annemarie
Mittwoch, 16. Juli 2014
R.I.P.
Lorin Maazel

Nadine Gordimer

Tommy Ramone

(meine güte, ich wüßte nicht in welchen himmel ich vorbeischauen sollte. wenn sie (und die vielen anderen) in ihrem gewünschten gelandet sind, (was aber sicherlich so ist), fällt die auswahl recht schwer....oder sind alle in meinem eigenen, später dann?)

momente

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Freitag, 11. Juli 2014
kreuzberg erste heimat“ / 1984-89
bevor ich beginne muß ich erst einmal tief luft holen und und meine versuche seßhaft zu werden herauslassen.
diese versuche führten mich durch fast alle west-berliner bezirke,
ich habe nie jemanden getroffen, der sooft wie ich umgezogen ist.
aus mariendorf zog ich in den wedding, nach neukölln, kreuzberg 61, friedenau, britz-süd, schmargendorf, tegel, buckow und auch gleich nach rudow, hermsdorf, spandau, lichterfelde und ein kurzes intermezzo hatte ich in kladow. in so36 gab ich ich mir in einigen wgs kurz die ehre.
allerdings war ich nur mit einem koffer und einigen tüten auf achse; der rest des mobiliars aus moabit war eingelagert.
ich bezog meistens ein zimmer, manchmal auch nur ein bett bei jemanden. es gab einen versuch eine eigene wohnung zu beziehen, diese ist mir hier eine kurze beschreibung wert.

