sogar auf der treppe ins obergeschoss stapelten sie sich, mitsamt den stufen, hoch.
leider wurde er ein jahr später ausgewechselt und lehrte nur noch an der hdk*. der neue direktor ist keine erwähnung wert.
rudi musste sich opfern, da die insel ständig von schließung bedroht war. natürlich wegen finanzieller dinge... und wegen rudis freiem und toleranten führungsstil.
wir schüler organisierten viele aktionen gegen die schließung, einmal war die abendschau da und an einem mittwoch kam jürgen jürgens mit seinem sfbeat-team und berichtete davon. dazu interviewte er eine schülerin - mich. so etwas traute ich mich, darüber staune ich noch heute.
wir hatten erfolg, die schulfarm insel scharfenberg blieb bestehen.
bis heute.

meine mitschüler empfand ich als zwar als fremd, aber nicht als sonderlich bedrohlich.
schnell fand ich kontakt zu den ältesten, die kurz vor dem abitur standen und mir versuchten schach beizubringen (vergeblich), mathe-nachhilfe erteilten (vergeblich) oder versuchten mich zu verführen, ebenfalls (vergeblich).
die etwa gleichaltrigen sah ich nicht als eine homogene gruppe, verstand anfänglich aber nicht, was diesen unterschied ausmachte.
wir 9-und 10-klässler kamen aus 2 bevölkerungsschichten: solche wie ich, meist aus ziemlich gutem hause (kinder von politikern, hochrangigen beamten, vorstandvorsitzenden, etc.). wir hatten unlösbare probleme auf unseren alten gymnasien und familien gehabt, und die anderen kamen als quereinsteiger von haupt- oder realschulen. sie bekamen zuhause nicht die nötige unterstützung, um abitur an einem tagesgymnasium machen zu können.
letztere fraktion war konservativ bis nazistisch, die andere links, linker, am linkesten, aufbegehrend gegen das meist politisch rechts geprägte zuhause.
die konservative fraktion ging zum großen teil in den polizeidienst und nach kürzlichen recherchen entdeckte ich, daß immernoch einige dabei sind....

frisch auf der insel verbrachte ich viele abende bei 2 deutschen und 2 türkischen jungen.
die beiden deutschen waren echte nazis ( das wusste ich anfangs nicht, ich finde ja immer erstmal jeden nett) und die beiden türken stammten aus berlins reichsten immigrantenfamilien.
ich sag nur: teppiche.
mit einem der türken hatte ich die vorliebe für rock'n'roll entdeckt und er staunte über mein tanzvermögen und meine beweglichkeit. wir tanzten bis der schweiß unsere hände auseinandergleiten ließ.
ich hatte spaß, bis ich eines abends durch die tür kam, in den schwitzkasten genommen wurde und mir "sei still, jetze keine fisematenten" ins ohr geraunt wurde. ich verstand nicht, was passierte und einer der beiden deutschen baute sich drohend vor mir auf. er war sowieso ein riesiger kerl und so blieb ich still.
er kniff mich hier und da, versetzte mir boxhiebe, bis er mir mit den worten "wolln wa ma deine judennase plätten!" wirklich einen harten schlag auf meine nase gab. danach warfen sie mich aus dem raum.
Wir tanzten nie wieder rock'n'roll zusammen und ich versteh bis heute zwei dinge nicht:
warum die beiden türken da mitmischten und
warum sie meinten ich hätte eine judennase.
von meiner jüdischen abstammung erfuhr ich selber erst viele jahre später.
verletzt, voll mit angst und ziemlich perplex zog ich mich in die andere fraktion zurück.
die hatten aber genug mit sich selbst zu tun, genau wie die lehrer und sozialarbeiter.
die lehrerschaft kam nicht unbedingt freiwillig von anderen schulen zu uns, sie waren alle sehr speziell, klagten wegen des anspruchs von vaterschaften, bei den alleinstehenden weiblichen lehrkräften bis vor die gerichte oder schrieben, wie mein musiklehrer z.b. an mich, schlüpfrige briefchen über pflaumen, die sie von jungen bäumen pflücken wollten.
die sozialarbeiter kümmerten sich nur um dich, wenn du mit 15 schwanger wurdest und/oder heroinanbhängig, alles darunter war uninteressant.
die linke fraktion verstand mich nicht, ich sie ebensowenig und so zog ich mich mehr und mehr zurück. ich war eben nicht sandelholzparfümiert, kannte keinen einzigen linken liedermacher, las nicht mao, war nicht frauenbewegt und nicht besonders sanft.
trotz meiner parteinahme für salvador allende, konnte ich mit der verbissenheit und dem dogmatismus, der hier herrschte, nichts anfangen.

ich nahm kein speisesaalfrühstück mehr, mittagessen immer seltener und abends holte ich mir schnell nur etwas fürs zimmer.
vollends den halt verlor ich, als ich an den zuhause-wochenenden immer öfter im hausflur vor der elterlichen wohnung saß und vergeblich wartete. sie vergaßen mich und so ging ich dann nicht mehr zu ihnen. noch heute sind die beiden der meinung, ich wäre einfach nicht mehr aufgetaucht.
ich fing an zu trinken.
nach dem aufstehen kippte ich meist ein scheußliches sangriagesöff und ging brav in den unterricht. ich setzte mich in die letzte reihe und versuchte zu stricken. das war damals im unterricht erlaubt.
einmal war ich nicht betrunken und kippelte auf meinem stuhl herum, da warf mich der lehrer raus - weil ich angeblich betrunken wäre.
ich war empört. völlig zu recht!
so kam es, daß ich außer dem kunstunterricht die stunden verträumte und verstrickte.

