annemarie |
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Sonntag, 27. Januar 2019
ach annemarie, 15:07h
das neue jahr ist schon so alt, daß es keiner mehr wahrnimmt.
trotzdem wünsche ich allen ein gutes. heute sind meine gefühle in den verästelungen meiner vorfahren; ich kann keinen baum daraus erstellen. zu viele sind nicht mehr befreit worden. zu viele tabus, innerhalb der familie um eindeutigkeiten zu wissen. nach dem lesen von christian berkels "apfelbaum" weiß ich, damit bin ich nicht alleine. auch leningrad und 1 million hungertote beschäftigen mich. ich mußte vorhin eine volle packung kakao wegschmeissen, zu alt, zuviele lebewesen darin. die überlegung sie wieder aus dem müll zu holen: hätten die menschen das damals gegessen? ja. beschämt steige ich auf mein neues ergometer und versuche nicht mehr zu denken. mein chef hat mir seines, weil unbenutzt, vorbeigebracht. (was habe ich einen tollen chef! als wir darüber sprachen, fragte er ob nicht einer meiner freunde...? ach, sagte er die sind ja alle tot. dann mach ich das.) ich schaffe 7 minuten, mit dem vorherigen training ergibt das insgesamt eine stunde ohne gedanken. das tut gut. ich muß da jetzt 2x am tag rauf und strampeln, denn ich habe eine galgenfrist. in 5 wochen ist sie abgelaufen. dann steht eine weitere operation an. nach röntgen und mrt wollte man mich eigentlich sofort....ich aber verweigerte. eigentlich soll ich ein künstliches kniegelenk bekommen. eigentlich eigentlich eigentlich. ich hab das gefühl zu zerbröseln, krümelig zu werden, auseinander zu fallen. nein, kein normales altern. ich doch nicht. seit wann ist irgend etwas bei mir normal? alt werde ich gerne, allein weil ich glücklich bin, es werden zu können. wenn meine haare zwischen den schulterblättern hängen, erschrecke ich. so ungewohnt ist das. als wäre ich neu, anders, eine andere person. den jungs erzähle ich davon, lachen darüber muß ich allein. ich erzähle ihnen jeden tag alles. und sie fehlen mir so. ab und zu kriecht eine idee in mir herum, sie lockt mich und funkelt. aber ich habe nun zweimal am tag gelegenheit ihr zu entfliehen, obwohl sie ein gedanke ist, tarnt sie sich als gefühl. ich habe noch etwas zeit. um zu kämpfen, mich zu schämen, voll wonne bratkartoffeln zu verschlingen, mich selber zu überraschen und mein haare bis zum a*** wachsen zu lassen. meinen vorfahren zu gedenken. und all denen, den gleich erging. und ergeht. ... link (2 Kommentare) ... comment (722) Donnerstag, 13. Dezember 2018
ach annemarie, 11:46h
# januar bis oktober
die monate verflogen im wechsel zwischen lady r. und der akustik, wobei die betreuung immer mehr zeit einforderte. bis ich dann nicht mehr konnte. und nicht mehr wollte. hinzu kam lady h., in meinem haus; eine betreuung die auf die selbsständigkeit von ihr ausgerichtet war. von ihr und ihrer familie gewürdigt wurde. so baute ich lady r.s wohnung pflegegerecht um und ging. # im juni starb mein freund zzup. ich hatte das gefühl, alles beginnt von neuem. und doch wieder nicht. kein sterben, keiner der toten ist miteinander vergleichbar. kein trauern ist dem anderen ähnlich. ma ging es sehr viel schlechter, aber sie hat es noch einmal geschafft. von ihr muß ich meine zähigkeit haben. # der juli. beerdigung, begutachtung, bauen. alles wird überdeckt vom arbeiten. und ich übernehme noch eine betreuung. eine, die mich jedes mal glücklich nachhause fahren läßt. bis heute. # august, september, oktober. ein versuch urlaub zu machen scheitert. erst die grippe, dann die gürtelrose. was mich aufgerichtet hat, sind die folgen eines essens mit meinem chef. einige meiner bilder hängen nun öffentlich herum. er spricht davon, mich groß rauszubringen. rausbringen allein reicht, erwidere