die wohnung, 1 großes zimmer und 2 mit rigipsplatten abgetrennte kammern, lag auf der ecke adalbert/waldemarstraße, im 4.og.
es gab keine heizung, die toilette funktionierte nur wenige monate, dann hieß es improvisieren.
es gab kaltwasser, was für ein glück.
ich war nicht der hauptmieter; wer das war ist mir bis heute nicht bekannt. manches mal hatte ich 2 mitbewohner, die mir ebenfalls unbekannt waren, manches mal nur einen.
ich zog abwechselnd von der einen kammer in die andere und war glücklich, daß es niemand lange aushielt - dann hatte ich die wohnung wieder eine zeitlang für mich.
ich suchte verzweifelt eine eigene wohnung und mir wurde ´84 der tip gegeben, mich bei dem hauswart in der waldemarstraße xx zu melden.
aus dem melden wurde ein abend bei schnaps an mit essen überladenen tischen, ich war in eine türkische großfamilie und das fastenbrechen hineingeraten.
leicht schwankend und total übersättigt schaute ich mir nachts die wohnung an und war begeistert; ein zimmer mit einem ziemlich neuen hochbett, das bad mit wanne, eine küche mit herd und waschbecken. alle räume frisch renoviert und dann die gastherme! ....zum träumen schön.
mustafa, der chef des clans, empfahl der besitzerin an mich zu vermieten und nach einer vorstellung bei der alten dame, die mich streng nach meinen zukunftvorstellungen, meinem arbeitswillen, was mein vater so tat und ähnlichem befragte, kam das ok.
da die wohnung leer stand konnte ich sofort einziehen.
so kam mein kleines kinderregal, mein koffer mit kleidung, meine bücher, ein alter hölzerner schulschreibtisch und etwas geschirr mit mir dort an. eine freundin schenkte mir eine matratze und ich holte das bei meiner omi gelagerte malwerkzeug.
ich war überglücklich, ich erinnere mich, wie ich alles versuchte zu umarmen, sogar die wände, die türen und die erste nacht nahm ich die haustürschlüssel mit ins hochbett.
mit allen sinnen war mir bewußt, daß ich das leben auf der straße und das "herumschlafen" vergangenheit sein würde, daß ich bleiben konnte.
das war auch dadurch möglich, daß das sozialamt die kosten meines lebens bezahlte.
ich war inzwischen körperlich am ende, die letzten jahre "unterwegs" und etliche operationen forderten ihren tribut von mir, ich war auf unterstützung angewiesen.
die ersten sachbearbeiter habe ich erfogreich verdrängt, dann aber wurde ich einer frau h. zugeteilt, der ich bis an das ende meines lebens dankbar sein werde. doch dazu später.
es begann nun eine wunderbare lebenszeit, nicht nur wegen der wohnung. ich wurde von der hauswartsfamilie mit in ihr leben genommen, was dazu führte, daß ich zunahm und mich sicher, ja geborgen fühlte. sie akzeptierten mein enormes rückzugsbedürfnis, meine wechselnden liebhaber, meinen lebenstil - sie akzeptierten mich so wie ich war.
sie lebten in mehreren wohnungen in dem haus und heiratete eines der kinder zog es nach möglichkeit auch in eine freie.
ich freundete mich mit mustafas tochter an, sie war in meinem alter und ein warmherziger mensch. wenn sie kochte und ihr mann, der als asphaltierer massen verschlingen konnte, genug übrig ließ, brachte sie ein töpfchen ins hinterhaus zur der alten dementen frau, um die sich sonst keiner kümmerte. einmal im monat putzte sie auch deren wohnung. mich hatte sie gerne bei sich und fragte mich immer aus; sie wollte alles wissen, von mir, von früher, wie ich gedacht hatte und heute dächte, was ich vorhätte und so weiter. ich glaube, sie war sehr isoliert und ich brachte ihr das leben "draußen" und deutschland näher.
ihr vater lebte schräg über mir, mit einer zweiten ehefrau und 2 gemeinsamen kleinen kindern und einer älteren tochter der zweitfrau und deren erstem mann. ja, das war am anfang auch für mich sehr verwirrend, denn mustafa hatte mit seiner ersten frau 6 kinder, von denen etliche mit ihren familien im haus wohnten.
die ur-mutter war zurück in die türkei gegangen.
die zweitfrau wurde von seinen kindern nur kühl geduldet, am schlimmsten war die situation für die tochter dieser frau. sie klingelte oft bei mir an, um eine zigarette zu erbitten und ein wenig zu reden. es ging ihr meistens nicht gut, aber sie sprach nie direkt darüber, warum das so war. (viel später gestand mir einer der söhne von mustafa, daß alle männlichen familienmitglieder dieses arme mädchen missbraucht hatten. ganz so heile-welt wie ich es sah, war es also nicht.)