die wochenenden und ferien verbrachte ich oft bei a., meiner einzigen freundin. sie war wie ich einzelgängerin und das verband uns.
die anderen einzelgänger hatten seltsame vorlieben, wie exzessives hören von kraftwerk oder der ddr-band, die "über 7 brücken mußt du gehn..." jaulte, und sie waren zumeist männlich, rochen angestaubt bis säuerlich, da kam ein befreunden für mich nicht in frage.
a. und ich stritten oft und heftig, fanden aber immer wieder zueinander, da wir uns gegenseitig schützen konnten.
warum das so war, ist eine andere geschichte...
ich fing an auszugehen und da a. in kladow wohnte, wo es nach 10 abends keinen bus mehr gab, machte ich meist durch. in der bleibtreustraße, am ku-damm, im meadow und kurz später entdeckte ich das ballhaus spandau; tanzen-tanzen-tanzen und das stundenlang. dort hörte ich zum 1.mal patti smith und war wie elektrisiert....
eines abends sah ich am u-bahnhof leopoldplatz 3 jungs, die sich in dem einfahrenden zug aus den offenen türen lehnten und irgendwelches zeugs brüllten. die sahen sowas von schau aus. lederjacken, schwarz und speckig, wirre haare. ich rannte zu ihnen, fragte sie nach treffpunkten und bekam schön schnodderig infos über das shizzo und die music-hall.
damit war mein schicksal bestimmt, ich wurde punk!
volle kanne!
auf die insel kam ich nur noch sporadisch, ich lebte mal hier und mal dort, und auf der straße.
keinen lehrer oder sozialarbeiter interessierte das, auch meine eltern versuchten nie, mich irgendwie zu erreichen.
ein letztes mal fuhr ich am 3. februar 1979, meinem 18.geburtstag, nach scharfenberg und ich holte mir ein abgangszeugnis ab.

in den folgenden jahren lebte ich wie es in "auf der straße" beschrieben wird. ich musste aber oft an die insel denken, an einige von meinen mitschülern.
zum beispiel stand ich, mit den ersten frischen erdbeeren, an der ampel adalbert- ecke oranienstraße, und genoss den herrlichen geschmack. ich spürte, daß mir jemand hinterrücks sehr nahe kam und hörte diesen sagen:
"schade. schade. daß wir niemanden mehr vergasen können. du gehörst vergast."
das kam von einem ungefähr 40-bis 50jährigen mann. an seiner seite eine gleichaltrige frau.
wie erfroren stand ich und konnte mich nicht mehr bewegen, während die beiden ruhig über die straße gingen.
ich kannte das. wie oft hatte ich solche und andere schreckliche äußerungen von mitschülern gehört. mal an mich gerichtet oder dann wenn sie sich über andere menschen unterhielten.
meine mitschüler waren jung, dieser mann war "alt".
je länger ich mich erkennbar als punk durch meine stadt bewegte, desto häufiger bekam die dunkelbraunen äußerungen zu hören.
als hätte ich ein schleppnetz hinten angebunden, fing ich sie mir ein, nur wegen meiner andersartigkeit.
sie trauten sich - sie öffneten sich - sie zeigten mir, was in ihnen lebte.
immernoch, weiterhin. nur dann laut vernehmbar, trafen sie auf "abschaum" wie mich. dann brach der damm und es wurde gegeifert und geschäumt und sie freuten sich endlich ein ordentliches feindbild zu haben.
nach meinen erfahrungen auf dem internat wurde ihre braunen ansichten an die kinder weitergegeben.
und selbst wenn mir jenny im shizzo nicht - zufälligerweise auch beim rock'n'roll-tanzen! - die nase gebrochen hätte, an meiner nase befände sich doch ein knick, seit jenem abend auf scharfenberg und ich muss bis heute daran denken, woher der knick kommt.



*Hochschule der Künste, heute Universität der Künste.

in berlin

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Freitag, 3. Oktober 2014
das abschlußgedicht; für uns, die wir dieses jahr auf vielen friedhöfen gestanden haben....
im licht
 
es reibt die augenwinkel wund
bringt
den schnodder unter der nase
zum glänzen wie eis
 
wir sind übrig
 
scheinen uns zu sehen
dabei gleitet es durch alles
auch wenn wir gehen
 
wir sind so übrig

momente

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ja,
es war wohl gut.
die menschen hatten spaß und ich nach einigen anlaufnervositäten dann auch.
stolz bin ich, daß es der jungen generation gefallen hat.
das macht mich glücklich; es ist als kann ich doch kommunizieren, mich mitteilen und werde verstanden.
das hatte ich mir mein leben lang gewünscht.
das war es warum ich anfing zu schreiben.

ich bin immernoch heiser und ziemlich zufrieden, mich getraut zu haben.

funkel

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Sonntag, 28. September 2014
man darf
mich jetzt frau rentnerin nennen.
der antrag ist genehmigt worden.

ich bin sehr erleichtert und froh.

funkel

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