ich. was mich wieder ins schwanken bringt, ist der tod von o. sein beerdigung im # november ist eine zäsur. nachdem ich auf der steifen beerdigung unangenehm auffiel; ich war die im feuerwehrroten mantel und den giftgrünen strumpfhosen unter 200 schwarzgekleideten menschen; war ich gewillt etwas zu ändern. nein, nicht die buntheit, die meinem o. mehr als gut gefallen hätte. im gegenteil. einen ansprechpartner und eine hilfestellung für die veränderung fand ich schnell. schneller als gedacht. somit verlasse ich mit dem # dezember dieses jahr. und das mit lebensfreude, ohne meine alten ängste. diese haben sich im november, nachdem sie über 50 jahre mit mir lebten, friedlich verabschiedet. so long. # fazit: durch und durch ein "so long!"- jahr. ohne "see you". ... link (3 Kommentare) ... comment (877) Donnerstag, 6. Dezember 2018
bin ja nicht lebensmüde....dafür aber ziemlich stolz.
ach annemarie, 11:59h
ohne daß ich es forciert hätte war der moment da und ich outete mich gestern
vor pa. nach 9 jahren sprach ich aus. erst zerknautschte sich sein gesicht wie üblich in eine "was für quatsch" - grimasse, das verging jedoch nach sekunden. dann gingen wir durch die angehörigen und versuchten herauszufinden woher es kam. letztendlich schaute er mir ins gesicht und sagte "aber du bleibst die die du bist, es gibt nun gute erklärungen dazu." dann kam "und sag bloß nichts deiner mutter davon. du wirst es wohl von ihr haben." ja pa, sagte ich, ich werde mich hüten ihr davon zu erzählen. ... link (0 Kommentare) ... comment (693) Sonntag, 28. Oktober 2018
auch du mein o.
ach annemarie, 10:53h
ich weiß nicht wie ich es aushalten kann.
soll. o., über den ich hier vieles schrieb, den ich ich in den 80ern heiraten wollte, der mit seinem alkoholismus mich wegschleuderte und doch waren wir immer wieder uns nah. nun ist wirklich keiner meiner liebsten mehr am leben. ob freund, ob geliebter, ob mehr oder weniger als das. alle sind nun tot. ich denke ich stehe unter schock, aber ich fühle. endlichkeit. knallhart, ein naturgesetz. ... link (7 Kommentare) ... comment (968) Dienstag, 23. Oktober 2018
fertig
ach annemarie, 15:12h
nach einem grippalen infekt im urlaub - wann sonst? -
noch eine kopfgürtelrose bekommen ist einfach nur besch****en. aber wir wie immer habe ich glück im unglück, es wurde rechtzeitig erkannt. keine gefahr mehr für die augen und ohren. dafür, nein dagegen nun eine kleine chemo und ich könnte eigentlich wieder loslegen. die rolle schweren papiers habe ich schon entstaubt. aber zweimal die leiter hoch und runter hat mich fertig gemacht und ich muß wieder ins bett. und: als die notärztin wieder fort war, dachte ich daran, wie gut ich es habe. was für ein luxus, daß der arzt zu einem kommt. ... link (0 Kommentare) ... comment (681) Samstag, 29. September 2018
barfuß
ach annemarie, 16:22h
laufen in einer welt aus scherben
sicherlich ja, bildet sich eine hornhaut bis dahin aber ist es nicht einfach bis dahin splittern einige zähne und krümeln die nägel in den nächten machst du dich tagsüber doch leicht und fällst erst im schlaf. atmen ist pflicht schwarz der schnodder im tuch die augenwinkel härten aus. du bist weich geworden hast es satt wirst niemandes hunger mehr befrieden deine finger bilden räuberleiter für den einen für die andere du bildest erinnerung ab und gibst allen saubere tücher bis du sie nicht mehr sehen kannst. dein zorn verzeiht dir daß du nie wütend warst. ist okay sagt er mach mal was zu essen. und zieh dir schuhe an. ... link (0 Kommentare) ... comment (646) Montag, 24. September 2018
ein ganzer tag II (nach einer idee von richard gleim)
ach annemarie, 16:27h
herr katz putzt mit inbrunst meinen linken ellenbogen und ich wache auf.