links neben mir wohnten 4 türkische männer, alle ohne ihre familien, alle bauarbeiter und konservativ religiös.
da ich alles hörte was sie taten, nahm ich an, daß es anderherum genauso war, aber sie waren immer freundlich und extrem hilfsbereit, trotz meines für sie bestimmt nicht verständlichen lebenstils.
ich fing wieder an zu malen und zu schneidern, kaufte beim trödler das eine oder andere schöne, bekam meine erste eigene pflanze geschenkt und blühte mit ihr zusammen auf.
ganz oben wohnte u., mit mir eine der berliner im haus.
sie hatte einen freund, der so viel jünger als sie war, daß ich zu anfang vermutete es sei ihr sohn.
(ich könnte vom stuhl kippen vor lachen, 30 jahre später erging es mir ebenso....)
sie lieh mir viel politische literatur und verhalf mir zu einem putzjob im stadtteilladen gegenüber.
dort traf ich alte bekannte aus dem turm wieder und mußte mir einiges anhören; ich erinnere mich an eine situation besonders gut:
ich stand nach erfolgreichem putzen an die hauswand gelehnt und rauchte, der boden sollte trocknen und ich musste mich ausruhen. meine krücken lehnten neben mir und ich hielt mein gesicht wohlig in die sonne.
ein typ hielt an, ging rein, kam raus, ging rein - ich hatte ihn erkannt, er mich nicht; er war unsicher, ob des offenen ladens und wer ich war.
ich begrüßte ihn mit namen und dann fiel auch sein groschen.
nach kurzem hallo fing er an mich auszufragen,
(früher habe ich jedem jede frage beantwortet, ich dachte man macht das so),
hörte sich an was ich erzählte und machte mit dann vorwürfe.
wie ich es wagen könnte, vom "scheißstaat" zu leben?
meine replik, mit verweis auf die krücken, ließ ihn zornig werden.
es gäbe das heilehaus, wenn man krank sei und ich bräuchte nicht die miete vom sozi, da ich ja in eine wohngemeinschaft, bzw. in ein besetztes haus ziehen könne.
ich stritt mit ihm, war halb eingeschüchtert halb sauer, schloss den laden zu, ließ ihn stehen und ging nach hause.
kurze zeit später hatte ich hundekot auf meiner türmatte, ertrug nächtliche klingelstürme und es flogen steine in meine fenster.
nicht nur mir erging es so.
an der ecke waldemar-adalbertstraße hatte ein lesbisches paar eine spanische weinhandlung aufgemacht. ich kannte eine der beiden, sie war mit mir auf dem letteverein gewesen.
sie wohnten hinter ihren ladenräumen und mussten dasselbe aushalten und noch einiges mehr. bei ihnen ging es soweit, daß sie regelmäßig überfallen wurden, bis sie schließlich aufgaben, den laden dicht machten und wegzogen.
ich bereute meine naive offenheit und hatte keine ahnung, wie es weitergehen sollte....bis mir meine sachbearbeiterin einen vorschlag machte. sie nahm anteil an meinen bemühungen wieder körperlich fit zu werden und ließ mich durch etliche institutionen laufen, welche mich prüften und testeten. ich hatte ja keine ausbildung und war durch die arthrose nicht für normale jobs geeignet.
so bekam ich das erste mal in meinem leben ein bild meiner fähigkeiten gezeigt, welches mich verblüffte.
frau h. wusste ganz genau, wohin sie mich langsam aber sicher bringen wollte, in eine reha-umschulung.
sie unterstützte mich auch, als ich ihr von den vertreibungsversuchen erzählte und so konnte ich 1989, passend zum beginn der ausbildung, nach schöneberg ziehen.
ich liebte meine wohnung, nachdem mir a. aus dem rauchhaus eine anlage und viele platten geschenkt hatte, konnte ich sogar musik hören. zwar klang es ein wenig wie aus einem telefonhörer, da ich nur eine box hatte, aber immerhin. ja! ein telefon hatte ich auch, mein erstes. meine omi schenkte mir einige möbel und ich hatte ein stück teppich für den steinboden bekommen. mein zimmer lag über der tordurchfahrt und ich hatte immer kalte füße.
am liebsten hätte ich die wohnung als ganzes mitgenommen und die umgebung den fanatikern dort zurückgelassen....
aber ich wusste ja noch nicht, was in berlin 30 schönes auf mich zukommen würde.

in berlin

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Sonntag, 6. Juli 2014
kosmos, meiner. (2014 / pastellkreiden / 155x75)
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

funkel

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Montag, 16. Juni 2014
überstanden.
freitag der 13. war bisher eher ein glückstag für mich.
ich hatte gut gelungene operationen und eine bestandene prüfung an einem solchen tag.
der letzte aber war vom morgen an bis spät voller pech.
das blogger.de off war, das wurde nur das sahnehäubchen auf dem großen haufen....
meine fotos wollte ich demnächst sowieso selber löschen, das ist kein verlust, aber ich bin traurig wie leer all die gemeinschaftsblogs nun sind.
für die blogs ansich ist dirk ja schon am zaubern....toll.

wie schön, wieder hier zu sein.
und alles andere ist irgendwie überstanden.

myself in some words

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Donnerstag, 12. Juni 2014
R.I.P.
Anna-Katharina S.
1984 bis 2004
 
 
meine einzige cousine. sie wählte den freitod.

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Samstag, 7. Juni 2014
von der straße in die erste eigene wohnung:
meine erste wohnung hatte eine ofenheizung und mein bruder zeigte mir, wie ich das anfeuern zu bewerkstellen hätte:
ein bißchen anmachholz, zeitungspapier und zwei, drei briketts die mit zeitung umwickelt sind obendrauf.
und dann alle klappen fest zu.
ich wunderte mich oft über meinen tiefen schlaf und meine nicht enden wollende müdigkeit.
zum glück wohnte unter mir ein schwerstalkoholiker, der lautstark nach kontakt mit mir verlangte und ich vermute der ofen hatte durch undichtigkeit genug durchzug.
mein einzimmer mit bettnische, bad und küche lag im ersten stock in der rostocker ecke wittstocker straße. angemietet hatten sie meine eltern, da der besitzer ein bekannter meiner omi war.
ich besaß ein bett, einen tisch plus 4 stühle und ein kleines regal. mein bruder schenkte mir geschirr, ein kühlschrank war schon vorhanden.
zu meiner freude gab es einen riesigen warmwassserspeicher im bad, da ich alle wäsche mit der hand wusch, froren mir nicht die finger ab.
ein telefon, plattenspieler oder ein radio besaß ich nicht, das regal füllte sich aus dem halben koffer kleidung und meinen kinderbüchern.
nachdem es beschwerden beim hausbesitzer gab, daß man mich nackt sehen könnte, nähte meine mutter mir lange nesselvorhänge. die klagen kamen vom haus gegenüber, die leute beobachteten mich ausgiebig.
dadurch und wegen der sperenzchen des mannes unter mir, fühlte ich mich dort nicht wohl. es gab nur einen netten menschen im haus, den herrn horn neben mir.
drei der eckhäuser der kreuzung waren bestückt mit kneipen und so wurde es, je später der abend, regelmässig laut auf der straße. die stammgäste begegneten sich beim versuch den weg nachhause zu finden und sie fanden sich gegenseitig alle herzlich unsympatisch.
es gab eine gehobene arbeiterklasse, die mit schlips und ohne frau zum trinken ging, die mittlere ging ohne schlips aber mit frau und die proleten soffen ohne alles.
ich paßte in keine der kategorien und wurde, je punkiger ich aussah, von allen gleichermaßen verachtet.
neben herrn horn hatte ich aber doch eine zeitlang einen freund in der straße; den schornsteinfegermeister.
als ich ihn das erste mal sah; besser sein dreiradauto sah; und beobachtete wie sich anstelle einer tür, die autodecke nach oben öffnete und ein schwarzes etwas herauskletterte, mußte ich laut lachen und er dann auch; schon kamen wir ins gespräch.
er war ca. 10 jahre älter als ich, junggeselle und trug sein langes haar zum pferdeschwanz gebunden. er wollte mich immer zu sich einladen oder von mir eingeladen werden, ich aber ließ ja niemanden in mein refugium und verstand auch nicht, daß er annäherungsversuche unternahm. irgendwann gab er auf und das verstand ich natürlich auch nicht.
einige häuser weiter wohnte ein kleiner kugelrunder franzose, der sich mit travestieshows durchschlug. auch ihn lernte ich auf dem gehweg kennen, zwei so bunte wesen wirken magnetisch aufeinander. meine annahme, daß er aufgrund seiner berufswahl auch schwul sein muß, erwies sich als falsch, irgendwann hing er einige nächte an meinem briefschlitz und jammerte so lange nach mir, bis die nachbar einschritten und ihn aus dem haus warfen.
während dieser vorstellungen saß ich zitternd in meiner bettnische und betete, daß er nicht mitbekam, daß ich anwesend war.
ich verstand das alles nicht. "das" waren die männer, nun hier geht es ja um die wohnung, also ergibt das eine andere geschichte.

im vierten eckhaus befand sich ein kleiner lebensmittelladen, in dem ich mir einmal im monat lungenhascheé, ein halbes pfund kartoffeln und frische petersilie kaufte. einmal im monat ein warmes essen, das war herrlich.
mit meinen 215.-dm hatte ich nicht nur die monatskarte für den 23er und die u-bahn zum letteverein hin zu begleichen; ich mußte davon auch die erforderlichen materialien für den unterricht bezahlen. daher fuhr ich aus des öfteren nach ost-berlin um dort so preiswert wie möglich einzukaufen. noch heute besitze ich zwei aquarellblöcke (langsam zerbröselnd und absolut vergilbt), spezielle lineale und zirkel und einen haufen pastellkreiden aus ddr-produktion. und ein plastikpuppengeschirr zum mischen der tuschen, das hält für die ewigkeit!