lachend, es killert und dann merke ich daß es schon hell ist. auch er ist also im urlaubsmodus, ich bedanke mich bei ihm. seit wie vielen jahren habe ich nicht mehr bis nach sieben uhr geschlafen? ich weiß es nicht. trotzdem bin ich noch nicht ganz im hier, aber er hat hunger und wird laut die bohnen sind gemahlen und ich rieche lange, herr katz schmatzt. so ohne ihn, denke ich, wäre es recht still hier. ausserdem würde mir die morgenbückerei fehlen, das auffegen und das säubern seiner toilette. das macht verdammt wach und dehnt den rücken. die espressokanne faucht, ich schnurre bei den ersten schlucken und versuche zu lüften. es knallen die fenster und mir werden birkensamen geliefert. pfundweise dieses jahr. lust auf frühstück habe ich nicht und setze mich an den schreibtisch; ein paar letzte mails für die arbeit, damit ist das thema auch erledigt, die petition für einen inhaftierten türken unterschreiben. eine mail an ma und nach den bestellungen schauen. alles für herrn katz, sein spezialfutter gibt es nur per versand. darüber fällt mir mein frühstück ein und danach wasche ich mir die haare. noch bis vor einem jahr wäre das keinerlei bemerkung wert gewesen, sie sind aber so lang geworden, daß es in arbeit mündet sie zu pflegen. (manchmal erschrecke ich vor meinem spiegelbild, denn nach 20 jahren absolut kurz sehe ich völlig anders aus) eigentlich verabscheue ich dies rumgefummel, kurz war praktisch und schnell getan. doch seit mikes tod habe ich nur einmal eine schere daran gelassen und die auch nur in millimeternähe. fluchend versuche ich die locken zu entwirren und denke an mike, renne schnell in die küche um in den kalender zu sehen - nein, heute ist der 24. erst morgen ist hagens 2. todestag, ich bin erleichtert über meine gute hirnleistung. übermorgen dann herr pappnase, dann axel, danach holger, alles so dicht beieinander. eine traurige zeit und doch liebe ich den herbst. seine farben seine gerüche und endlich regen. nach 5 monaten dürre freue ich darüber sehr. die sturmböen verhindern erfolgreich, daß ich heute eine fuß vor die tür setze. immerhin hab ich ich urlaub und kann verschieben. und wie ich das kann. etliche seiten über die rechte blaue partei lesen, über österreichs prozeß gegen eine abgeordnete und über die fahrradfahrersituation in berlin. alles schwere kost, ich lege mich hin und höre mir bretonische geheimnisse an. gelesen von gerd warmeling, der eine solch schaue stimme hat, daß ich sofort einschlafen kann. den tip hörbücher zum einschlafen zu benutzen, natürlich mit angenehmen stimmen, hatte mir die schwimmlehrerin in hamm gegeben. mir als kleines hatte nie jemand vorgelesen, vielleicht besteht da nachholbedarf. egal, hauptsache es funktioniert. mich weckt der abrupte wechsel von dunkel zu sonne und ich stehe auf, ab in die küche. träumte von makkaroni und siehe da, ich habe welche. fein geraspelte möhre, chili, knoblauch, zwiebeln, etwas speck, olivenöl und petersilie. darüber alten käse und das ist so gut, daß ich im stehen esse. herr katz ist dabei merkwürdig still, bis ich sehe daß er sich quasi in die heizung schmiegt. in die, die für ihn angestellt ist. vom schreibtisch aus schaue ich in den himmel, wunderbare wolkenberge fetzen vorbei, dazwischen kurz ein stück türkisfarbener himmel, blätter stehen und trudeln, mal sonne mal keine. mit einer gedrehten und einem glas cabernet grenache (von aldi, kann ich nur empfehlen) möchte ich in ruhe schreiben - da gibt es einen feueralarm im haus. ist nichts schlimmes, den nachbarn ist wieder mal die milch angebrannt. mir fällte der feueralarm in hamm ein; ich saß im 9. stock, hörte ein komisches geräusch und rief den pförtner an. ganz die stolze akustikgesellin erklärte ich ihm, daß die haussprechanlage eine rückkoppelung hätte. meinegüte hat der mann mich angeschnauzt. nie im leben flog ich treppen schneller herunter! im morgenmantel und ohne brille stand ich unter meinen mitbewohnern, die sich alle zeit genommen hatten sich anzuziehen. die kannten das schon, ich nicht. ich fühlte mich schon ziemlich ausgelacht. jedenfalls ist es witzig für mich, daß ich auch im moment im morgenmantel dasitze, allerdings im 3. stock und mit brille. ich mache noch einen anruf, spreche mit a., einer freundin von zzup, um die ich mich seit seinem tod gekümmert habe. inzwischen sind wir befreundet, wir sehen es als geschenk von ihm an uns. einer geht fort und hinterläßt menschen, die ohne sein sterben uns nie so nahe gekommen wären. ach, herr katz hat wieder ordentlich hunger - schnell füttern, sonst kippt er mir noch um. und ich suche dann das kapitel im hörbuch bei dem ich vorhin einschlief, um nochmals gut einzuschlafen. ... link (7 Kommentare) ... comment (780) Sonntag, 19. August 2018
Herr Horn im Keller (originalzitat, beim kohlenholen im keller gehört / 1979)
ach annemarie, 12:38h
Ja meine Dame darf ich um ihre Aufmerksamkeit Jaja setzen sie
nehmen sie Platz. Wissen sie meine Tochter nach 23 Jahren um 22 Uhr meine Tochter kommt am Sonntag achnatürlich war sie seitdem zweimal hier Wissen sie sie ist hier in der Rostocker geborn 4 Häuser weiter haben wir damals gewohnt und 48 kam ich aus Russland zurück im Zug und ich wusste janich daß mich jemand abholt vom Zug und dann stand sie wissen sie aufm Kopp hatte sie son Turban und der Mund war so rot und dann sagte sie `Bist dus Baba` ja ich war so alt geworden Und dann kam ich nachhause und Muttern sachte `Da kommt der erste` mein Bruder kam späta und dann fragten sie `Haste wat zu essen mitgebracht`und ich sagte `Ja und Dollas` und ich hatte ne englische Uniform die hatte ich an und dann geh ich zum Rathaus wissen se da unten bei Boeldicke und dann hielt eine englische Streife und ich hatte doch die Uniform und dann gab ich den Zettel und sagte `Ja Sir!` und denn sagten sie ich darf wat beantragen und det hab ick ja wat sagen sie ich hab ne Jacke beantragt ne Jacke und n Fahrrad hab ick bekommn haha und abends sagte meine Mutzi ja so nenn ich sie heute noch `Ich geh jetze tanzn` und ich sagte na ich wollte aber meine Mutter guckte so naja ich war det nich jewöhnt Später sind wir hingefahren da hat sie geheiratet 170 Personen 170! und ich fragte sie `Kommt die Queen auch?` nee sagte sie `Die Queen kommt nich` haha Wir fuhren mit dem Zug durch Holland und da sagte der Zugführer daß er uns ne erfreuliche Mitteilung machen könne die englischen Schiffer streiken und denn ham wa 13 Stundn in som holländischn Bahnhof jewartet ich kann ihnen sagen ich kenne viele aba den kenn ich am besten haha Sie versucht mich ja zu bekehren sie is bein Zeugn Jehova aba ich bin nich empfäglich für sowas sind sie das? – Nein ich auch nicht Aber wissen sie ich war Soldat det war 44 un ich hatte 2 Lederkoffer 2 richtige Lederkoffer und denn sind der Alfred ein Kumpel wissense der aus Neukölln In Südtirol da steht Fleischer also ich und der Alfred da rein und fragn `Könnse die jebrauchn?