vor meinem fenster bretterten autos über das kopfsteinpflaster, unter mir liefen entweder volksmusik oder hasstiraden gegen meine person - ich fühlte mich bedrängt, beobachtet und ständigem lärm ausgeliefert.
daher ging ich so viel wie möglich nach draussen.
in der woche gab es den täglichen schulbesuch, am wochenende besuchte ich neue bekanntschaften, die fotographen und modedesigner aus dem letteverein.
der u-bahnhof turmstraße war gefühlte 100km weit entfernt, aber ich hatte um die ecke den s-bahnhof beusselstraße.
mitte/ende der 70erjahre war der s-bahnverkehr stark ausgedünnt, die bahnsteige waren fast immer menschenleer und es gab am späten abend - entgegen der heutigen meinung - dort kein personal für die abfertigung.
die beste s-bahnfahrt meines lebens erlebte ich in einer verschneiten winternacht 1979. ich hüpfte mit meinen pumps (ich besaß kein winterstiefel) fleissig gegen den frost am boden und wartete mutterseelenallein auf den zug. mir war es nicht geheuer, schnell noch eine für die fahrt drehen, irgendwie ablenken....
denn in den wintermonaten dieses jahres häuften sich die überfälle und vergewaltigungen in der s-bahn. in ihren zügen, nicht unbedingt auf dem bahnsteig. oft war man am abend mitten in der woche alleiniger fahrgast und leichte beute.
der zug fuhr ein, rauschte an mir vorbei und ich sah keine weiteren menschen in ihm. ich öffnete eine der türen und wollte einsteigen, als mich eine lautsprecherdurchsage innehalten ließ. ich hatte zuerst nichts verstanden und fühlte mich nicht persönlich angesprochen. wieso auch?
einen fuß im waggon einen draußen hörte ich dann, daß ich mich "jefällichst zum zugführer zu bejeben hätte, froillein"
komische sache, komische stimme - was wollte der kerl von mir?
der schob noch ein "aba dalli!" nach und ich konnte garnicht anders, als diesem befehl folge leisten.
überraschung!
im führerhaus saß eine stämmige frau, gesegnet mit einem bartwuchs, um den sie manch ein kerl beneidet hätte und ihre stimme führte zu verwirrung in sachen geschlechtszuordnung.
sie forderte mich auf mich neben sie zu setzen. "ob ick nüscht davon jehört hätte, wat so des nächstens passiern könne, so alleene inne bahn?" und "et jinge ja janich, daß sie spacket ding alleene in meenen zug sitzen und ick hab denn dit theater, wa?"
ick setzte mir.
und sie, nachdem sie zuende schwadroniert hatte, erzählte und erzählte. fragte mich aus und als sie mich für dessen gut befand holte sie aus einer aktentasche eine große schachtel "mongscherie, wolln se?" und teilte.
und erzählte.
allein der blick aus dem fenster und das durchpflügen des schneefalls waren schon gute gründe zum verlängern meiner fahrt, aber dann noch mongscherie!
ich liebe das zeug und ich versuchte so weit wie möglich mitzufahren, um so viel wie möglich davon zu naschen.
das hat auch recht prima geklappt, auch wenn ich ganz woanders als geplant gelandet bin; ich bin heute der frau noch immer dankbar, daß sie mich schützen wollte und mir eine herrliche, leckere fahrt ermöglichte.

mit dem abbruch der ausbildung endete auch meine zeit in der rostocker straße.
meine eltern stellten die miet-und unterhaltszahlungen ein, ich versuchte vergeblich sozialhilfe zu beantragen.
die vergeblichkeit kam mir nicht ungelegen, ich wollte da nicht unbedingt weiter wohnen und ging nun wieder dorthin, wo ich hingehörte:
auf die straße.

viele jahre später zog ich in meine gefühlt "erste" eigene wohnung, da ich sie mir selber besorgt hatte und gerne in ihr lebte. umgeben von nachbarn die unbeschreiblich offen und mehr als nett waren.

in berlin

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Samstag, 10. Mai 2014
so ist es gut.
ich träumte so schön über ein rapsfeld zu gehen gar zu schweben mein füsse berührten nur die spitzen der blüten
das gelb war hart und fing mich
dann stand ich an der ampel ein bus kippte zur seite schleuderte quer auf mich zu
das kleine mädchen vor mir riss ich zurück
ihm dadurch aber beide beine bis zu den knien ab.
sie starb in meinen armen, verblutete und ich flüsterte ihren namen fing dann an zu schreien - warum nicht ich? warum nur?
das kind war ich und ich war ich.

ja, der unfalljahrestag rückt näher.
gestern fragte mich jemand,( nachdem ich erklärte, daß ich auch nicht fliegen kann), warum man "das" nicht wegmachen kann; "das" ist die frischheit der erinnerung.
ich schlief und war so vertrauensvoll, ich fühlte mich sicher und geborgen.
durch den zusammenstoß wurde mein körper zwar geweckt, aber ich hatte keine zeit zu erwachen.
alles was passierte ging ungehindert ungefiltert ungeschützt direkt in mein stammhirn.
ich blieb danach noch viele jahre in dem schlafenden zustand.
inzwischen kann ich damit leben und bin meistens wach, doch in diese tiefe meines hirnes kann ich nicht dringen, um daran zu arbeiten.
so gerne ich das auch möchte.
daher ist es so wie-eben-passiert und deshalb kann ich weite strecken nicht mehr reisen.
angst haben viele menschen, aber sie können sie erfogreich verdrängen.
ich nicht.

ich weiß was ich alles versäume, verpasse, was ich nicht zu sehen bekomme, was ich nicht riechen, fühlen und schmecken kann.
fremde sprachen, die mich ja faszinieren, werden von mir ungehört erklingen.
es wird ohne mich an einer, an jeglicher küste geschnorchelt werden.
niemals werde ich den riesigen mond in asien bestaunen... und so weiter und so vieles .
wenn ich merke, daß es zeit wird, wenn ich weiß ich werde sterben, dann mache ich mich noch einmal auf den weg und werde reisen.
(sollte es mir vorher bewußt sein, vorausgesetzt natürlich)
ich möchte sehr gerne im okavangodelta sterben, denn dort komme ich her.
es ist alles geplant, finanziert und gut durchdacht von mir, aber das ist noch nicht aktuell.

dieses jahr ist ein neues gefühl hinzugekommen.
das wissen was mir entgeht, meine eingeschränktheit und die begrenzung meiner aktivitäten,
-
das ist alles nichts gegen das wohlgefühl.
zum ersten mal fühle ich mich nicht nur als überlebende, als davongekommene.
nein!
ich bin da ich bin wach ich bin manchmal ganz ich und ich bin alles ganz gerne.
ich lebe!
an einen ort gebunden, aber das ist mir egal.

mandelkern

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Dienstag, 29. April 2014
auch egal, aber komisch.
daß mir erst heute auffällt, daß an tage meiner hochzeit der nahverkehr streikte.
dann gab es erst wieder einen streik am tage meiner scheidung.
dazwischen war keiner.
hört sich an, wie ausgedacht.

gemurmelt

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Freitag, 25. April 2014
*
in gedanken und im gedenken an einen meiner liebsten menschen habe ich ich eben ein gedicht genossen
im sonnenschein mir einverleibt

in gelb in cremeweiß in grün und in braun

der geruch dieser komposition bleibt immer noch an der balkontür hängen

nach 10 jahren vermisse ich sie so sehr,
meine omi.

(neue kartoffeln, spargel, frühlingszwiebeln in brauner gesalzener butter. bei omi gab es aber immer zunge dazu, eine ganze rinderzunge stand dann auf dem tisch. die spitze schon in scheiben geschnitten.)