` `Nee könn wa nich, wat wolln se dafür?``5 Pfundt Kartoffeln für Bratkartoffeln und hamse Fett zum braten?` Nee er gibt uns Speck und Kartoffeln und wir sehn n Türschild da steht Müller wir denkn is doch n Deutscher da muß man klingeln sie macht auf und wir sagen `Wir ham Kaffotas und Speck` und sie macht denn Bratkartoffeln denn sagtse `Is fertig aber wir müssen auf Hochwürden warten` und ick denk `Ich hab schon soviel erlebt da werd ich auch Hochwürden verkraften` und denn issa da und alle beten und Alfred und ick wir stehn auf un salutiern und denn guckt er mich an der Hochwürden und sagt `Die Uniform werden sie nicht mehr lange tragen, sind se denn evangelisch oder katholisch?` ich sage `Herr Pfarrer ich bin 1923 aus der Kirche ausgetreten` und denn gibt er mir eine kleine Plakette nachdem ich ihm meine Lebensjeschichte erzählt habe und er schenkt mir Jakob oder so neee Christopherus den Schutzheiligen der Fernfahrer und wissense ick war nachm Krieg üba 20 Jahre Fernfahrer ohne einen einzigen kleinen Unfall ja und die Plakette hab ich heute noch aber ein Auto würd ick mir nich mehr kaufen heute Ja achso ja und ich dank ihnen meine Dame für die Freundlichkeit darf ich ihnen für heute jedenfalls also alles gute meine Dame ... link (4 Kommentare) ... comment (819) Freitag, 20. Juli 2018
so we come now to the bitter end
ach annemarie, 19:56h
sie sind nun alle fort.
der aus grundschulzeiten, der der die erste große liebe war, der mentor, meine zwillingsseele, der vertraute und gut-tuende freund und der schönste mann der welt. dazu der, der zwillingsseeles bruder war, mein patenonkel - künstler und eigen wie ich selbst, meine patentante - nur eigen, wie sie eben war onkel und tante nehme ich nicht auf in den reigen von kerlen, die mich begleiteten. einige liebten mich, einige liebte ich, es gab zeiten da liebten wir uns gleichzeitig. klar, ich bin dankbar. daß es sie gab, daß ich sie kannte, daß sie mich kannten. im moment aber fühle ich mich wie ein trudelnes stück weltraumschrott. die verbindungen in meine vergangenheit sind gekappt. jedenfalls alle männlichen verbindungen. jetzt kann ich noch sagen ja, ich habe gute freundinnen. auch von ganz früh, auch lang und innig. durch die umstände der todesfälle habe ich auch überraschende neue vertraute (mänlich) gewonnen. ich liebe meine freudinnen sehr. ich fühle mich wohl mit den "neuen" kerlen. nach aussen hin kann ich lachen und genießen. ein teil von mir ist jedoch losgelöst und trudelt. im schwarzen und kalten. mein schwarzer kater streicht mir jetzt um die beine und mauzt, er spürt daß ich traurig bin. die augenblickliche gefühlslage ist dem umstand geschuldet, daß wir zzup beerdigt haben, alle mails geschrieben sind, alle fotos versendet wurden, - das organisieren, machen und tun ist vorbei. ich weiß nun kommt die eigentliche trauer. nur, ich war noch nicht mit der über alle anderen soweit. ich fühle mich tonnenschwer und gleichzeitig schwebe ich; ich habe keine ahnung wie es ohne euch alle werden wird. mit mir. so ganz ohne männliche wurzeln, wenn ich euch so nennen darf. heute ist wieder der tag, wo ich um ein zeichen bitte. und es wird ganz sicher eines kommen. denn als ich 2016 um eines von mike bat, gab es das weiße feuerwerk. wie mir heute bekannt ist, ist das aus dem botanischen garten empor geschossen, da dort gefeiert wurde. so wie heute. also kerle, also jungs - steckt eure seelen in ein paar raketen und zeigt es (euch) mir. bitte. ... link (6 Kommentare) ... comment (948) Mittwoch, 18. Juli 2018