momente

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Donnerstag, 24. April 2014
auf der straße IX / perpetuum mobile
durch die menschen die ich im meadow kennenlerne gelange ich in die verschiedensten bezirke, wohnungen und lokalitäten.
innerhalb kurzer zeit verbringe ich die eine nacht im wedding bei otto-mühl-anhängern (da habe ich mich rasant fortgemacht), einige andere in einer baghwankommune, aus der ich mit rosa angefärbter wäsche wieder rauspaziere, eine nacht sitze ich in der schlange und höre das erste mal ian dury und verlasse sofort die wohnung, so sehr regen mich die langen haare des inhabers auf. er kommt frisch aus london und hat den koffer voller platten, aber nach dem dury muß ich gehen.
irgendetwas in mir ändert sich, ich bin angespannt und aufgeregt. vorfreudig.
ich drohe zu platzen.
ich suche.
die stadt ist grau und bleibt so gleichgültig wie stets, aber hinter ihren wänden wird es bunt, schräg und schnell.
ich ziehe für eine kurze zeit nach moabit.
ein halbes jahr lerne ich im letteverein werbegraphik; was im nachhinein betrachtet die fortsetzung meiner künstlerischen ausbildung auf scharfenberg war. dort lernte ich einige jahre alles grundsätzliche an techniken, von lithographie, holzschnitt, radierung, kaltnadelradierung, farbenlehre, öl-kreidenmalerei etc., auf dem letteverein gab es das, was mir noch fehlte.
ich implodiere vor kreativität, bin im farbenrausch und das zeigt sich auch in meinem äusseren. nichts geht mehr ohne musik, ich hab den punk im ohr, im herz, im bauch.
zu beginn sind wir alle ziemlich offen und tolerant; eine meine erinnerungen legt den beginn meiner freundschaft mit jenny in den moment, als sie mir unabsichtlich beim rock´n roll tanzen die nase bricht. wir tanzen im shizzo und ich springe zwischen diesem und der hall die nächte hin und her.
einen abend nimmt the angel mich mit ins andere ufer (daß er das war, ist mir eben erst beim schreiben wieder eingefallen), dort fühle ich mich besonders wohl und nach einer portion spaghetti im petit europe trinke ich dort regelmässig einen café oder, wenn´s geld reicht, einen gintonic.
inzwischen gibt das mitropa und ich lerne dort alfred und dagmar kennen. die goltzstraße wird später meine heimat, aber vorerst eile ich nur vom alten dschungel zum mitropa, da mir diese straße wie ein ruiniertes gebiß vorkommt und ich habe angst, daß alles im nächsten moment zerfallen könnte. es gibt da eine drogerie, die verkauft selbstgemachte leicht psychodelische puppen, ich spare lange auf eine, aber sonst gab es dort nur grau.
ich verliere meine wohnung, ziehe für eine kurze zeit zu betti und mark in die lausitzer straße, ziehe wieder weg und trampe allein durch westeuropa die punx in allen ländern besuchen, heirate pro forma und mache meine erste flugreise.
da wir in einem schaumteppich landen, bleibt es meine letzte. wieder in deutschland wohne ich eigentlich bei dagmar in der großgörschenstraße.
eigentlich.
sie ist nicht aufzutreiben und ziehe mit meinen rucksack etwas verzweifelt über die hauptstraße.
im anderen ufer, es ist spät in der nacht, spreche ich mir sympathische jungs an, ob sie mir? obdach geben würden?
sie geben und wohnen gleich um die ecke. so lerne ich wolfgang und nikolaus und dann in ihrer küche die musik der tödlichen doris kennen. ich glaube mich zu erinnern, dass ich der mädchenkammer über der küchentüre nächtige....sicher bin ich nicht mehr.
ich trage immer eine kette aus bunten plastikperlen und genau so reihen sich die orts-und wohnungswechsel aneinander.
die kette ist zerissen und ich kann nur noch einzelne wiederfinden.
dass erwin mich eines tages in rasender eifersucht messerschwingend aus dem mitropa jagt, ist so eine;
dass ich auf einer party in der hauptsraße 155hh lande und schnell wieder abhaue, weil mir die herren i.pop und d.bowie zu bekokst und vulgär sind (der ganze rest an personen auch);
dass ich, dank jenny, die jungs von blurt kennenlerne und, soweit sie in berlin sind, mit ihnen herrlich abhänge;
dass ich im dschungel nur tanze, wenn paul sein rotordrehertanzen startet, weil die tanzfläche dadurch sofort frei wird;
dass ich in einer wohnung lebe, die keine toilette, heizung oder fliessend wasser hat;
dass nach exzessiven konzertbesuchen, mir alle einlasskontrolleure bekannt sind und ich ihnen;
dass menschen in der öffentlichkeit vor mir ausspucken, mir die vergasung empfehlen, die herthafrösche uns zu klump hauen;
dass ich das stundenlang beim tanzen vergessen kann und
dass das leben voll und intensiv und schön ist;
das und das und das -
ich glaube die kette war mehrreihig.

in berlin

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Letzte Aktualisierung: 2024.07.27, 13:34
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by sid (2024.07.27, 13:34)
trauer
das finale bild und gefühl zu meinem vater ist...
by ach annemarie (2024.07.24, 19:03)
herzlichen dank. in all...
herzlichen dank. in all dem streß wegen meines...
by ach annemarie (2024.06.16, 09:48)
danke sid. ich brauche...
danke sid. ich brauche noch einige zeit....
by ach annemarie (2024.06.16, 09:43)
vielen dank.
vielen dank.
by ach annemarie (2024.06.16, 09:42)

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