der anker ist gekappt
ach annemarie, 13:10h
23:08 uhr, leicht beschickert glitt ich im taxi durch steglitz,
der fahrer drehte jazzradio lauter, kurbelte die fenster herunter und bedankte sich am ende bei mir. "was für'n abschluß" dachte ich später im bett, "wie oft beendeten wir einen abend daß du rathaus schöneberg ausstiegst und ich am liebsten mit dir ewig so weitergefahren wäre...." den morgen über lief ich mit einer küchenrolle je achsel rum, viel aufregung und eine kleine angst. am friedhof war ich anderthalb stunden zu früh. ein mann mit orangener sonnenbrille und ramones-shirt gehörte doch nicht zu uns, aber wir fanden zusammen. er erzählte mir vieles und da wir auf einem friedhof standen, ging es um sterben und überleben. wir wünschten uns gegenseitig noch viele jahre; ob er ahnte, wie mir das zuhören half die zeit zu überbrücken? ich rauchte vor den toren, weit hinten sah ich dann seine mama, wie gefaltet im rollstuhl, zart und fast durchsichtig. seine schwester hielt schöne blumen, frau mamas strauß lag im schoß. beide also auch viel früh. mementos kamen an, trugen seine urne und nach einem langen zögern mit einem blick auf frau mama, nahm ich seine asche in die arme. drehte mich um, dachte meine kniee knicken weg - der schmerz schnitt mich, sehr tief, sehr stark und ich konnte das erste mal um ihn weinen. es war intim, ich hatte keine gedanken, fühlte nur und schwindelschnell zog unsere gemeinsamkeit an mir vorbei. die vorherigen trauerfeiern wurden ausgeläutet. schwarzgekleidete gruppen strömten hinaus und wir vervollzähligten uns hinein. dadurch daß unsere die letzte abschiednahme an diesem tag war, bekamen wir stille und zeit. zeit, damit jeder in den kleinen raum gehen konnte, um den ersten kontakt mit seiner asche zu knüpfen. sie lag, und sie liegt bis alles in der erde vergeht, in einem konstrukt aus bemaltem filz. von unten umrundet das meer einen himmel und berührt dabei die sonne. maritim sah das aus, als läge er mitten im wasser. geruch von vielen lichten, rosenblütenblättern. kühle und ein angenehmes dämmern. die technik wurde getestet, noch eine rauchen, warten auf nachzügler. aber wie schnell dann seine letzte reise doch begann: aus dem raum heraus in die sonne trug cassandra die urne bis zu uns übergab in meine arme ich lief einfach los übergab ihn an seine schwester sie trug ihn bis zum grab und wir hielten an standen still mit einer fuge von bach, sein vater spielte die orgel seine mama schaute und versuchte zu begreifen wir alle zogen unsere blicke in den fünf minuten bach von dem schwarzen tiefen loch auf die blumen und wieder hin und wieder weg plötzlich, so kam es mir vor, wurde die urne hineingesenkt eine kurze rede an ihn wieder spielte sein vater für uns spielte für ihn danach dann fiel erde, ein kristall, eine kastanie, schwebten blütenblätter - seine mama beugte sich schüttete sorgfältig alle blüten aus der schale bedeckte die schwärze und wir drehten uns um und gingen den weg allein zurück. ... link (1 Kommentar) ... comment (713) ... older stories
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innerlich gehe ich auseinander...
innerlich gehe ich auseinander und finde mich in dem... by ach annemarie (2025.06.19, 14:04) Das freut mich sehr!
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Das freut mich sehr! Willkommen zurück! by sid (2025.06.18, 11:29) |